Was die praktische Anwendung von Künstlicher Intelligenz anbelangt, zählt der Logistiksektor dank seiner intensiven Nutzung von Netzwerken zu den „Early Adoptern“. Mehr als die Hälfte aller Logistiker in Deutschland sehen die Branche dabei sogar in einer Pionierrolle. Denn wie kaum eine andere Industrie ist die Logistik für den Einsatz von KI-gestützten Lösungen nicht nur prädestiniert, sondern vor allem auch besonders offen. Von Nachfrageprognosen über das Supply Chain Management bis hin zu Fulfillment und zur letzten Meile – sämtliche Teilprozesse der Logistik eignen sich hervorragend, um sie mit Hilfe dieser Technologie effizienter, nachhaltiger und kundenorientierter zu gestalten. Davon sind zumindest die begeisterten KI-Befürworter überzeugt, und auch 9 von 10 Unternehmen sehen KI eher als Chance, denn als Risiko.
Hohe Erwartungen
In drei speziellen Bereichen erwartet man sich besonders deutliche Effekte: In der Planung von Lagerbeständen und bei Verkaufsprognosen, bei der Optimierung und Steuerung von Produktionsprozessen, und im Transportmanagement. Künstliche Intelligenz ist dem Menschen bereits heute beim Erkennen und Analysieren von Mustern, bei der adaptiven Planung und Vorhersage von Trends und bei der Entscheidung und Ausführung von repetitiven Aufgaben haushoch überlegen. Dort macht es auch total viel Sinn, die Vorteile dieser Technologie zu nutzen und genau dort werden wir in den kommenden Jahren sicherlich rasante Fortschritte sehen.
Interaktion Mensch/KI
Denn derzeit sind vor allem die Schnittstellen zwischen Menschen und KI-gestützten Anwendungen noch ziemlich holprig. Nicht nur, dass es im IT-Bereich viel zu wenige KI-Experten gibt, um die Interaktionsmöglichkeiten zwischen Menschen und Technologie den individuellen Bedürfnissen der einzelnen User anzupassen, die meisten Lösungen müssen sich in ihrer Bedienung an die Art und Weise wie Menschen kommunizieren und arbeiten erst herantasten. Genau dort wollen die internationalen Technologieriesen wie Apple und Microsoft in Zukunft punkten. Denn deren Entwicklungsabteilungen arbeiten bereits fleißig daran, auch in ihre bekannten Produkte, die heute in beinahe jedem Haushalt zu finden sind, sprachgesteuerte KI-Tools für das „kreative Arbeiten“ einzubauen. Künstliche Intelligenz soll nach Vorstellung von Visionären bald integrativer Bestandteil sämtlicher Aspekte unseres täglichen Lebens werden.
KI-gestützte Kreativität
Und genau hier beginnt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz meiner Meinung nach teilweise absurde Züge anzunehmen. Zugegeben macht es Spaß, mit KI-Tools seine eigenen Fotos und Filme zu bearbeiten, oder sich von ChatGPT beim Schreiben seiner Hausarbeit helfen zu lassen. Da kennt der Spieltrieb der Menschen kaum Grenzen. Doch warum soll ich Künstliche Intelligenz genau dort einsetzen, wo sich der Mensch grundlegend von der Maschine unterscheidet, dort wo wir Menschen unsere ganze Stärke ausspielen können? Warum wollen wir ausgerechnet diesen zutiefst menschlichen kreativen Gestaltungsraum einer Technologie überlassen? Werden kreative Berufe, zu denen auf gewisse Weise auch wir Journalisten gehören, dank KI tatsächlich eines Tages vollkommen obsolet sein?
Ethische Fragen
Sobald man nämlich beginnt KI nicht als technologisches Werkzeug zur Unterstützung des Menschen bei komplexen und datenbasierten Aufgaben zu sehen, sondern als Ersatz für den Menschen selbst, begibt man sich in unerforschtes Territorium. Das wirft jede Menge bislang ungeklärter ethischer Fragen auf. In diesem Bereich hat uns die rasante Entwicklung dieser Technologie schon beinahe überholt – wir erinnern uns an den allgemeinen Aufschrei, als die ersten autonomen Fahrzeuge in tödliche Unfälle verwickelt wurden. Die Rahmenbedingungen, unter denen wir zukünftig mit einer selbstlernenden Intelligenz zusammenarbeiten wollen, sollten wir uns also möglichst bald überlegen.