News

Emissionsfreie Lkw: Sinkende Kosten ermöglichen schnelle Marktdiffusion

Abbildung: Shutterstock / petovarga
Eine neue Studie des Fraunhofer ISI ergab, dass batterieelektrische Lkw die vielversprechendste alternative Antriebstechnologie ist, da die Kosten schneller als bislang prognostiziert sinken werden.
Abbildung: Shutterstock / petovarga

Eine neue Studie des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat die zukünftige Kostenentwicklung emissionsfreier Lkw analysiert und dafür Kosten für Schlüsselkomponenten aus über 200 Quellen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass emissionsfreie Lkw von schnell sinkenden Kosten für Batterien und Brennstoffzellen profitieren werden. Dies ermöglicht eine schnelle Marktdiffusion und trägt zur Erreichung nationaler und internationaler Klimaziele bei. Nach heutigem Kenntnisstand sind dabei batterieelektrische Lkw in vielen Anwendungsfällen die vielversprechendste und kosteneffizienteste Technologie. Daraus folgen die Empfehlungen für Industrie und Politik, sich schnell auf den Aufbau von Produktionskapazitäten, eines flächendeckenden Ladenetzes inklusive Erweiterungen des Stromnetzes sowie Regulierungen für emissionsfreie Lkw zu fokussieren.

Die notwendige Reduktion der Treibhausgasemissionen im Straßengüterverkehr erfordert einen schnellen Übergang zu emissionsfreien Lkw. Es ist jedoch aktuell unklar, wie schnell und mit welcher Technologie dieser Übergang vonstattengehen wird. Das verdeutlicht auch die rege Debatte um die Rolle von batterieelektrischen Lkw und Brennstoffzellen-Lkw, insbesondere im schweren Straßengüterverkehr. Gleichzeitig benötigen der Infrastrukturausbau, Netzerweiterungen, Anpassungen im Produktportfolio, Vorschriften zur CO2-Regulierung oder mögliche Subventionen viel Zeit und Geld. Jedoch sollten solche Unsicherheiten weder Maßnahmen noch Investitionsentscheidungen in neue Technologien verzögern. Dies führt vor dem Hintergrund begrenzter öffentlicher Budgets zu der Frage der Priorisierung auf vielversprechende Technologien, insbesondere beim Übergang von einer Förderung von Forschung und Entwicklung hin zur Markteinführung, die mit deutlich höheren Ausgaben einhergeht.

Kostenanalyse für Schlüsselkomponenten von emissionsfreien Lkw
Um die Debatte weiter voranzutreiben, haben Forscher des Fraunhofer ISI in einer Studie, die kürzlich in Nature Energy veröffentlicht wurde, die zukünftige Kostenentwicklung für Schlüsselkomponenten – insbesondere Batterien und Brennstoffzellen – von emissionsfreien Lkw untersucht. Dazu wurden unterschiedliche Kostenentwicklungen aus der Literatur im Rahmen einer Meta-Analyse herangezogen und im Hinblick auf Robustheit, zeitliche Stabilität und Ambitionsniveau diskutiert. Zuletzt wurden ermittelte Kostenentwicklungen mit Zielkosten für den technologischen Durchbruch gemäß anderer Studien verglichen sowie in eine Gesamtkostenrechnung (TCO) eingebettet, um die Kosten von batterieelektrischen Lkw und Brennstoffzellen-Lkw gegenüber Diesel-Lkw für die Jahre 2020, 2030 und 2040 zu vergleichen.

Kosten sinken schneller als erwartet
Die Ergebnisse zeigen, dass die Kosten für Batterie- und Brennstoffzellensysteme für schwere Lkw deutlich schneller sinken werden, als in älteren Studien erwartet. So prognostiziert die Studie, dass Batteriesystemkosten bald unter 200 Euro/kWh fallen werden und in den späten 2040er-Jahren auf 100 Euro/kWh sinken könnten. Ebenso werden die Kosten für Brennstoffzellensysteme in den späten 2030er-Jahren vermutlich deutlich – auf rund 150 Euro/kW – sinken, wobei Prognosen aufgrund der geringeren kommerziellen Reife und Zweifeln hinsichtlich der Realisierbarkeit von Zielkosten mit größerer Unsicherheit behaftet sind. Die Autoren der Analyse betonen die großen Herausforderungen, um sowohl die hohen Kostensenkungen als auch technischen Fortschritte für beide Technologien schnell und in der Praxis zu realisieren.

Aussichtsreiche Alternative: batterieelektrische Lkw
Nach heutigen Kenntnisstand stellen batterieelektrische Lkw mit hoher Sicherheit die vielversprechendste Technologie dar, um mindestens das Kostenniveau von heutigen Diesel-Lkw zu erreichen. Gleichzeitig benötigen sie dafür auch weniger finanzielle Unterstützung als Brennstoffzellen-Lkw, die vermutlich gegen Wasserstoffknappheit und hohe Preise anzukämpfen haben. Neben dem Kostenaspekt profitieren batterieelektrische Lkw auch von einer schnelleren, großskaligen Verfügbarkeit der Technologie am Markt. Darüber hinaus zeigen weitere Studien, dass batterieelektrische Lkw auch technisch – in Bezug auf erforderliche Reichweiten oder die Nutzlast – für die meisten Anwendungsfälle in der Logistik bereits heute geeignet sind. Brennstoffzellen-Lkw könnten sich hingegen als ergänzende Technologie für schwer elektrifizierbare Bereiche oder Spezialtransporte erweisen, insbesondere, wenn Wasserstoff für andere Sektoren in großem Umfang zur Verfügung steht. Daher erscheint eine öffentliche Förderung von Brennstoffzellen-Lkw für Forschung und Entwicklung sowie Erprobungen weiterhin angebracht.

