Das oberösterreichische Logistikunternehmen Gartner stieg bereits 2003 in das Intermodal-Geschäft ein. Seither werden in Eigenregie europaweit komplette Kombi-Züge gefahren. Der Fokus liegt hier ausschließlich auf kontinentalen Intermodal-Verkehren, wobei Gartner in diesem Geschäftsbereich 1.800 Ladeeinheiten – 45-Fuß-Container, teilweise mit Reefer-Ausstattung, und kranbare Sattelauflieger – am Laufen hat.
Zwei-Routen-Strategie
„Wir wollen unseren Kunden im Intermodal-Verkehr ausreichend Kapazitäten anbieten und sehen unser Kombi-Engagement als wichtige Ergänzung zum hauptsächlichen Lkw-Transport“, erklärt Jochen Weber, Leiter des Intermodal-Bereichs bei Gartner. Aktuell fährt das Unternehmen in Eigenregie Kombi-Züge von Lambach nach Rumänien, wo vom Hub Arad/Curtici die Verteilung der Sendungen in Südosteuropa erfolgt. Durch die direkte Verbindung agiert Curtici als Knotenpunkt für intermodale Transportlösungen zwischen West- und Südosteuropa. Das ist wichtig aufgrund der notleidenden Bahninfrastruktur in Rumänien.
Ein Zug fährt von Lambach nach Sindos bei Thessaloniki in Griechenland – von dort werden die Ladungen innerhalb Griechenlands und in die umliegenden Länder weiterverteilt. Gartner verfolgt im Intermodal-Verkehr eine Zwei-Routen-Strategie, wie Weber betont. Eine lange Route führt auf dem Landweg von Lambach nach Südosteuropa mit den Hubs Arad und Sindos und der zweite Weg führt von Lambach nach Triest auf der Kurzstrecke. In Triest werden die Ladeeinheiten auf Ro/Ro-Schiffe umgeschlagen und fahren auf dem Wasser in die Häfen Patras in Griechenland und Pendik in der Türkei. Alle Züge fahren nach Fahrplan, werden in Eigenverantwortung vermarktet und bei verschiedenen Traktionären eingekauft.
Kostendruck
Intermodal zu fahren, sei eine hervorragende Chance, Transporte nachhaltiger und umweltgerechter abzuwickeln, betont Weber gegenüber Verkehr: „Im Interesse der Umwelt fühlen wir uns dem Ausbau ökologisch sinnvoller Verkehrslösungen verpflichtet und sind aktives Mitglied der nachhaltigen Initiative Green Freight Europe.“
Der Aktionsradius des Logistikunternehmens reicht aber auch nach Westeuropa und so fährt Gartner etwa Kombi-Züge von Erfurt in Deutschland nach Basel in die Schweiz oder zwischen Basel und Veil. Güter auf die Kombi-Schiene zu verlagern, ist in Zeiten des starken Wettbewerbs durch den Lkw-Verkehr und aufgrund der infrastrukturellen Probleme auf dem Schienennetz in einigen Ländern eine große Herausforderung. Verlader erwarten sich vom Intermodalen Verkehr geringere Transportkosten, was in Anbetracht der zuletzt gestiegenen Energiekosten kaum noch realisierbar ist. Um dem Kostendruck standhalten zu können, muss der Intermodal-Verkehr industrieller und effizienter organisiert werden.
Raus aus dem Dilemma
Die Bahnen haben es nicht leicht im Wettbewerb mit dem Verkehrsträger Straße. Für Weber ist klar: Die Bahnen sollten im Güterverkehrsbereich zu 100 Prozent privatwirtschaftlich agieren, dann könnten sie sich aus dem gegenwärtigen Dilemma befreien. Es sei falsch, den Lkw-Verkehr auf vielfache Weise politisch zu beschränken, um den Bahnen mehr Güter zuzuschieben. Weber: „Je weniger reguliert wird, desto größer der Wettbewerb und auch die Chance für die Bahnen, mehr Ladung zu generieren.“ Allerdings müssten die Bahnen mehr Anstrengungen punkto Transparenz unternehmen, sprich die Kosten viel klarer und für die Verlader nachvollziehbar kommunizieren; hier gebe es seiner Meinung nach großen Nachholbedarf. Insgesamt sieht Weber für den Intermodal-Verkehr in Europa gute Entwicklungsmöglichkeiten – unter der Voraussetzung, dass diesem Sektor seitens der Politik ein zuträglicher Flankenschutz geboten wird. Gartner verlagert jährlich 39.000 Lkw auf die Intermodal-Schiene, was etwa zehn Prozent des gesamten Ladungsvolumens des Unternehmens entspricht.