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„Wir orientieren uns an Ballungszentren“

Foto: Garbe Industrial Real Estate Austria
„Die Immobilie der Zukunft gibt es nicht. Gefragt sind mehr individuelle Lösungen, mehr Kreativität und weniger Grenzen und Normen“, sagt Maik Zeranski, Geschäftsführer der Garbe Industrial Austria GmbH.
Foto: Garbe Industrial Real Estate Austria
Foto: Wikipedia / Indy Beetle
Brownfields sind eine Chance für Projektentwickler, da es zunehmend schwieriger wird, neue Flächen umzuwidmen und zu versiegeln.
Foto: Wikipedia / Indy Beetle

Maik Zeranski, Geschäftsführer der Garbe Industrial Austria GmbH, spricht mit Verkehr über Trends, Zinsen, Nachhaltigkeitsziele und Brownfields.

2018 startete Garbe IRE mit dem ersten Bau in Österreich (in Steyr), 2021 folgte dann Müllendorf und aktuell wird in Mäder und Kottingbrunn gebaut. Wie geht Garbe bei der Suche nach Flächen vor?
Garbe Industrial Real Estate ist schon seit vielen Jahren in ­Österreich aktiv und seit 2018 wieder verstärkt in der Projektentwicklung tätig. Es spielen sehr viele Kriterien eine Rolle bei der Suche nach geeigneten Flächen. Wir analysieren mit unserem eigenen Research-Team, mit potenziellen Mietern, der Industrie, den Banken und den Investoren die Märkte. Kriterien sind die vorherrschende Widmung von Flächen, die Genehmigungs­fähigkeit, die Arbeitnehmerverfügbarkeit vor Ort, die Erschließung der Flächen und die Digitalisierung, aber auch der Glaube an nachhaltig und flexibel vermietbare Standorte. Mit diesen Voraussetzungen im Hinterkopf arbeiten wir strukturiert mit digitaler Unterstützung die Flächen durch und sprechen mit Grundstückseigentümern, Wirtschaftsförderungen, Beratern und anderen Marktteilnehmern.

In welchen Bundesländern in Österreich sichten Sie das größte Potenzial für die ­Immobilien-Entwicklung?
Wir orientieren uns an Indus­trieansiedlungen, Ballungszentren und Warenströmen. Hotspots sind derzeit weiterhin das südliche Wiener Umland, der Großraum Linz  sowie Graz und Umgebung. Unsere Standort­kriterien werden regelmäßig überprüft.

Wie stehen Sie zum Thema Brownfields?
Brownfields stellen die größten Chancen für uns in der Projektentwicklung dar, da es zunehmend schwieriger wird, neue Flächen umzuwidmen und zu versiegeln. Meistens sind Brownfields bereits sehr gut in­frastrukturell ­erschlossen. Garbe Industrial Real Estate hat sehr umfassende Erfahrungen mit dem Abbruch alter ­Gebäude, der Altlasten­sanierung sowie der Revitalisierung brachliegender Flächen. Für solche Grundstücke sind wir die richtigen Ansprechpartner am Markt.

Die Nachhaltigkeit ist im ­Bereich der Immobilien-­Entwicklung sehr wichtig – wie definiert Garbe eine nachhaltige, moderne Immobilie?
Neben den inzwischen markt­üblichen Nachhaltigkeitszertifizierungen wie DGNB oder BREEAM versuchen wir, die Anforderung der EU-Taxonomie zu 100 Prozent einzuhalten, auch wenn nicht alle Kriterien gesetzlich verpflichtend sind. Unsere Banken, Mieter und Investoren haben beim Thema Nachhaltigkeit sehr hohe Anforderungen. Garbe Industrial Real Estate entwickelt die Immobilien so, dass sie nach der Fertigstellung möglichst CO2-neutral betrieben werden können und auf den Einsatz fossiler Brennstoffe weitgehend verzichtet werden kann. Beim Bau legen wir Wert darauf, dass wir die Baustoffe wiederwenden und damit bei Sanierung oder Abriss Müll vermeiden und das Material der Kreislaufwirtschaft zuführen können. Hier beteiligen wir uns an Madaster – einer Plattform, die den zirkulären Einsatz von Produkten und Materialien in der Bau- und Immobilienwirtschaft möglich macht, indem Bauteile und Materialien erfasst und dokumentiert werden. Weiterhin versuchen wir, die Immobilie auch als „Kraftwerk“ einzusetzen und Energie zu erzeugen. Die Installation einer leistungsstarken Photovoltaikanlage auf dem Dach gehört zum Standard.

Kürzlich fand die Garbe Vordenker Konferenz 2023 statt, bei der unter anderem auch über die Immobilien der ­Zukunft diskutiert wurde. Wie sollen sich Immobilien aus Sicht von Garbe entwickeln?
Zur Garbe Vordenker Konferenz werden ausschließlich Personen auf Geschäftsführer- und Entscheiderebene von uns eingeladen. Investoren, Logistiker, Bankenvertreter und ­Generalunternehmen nehmen daran teil. Sie tauschen sich – ganz ohne Presse- und Öffentlichkeitsbeteiligung – aus zu Themen, die uns täglich beschäftigen. Dazu gehören Bautrends genauso wie eine bessere öffentliche Akzeptanz. Die Immobilie der Zukunft gibt es nicht. Gefragt sind mehr individuelle Lösungen, mehr Kreativität und weniger Grenzen und Normen. Die Innovationen müssen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft kommen.  

Aktuell sind die Zinsraten sehr hoch. Wie wirkt sich das auf die Immobilien-­Entwicklung aus?
Die Zinsen waren auch in früheren Zeiten phasenweise schon hoch. Grundsätzlich sind einige Immobilienarten durch die Überlagerung von hohen Kosten und hohen Zinsen für die Nutzer inzwischen fast unbezahlbar geworden. Betroffen davon ist vor allem der Wohnungsbau. In der Industrie- und Logistikimmobilienentwicklung können wir die höheren Kosten und Zinsen an unsere Mieter weitergeben. Der weitere Verlauf wird stark von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Wir sind aber optimistisch, dass die Baukosten den Höhepunkt hinter sich gelassen haben und die Zinsen nur noch wenig steigen werden. 


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