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„Es war eine Bauchentscheidung, die ich keinen Tag bereut habe“

Johannes Alexander Hödlmayr stammt aus einer Logistik-Familie. Seine Position als CEO musste er sich aber trotzdem hart erarbeiten.
Um keine Trends zu verpassen, setzt das „Hödlmayr Innovation Framework“ auf ­wissenschaftliche Datenanalysen, auf deren Basis konkrete Projekte erarbeitet werden.
Fotos: Hödlmayr
Die Automobillogistik wird durch europaweit uneinheitliche Mauterhöhungen, die sowohl in der Höhe als auch im Zeitpunkt variieren, erschwert, erklärt Hödlmayr.
Fotos: Hödlmayr

Johannes Alexander Hödlmayr ist seit Juli 2024 CEO eines der größten auf Automobillogistik spezialisierten Unternehmens in Europa. Wie es dazu kam, welche Herausforderungen es aktuell in seiner Branche gibt und wie KI hierbei helfen soll, erklärt er im Interview mit Logistik Hero.

Herr Hödlmayr, Sie sind regelrecht mit der Automobillogistik aufgewachsen. Es ist aber nicht selbstverständlich, dass man als junge Person in das Familien­unternehmen einsteigt. Was hat Sie dazu motiviert, eine Karriere in der Automobillogistik-Branche zu verfolgen?
Es war für mich keine beschlossene Sache, dass ich einmal ins Familienunternehmen einsteigen werde. Ich bin meiner Familie sehr dankbar, dass ich meinen eigenen Interessen nachgehen und mich frei entfalten durfte. Dennoch begleitete mich meine Begeisterung für die Logistik unbewusst schon viele Jahre – zum einen während meines Studiums an der FH des BFI Wien, wo ich Logistik- und Transportmanagement studierte, später folgte noch ein Master in Kommunikationsmanagement; zum anderen während meiner diversen Praktika in- und außerhalb des Familienunternehmens. Als ich 2018 von meiner Familie gefragt wurde, ob ich ins Unternehmen einsteigen möchte, war es eine Bauchentscheidung, die mich diesen Weg hat einschlagen lassen. Seitdem habe ich diese Entscheidung keinen Tag bereut.

Welche beruflichen Stationen haben Sie durchlaufen, bevor Sie CEO wurden? Und wie haben Ihre bisherigen Erfahrungen Ihre Führungskompetenzen geprägt?
Erste Berufserfahrung sammelte ich außerhalb des Familienunternehmens bei der Spedition UnitCargo und beim Paketdienstleister Hermes. Mit dieser wertvollen Erfahrung im Gepäck stieg ich 2019 als Assistent der Geschäftsführung der Hödlmayr Logistics GmbH, der größten Hödlmayr-Niederlassung, ein. Durch Job-Rotation und die Übernahme ­diverser Projekt erhielt ich weitere Einblicke in die operativen Prozesse des Kerngeschäfts. 2020 kam der Wechsel zur Vorstandsassistenz, so dass ich die Gelegenheit hatte, meinem Vater für kurze Zeit über die Schulter zu schauen. Bereits 2021 übernahm ich erste Führungsverantwortung und wurde Geschäftsführer der Hödlmayr High & Heavy GmbH. Zuletzt war ich als Geschäftsführer der Hödlmayr Logistics GmbH tätig. Besonders das Wechselspiel von Holding und Operative hilft mir, sowohl wichtige strategische Themen voranzutreiben als auch die Bedürfnisse der Niederlassungen zu verstehen und in meinen Entscheidungen zu berücksichtigen.

Welche Ziele haben Sie sich für die ersten zwölf Monate gesetzt?
Das stetige Vorantreiben unserer Vision und Mission, die wir 2023 neu gefasst haben, ist nicht nur in den nächsten zwölf Monaten von größter Bedeutung, sondern es wird mein stetiges Bemühen bleiben, diese Inhalte im Fokus zu behalten. Wenn ich Ende Juni 2025 das Feedback der Organisation erhalte, dass dies so umgesetzt werden konnte und sich das auch in meinem Eindruck widerspiegelt, dann ist mir im ersten Jahr in der neuen Rolle sicherlich schon einiges gelungen.