Investitionen in Produktionsanlagen und Ladeinfrastruktur notwendig
Steffen Link, Hauptautor der Studie, leitet aus diesen Ergebnissen die folgenden Politik-Empfehlungen ab: „Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass die Kosten für emissionsfreie Lkw erheblich und schneller als erwartet sinken werden. Dies erfordert den schnellen Aufbau von großskaligen Produktionsanlagen, um die Marktdiffusion dieser Fahrzeuge zu fördern. Unsere Analyse und der aktuelle Kenntnisstand zeigen, dass batterieelektrische Lkw die techno-ökonomische Wettbewerbsfähigkeit mit heutigen Diesel-Lkw für die meisten Anwendungsfälle in absehbarer Zeit erreichen dürften. Die priorisierte Förderung von batterieelektrischen Lkw stellt somit eine politische No-Regret-Option dar, die Unsicherheiten verringert, begrenzte öffentliche Budgets besser nutzt und richtungsweisend für den Logistikmarkt agiert. Dies ist für einen schnellen Übergang zu emissionsfreien Lkw unerlässlich. Dafür müssen die Stromnetze und Ladeinfrastruktur schnell ausgebaut werden, um Verzögerungen zu vermeiden. Dies erfordert jedoch sofortige Investitionen.“


Das könnte Sie auch noch interessieren
Foto: DHL Express

DHL Express hat Abdulaziz Busbate mit Wirkung zum 1. Januar 2025 zum neuen Chief Executive Officer von DHL Express MENA ernannt. Er tritt die…

Weiterlesen
Graphik: Adobe Stock / madpixblue

Der Anfang November präsentierte Österreichische Infrastrukturreport 2025 der Initiative Future Business Austria liefert klare Prioritäten und…

Weiterlesen
Foto: bremenports

bremenports hat mit drei nordeuropäischen Häfen in einem gemeinsam gegründeten Konsortium überzeugt und wird von der EU mit 18,8 Millionen Euro für…

Weiterlesen
Foto: L.I.T. Gruppe

Der nächste Knotenpunkt im europäischen Multimodalverkehrsnetz: Die L.I.T. Gruppe expandiert erstmals nach Skandinavien und gründet die L.I.T. Nordics…

Weiterlesen
Foto: Luka Koper / Kristjan Stojakovic

Vor kurzem gab der slowenische Hafen die Einführung einer neuen direkten Zugverbindung bekannt, die Koper mit dem NELT-Terminal in Belgrad verbindet.

Weiterlesen
Foto: Port of Rotterdam

Berte Simons wurde von den Anteilseignern zum 1. Januar 2025 zur neuen Chief Operating Officer der Port of Rotterdam Authority ernannt. Damit besteht…

Weiterlesen
Foto: Gebrüder Weiss / Stanislav Kogiku

Der Logistiker Gebrüder Weiss steuert seit einem Vierteljahrhundert Exporte „Made in Japan“.

Weiterlesen
Foto: Shell Austria

Shell hat vor kurzem den ersten Hybrid-Ladepark für Lkw und Pkw in Ilz in Österreich in Betrieb genommen. Diese innovative Anlage bietet insgesamt…

Weiterlesen
Foto: Milena Krobath

Mit der Entwicklung einer digitalen, barrierefreien Remote-Hallenkran-Steuerung haben das AIT Center for Technology Experience und die…

Weiterlesen
Foto: JadeWeserPort

Im Rahmen der Eröffnung der China International Import Expo, Shanghai (CIIE) wurde eine neue Direktverbindung, der CHINA-EUROPE-EXPRESS (CEX),…

Weiterlesen

Schon gehört?

Der Podcast der Internationalen Wochenzeitung Verkehr in Kooperation mit Julia Schütze.

Hören Sie hier das Interview mit Andreas Matthä, CEO der ÖBB Holding.

Wenn Sie externe Inhalte von w.soundcloud.com aktivieren, werden Daten automatisiert an diesen Anbieter übertragen.

Termine

Intermodal Europe

Datum: 12.11.2024 bis 14.11.2024
Ort: Rotterdam Ahoy Centre

14. Niederösterreichischer Logistik Tag

Datum: 14.11.2024
Ort: Flughafen Wien / Vienna Airport

TRANSLOG Connect Congress

Datum: 19.11.2024 bis 20.11.2024
Ort: Budapest, Marriott Hotel

Logitrans Türkei 2024

Datum: 20.11.2024 bis 22.11.2024
Ort: Istanbul

Mehr Termine

Verkehr im Austria Kiosk

Aktuelle ePaper-Ausgaben der Wochenzeitung Verkehr können Sie direkt im Austria Kiosk kaufen.

Anmeldung zum Newsletter

Herr / Mr  Frau / Mrs