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Regional die Stärken ausspielen

Foto: Huber Spedition
Im speditionellen Bereich ist Huber regionaler Akteur für den europäischen Stückgutverbund Systempo.
Foto: Huber Spedition

Das Mürztaler Speditionsunternehmen Johann Huber ist ein regionaler Champion. Verkehr sprach mit dem Firmenchef Johann Huber über Erfolge, E-Mobilität und Politik.

von: Josef Müller

Das in St. Lorenzen im Mürztal ansässige Unternehmen Johann Huber startete 1956 mit einem Lkw. Heute hat das Unternehmen 120 Lkw in der eigenen Flotte und erwirtschaftet mit 240 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 45 Millionen Euro. Im Gespräch mit Verkehr zeigt sich Geschäftsführer Johann Huber zufrieden mit dem Ergebnis. Das vergangene Jahr sei aber ­herausfordernd gewesen. „Die Margen in unserer Branche haben sich zwischen null bis drei Prozent bewegt“, so Huber.
Sein Unternehmen agiert in drei Bereichen: Spedition, Transportgeschäft und Lkw-Werkstätten an den Standorten St. Lorenzen und Liezen. „Wir sind sehr stark regional ausgerichtet – zu unseren Kunden zählen in der Region befindliche Industrieunternehmen“, erklärt Huber.
Im speditionellen Bereich ist Huber regionaler Akteur für den europäischen Stückgutverbund Systempo, für den tägliche Verkehre zwischen dem Systempo-Depot in Ansfelden und St. Lorenzen sowie in weiterer Folge in der obersteirischen Region abgewickelt werden. 95 Prozent des Speditions-Geschäfts wird in Österreich erwirtschaftet, wie Herbert Wied, Leiter des Bereichs Spedition & Logistik, betont.

Flächenerweiterung
In den vergangenen Jahren wurde massiv in die Expansion am Standort St. Lorenzen investiert. Es wurden etwa für zehn Millionen Euro neue Lagerhallen errichtet. Diese sind u.a. für den Bereich Lager- und Kontraktlogistik gedacht, denn das sind Standbeine, die sich in den vergangenen Jahren stark ent­wickelt haben und dafür sorgen, dass alle vorhandenen Lager­kapazitäten gut ausgelastet sind, wie Wied sagt. 2021 wurden deshalb 6.000 m2 an Hallenflächen gebaut und es sollen weitere 6.000 m2 dazukommen. So soll Platz für die Lagerung von bis zu 9.800 Paletten entstehen.
Als wichtiges Asset bezeichnet Huber auch die eigenen Lkw-Werkstätten für die Marken MAN, Renault und Volvo, die seit 55 Jahren betrieben werden und die auch externen Kunden offenstehen. Aktuell wird zudem eine neue Werkstatt gebaut, die Ende dieses Jahres bezogen werden soll.

Grüne(re) Flotte
Wied: „Unsere Kunden erwarten, dass wir eigene Fahrzeuge und qualifiziertes Personal haben.“ Betrieben werden die Lkw zu 85 Prozent mit Biodiesel, der ausreichend zur Verfügung steht, teilweise auch in Österreich produziert wird und wirtschaftlich ist, obwohl der Verbrauch pro Fahrzeug höher ist. Und: Mit Biodiesel lassen sich die CO2-Emissionen um bis zu 70 Prozent reduzieren.
An das Thema E-Mobilität tastet man sich gerade heran, zwei E-Lkw wurden bestellt. „Wir wollen ausprobieren, wie das funktioniert“, so Huber. Viele Fragen hat der Firmenchef allerdings zu politischen Vorstellungen und Zukunftsvisionen – zum Beispiel, woher der grüne Strom kommen soll, welcher primär in der Nacht zum Laden benötigt wird? Oder: Wer soll eigentlich die Stromnetze ausbauen, damit alle Lkw auf elektrischen Antrieb umstellen können? Und auch, wie lange es sich der Staat noch leisten kann, E-Lkw in der massiven Form zu subventionieren?
Das ist für Huber ein Rätsel sowie auch das politische Diktat, alles auf E-Lkw zu setzen und andere Technologien außer Acht zu lassen: „Die Politik sollte Technologie-Offenheit garantieren und mit der aktuellen Schwarz-Weiß-Malerei aufhören.“ Unter Technologie-Offenheit versteht Huber übrigens Treibstoffe wie HVO 100 oder eben Bio-Diesel.

Arbeit und Arbeiter
Für sinnvoll hält es der Geschäftsführer, wenn die Politik Lkw mit höheren Gewichten fahren lassen würde, also 44 bis 46 Tonnen Gesamtgewicht statt den jetzigen 40. Denn: Mehr Gewicht pro Lkw bedeutet weniger Lkw auf den Straßen und somit folglich weniger Treibhausgas-Emissionen.
Wenn Huber über Politik spricht, dann beklagt er die viel zu große Bürokratie und den „unproduktiven Kontrollwahn“, der hier in Österreich vorherrschen, und meint damit die zahlreichen neuen Richtlinien.
Zu schaffen machen seinem Unternehmen die hohen Lohnkosten, die in den vergangenen drei Jahren stark gestiegen sind. Auch mit der aktuellen Arbeitspolitik ist er klarerweise nicht zufrieden. „In Griechenland wird die Sechs-Tage-Woche eingeführt und wir in Österreich debattieren über eine Vier-Tage-Woche bei gleichem Lohnausgleich. In vielen industrialisierten Ländern ist die Leistungsbereitschaft bereits wesentlich höher. Das darf man wohl sehr kritisch hinterfragen“, so Huber.
Wie viele in der Branche sucht auch Huber qualifiziertes Personal, und dieses sei nicht leicht zu finden, weil der Nachwuchs nicht mehr so spürbar leistungsbereit sei wie die Baby-Boomer-Generation, die derzeit in großen Scharen in den Ruhestand geht, weiß Wied aus eigener Erfahrung. Huber bildet selbst Lehrlinge aus und gehört im Mürztal wohl zu den ganz wenigen Unternehmen, die das noch machen. 


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