Wie wichtig ist für Sie die Fortführung der Familien-Tradition in der Unternehmensführung?
Es erfüllt mich mit Stolz, als Teil der dritten Generation – gemeinsam mit meiner Familie und den people in logisitics – das Unternehmen in die Zukunft führen zu dürfen.
Als Familienunternehmen legen wir großen Wert auf Vertrauen, Beständigkeit und eine enge Bindung zu unseren Mitarbeiter:innen und Kund:innen. Diese Tradition prägt unsere Unternehmenskultur und unser Handeln. Dadurch schaffen wir den Raum für nachhaltiges Wachstum und Innovation, während wir gleichzeitig unseren Wurzeln treu bleiben.

Was sind die größten aktuellen Herausforderungen in der Automobillogistik-Branche?
Veränderungen in Vertriebskanälen wie die Umstellung auf Agenturmodelle führen zu neuen Transportströmen. Gesetzliche Änderungen wie der Start und Stopp von Förderungen oder Steuern können Marktverzerrungen verursachen. Besonders herausfordernd sind zudem auch die europaweit uneinheitlichen und selektiven Mauterhöhungen, die sowohl in der Höhe als auch im Zeitpunkt variieren. Diese Unregelmäßigkeiten erschweren die Verwaltung im internationalen Verkehr und machen Anpassungen für unsere Kund:innen nahezu unmöglich. Weiters sind die Debatten rund um Elektroantriebe und die kürzlich von der EU eingeführten Strafzölle auf chinesische E-Fahrzeuge, die für den EU-Raum gedacht sind, Spannungsfelder, die es zu lösen gilt. Um diesen Herausforderungen erfolgreich begegnen zu können, braucht es langjährige Expertise, unternehmenseigene Assets und eine gute Infrastruktur. Darüber hinaus sind die zunehmende Digitalisierung der Automobillogistik und strategische Partnerschaften unverzichtbare Elemente, welche kontinuierlich über alle Prozesse und Schnittstellen hinweg weiterentwickelt werden müssen.

Welche Innovationen und Technologien sehen Sie als zukunftsweisend für die Automobillogistik und wie stellen Sie sicher, dass Hödlmayr hier immer auf dem neuesten Stand bleibt?
Wir sehen zahlreiche Innovationen und Technologien als zukunftsweisend für die Autologistik, darunter KI & Smart Data, digitale Services, Lieferkettentransparenz, Nachhaltigkeit inklusive E-Mobilität. Um bei Hödlmayr keinen ­relevanten Trend zu verpassen, haben wir vor rund zwei Jahren das „Hödlmayr Innovation Framework“ ins Leben gerufen, ein internationales, heterogenes Team mit Vertreter:innen aus den Bereichen Sales, Transport-Management, IT, General Management und Business Development. Bei der Analyse und Auswahl der Trends unterstützt uns die Fachhochschule Steyr, um eine gewisse Objektivität zu gewährleisten. Als Basis für die Analyse dient das Trendradar von Trend­one, einem international renommierten Beratungsunternehmen. Darin sind derzeit zwölf Megatrends definiert, die mit einem speziellen Scout-Programm kontinuierlich beobachtet und analysiert werden. Diese werden bezüglich der Relevanz für uns, inklusive einer zeitlichen Dimension, bewertet und konkrete Projekte daraus abgeleitet.
Zusätzlich haben wir eine Selbsteinschätzung vorgenommen, welche Kompetenzen wir in diesem Kontext schon im Haus haben und wo wir notwendige Expertise aufbauen müssen. Daneben halten wir es für sehr wichtig, das Thema Innovation & Digitalisierung strukturell in der Organisation zu verankern, um sicherzustellen, dass Innovation nicht im Tagesgeschäft untergeht.


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