Seit Jahren wird beim Thema eFuels politisch herumlaviert und das sowohl in Österreich als auch auf EU-Ebene. Die Europäische Union will bekanntlich bis 2050 die CO2-Neutralität in allen Staaten der Union erzielen und die Energiewende unter anderem damit erreichen, dass ab diesem Zeitpunkt Menschen und Güter in der EU nur noch mit alternativ angetriebenen Fahrzeugen transportiert werden können. Dass das nur eine Illusion ist, hat sich mittlerweile schon klar herauskristallisiert, auch auf politischer Ebene, immerhin wurde das im EU-Green-Deal propagierte Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 bereits aufgeweicht. Die Menschen und auch die Transportwirtschaft wollen selbst entscheiden, welche Form der Mobilität für sie am besten passt. Denn keine Technologie ist der Weisheit letzter Schluss, es sollte die Technologieoffenheit unbedingt auch in Zukunft bestehen bleiben, plädiert Stephan Schwarzer, Generalsekretär des Vereins eFuel Alliance Österreich, im Gespräch mit Verkehr.
Technologieoffenheit bezieht sich auf die verschiedenen Antriebstechnologien im Pkw- und Nutzfahrzeugbereich. Nicht das batteriebetriebene Auto oder der E-Lkw allein sind das Allheilmittel, um das Weltklima zu retten, sondern vielmehr die den jeweiligen Bedürfnissen angepassten Technologien, wie etwa HVO100 und eben eFuels für den Antrieb des seit eh und je bewährten Verbrenners, bei dem noch Quantensprünge an Innovation möglich sind, wie in Fachkreisen immer wieder betont wird.
Verbrenner politisch zu verbieten, kommt bei den Autofahrern und bei den Transportunternehmen gar nicht gut an, wie die stagnierenden Zahlen beim Absatz von E-Autos und E-Lkw zeigen. „Es braucht das Zusammenspiel von mehreren Lösungen wie Wasserstoff, eFuels und Batterie“, betont Schwarzer und spricht im Interesse der zahlreichen hinter der eFuel Alliance stehenden Unternehmen aus allen Bereichen der heimischen Wirtschaft, einschließlich der Logistik-Branche.
Politik muss agieren
So wie derzeit schon viele Transportunternehmer mit großen Ambition HVO100 als biobasierten alternativen Treibstoff in die Lkw der heimischen Transportwirtschaft tanken, so könnten im nächsten Schritt eFuels die probaten Kraftstoffe sein, ist Schwarzer zuversichtlich. Denn: Wenn der Bedarf an HVO100 steigt, werden die verfügbaren Mengen nicht ausreichen. Er empfiehlt Logistik-Unternehmen darum, beim Thema eFuels die laufenden Entwicklungen genau im Auge zu behalten.
Faktum ist, dass derzeit die Produktion von eFuels noch teuer ist, weil Kosten auf kleine Mengen zu verteilen sind. Die Frage ist: Wann kommt die große Kostendegression? Dann, wenn auf politischer Ebene ein klares Bekenntnis abgegeben wird, wie es mit den eFuels künftig weitergehen soll.
Und man sollte nicht übersehen, dass Strom kontinuierlich teurer wird, allein schon aufgrund der Netzkosten, aber auch wegen der Knappheit des Stroms für viele neue Bedarfsanforderungen.
Hoffnung am Horizont
Es gibt aber Anlass zur Hoffnung, dass eFuels zu höheren Ehren kommen werden, zumal bei der EU-Wahl die politischen Befürworter von eFuels klare Kante zeigten. Auch in Österreich sind die politischen Parteien mehrheitlich aufgeschlossen gegenüber Technologieoffenheit. Daraus leitet man bei der eFuel Alliance Österreich die Chance ab, dass sich hierzulande in der nächsten Legislatur-Periode die Dinge zugunsten von eFuels entwickeln könnten.
Derzeit werden E-Fahrzeuge in verschiedener Hinsicht steuerlich begünstigt, diese Vergünstigungen sollte man auch herkömmlichen Verbrennern gewähren, wenn sie mit klimafreundlichen eFuels betrieben werden, wünscht sich Schwarzer. Vor allem aber wäre es dringend notwendig, ein klares politisches Bekenntnis abzulegen, wie man eFuels künftig nutzen will. Gibt es klare regulatorische Rahmenbedingungen und ambitionierte Quoten für klimafreundliche Kraftstoffen, würden sich Investoren und Produzenten engagieren und könnte die Produktion von eFuels hochgefahren werden, den à la longue wird an diesem Treibstoff kein Weg vorbeiführen, ist Schwarzer überzeugt.
Langfristige Ziele
Bei der E-Mobilität stellt sich die Frage, ob ausreichend Strom im Land vorhanden ist, um die Zahl der von der Politik gewünschten E-Fahrzeuge auch voranzubringen. Schwarzer: „Österreich braucht eFuels, weil nicht ausreichend Strom für die Mobilität verfügbar ist.“ Für die Produktion von eFuels braucht es viel Energie, die aber momentan brachliegt – über diese verfügen allerdings zahlreiche klimatisch geeignete Länder, wie beispielsweise Chile, Brasilien, in rauen Mengen. Dort eFuels zu marktfähigen Preisen zu produzieren und nach Europa bzw. Österreich zu transportieren, würde sich betriebswirtschaftlich durchaus darstellen lassen – unter der Voraussetzung freilich, dass große Mengen produziert werden, um den steigenden Bedarf zu decken. Schließlich gehe es darum, langfristig Diesel und Benzin gänzlich durch eFuels zu ersetzen. Schwarzer betont: „Das sollte das Ziel sein.“