Vor sechs Jahren ging das Wiener Start-up Digicust an den Start und ist seither mit einer „Vor-Zollsoftware“ mit einem KI-basierten Zollassistenten auf dem Markt präsent. Das Unternehmen verzeichnet nach eigenen Angaben eine solide Nachfrage nach dieser digitalen Lösung. Die wichtigsten Dienstleistungen von Digicust basieren auf Künstlicher Intelligenz (KI) und umfassen den KI-gestützten Zollassistenten Dexter IDP, der automatisch relevante Daten aus Zolldokumenten wie Rechnungen, Packlisten, E-Mails und vielem mehr extrahiert. Der Assistent wendet dann maschinelles Zoll-Know-how an, um die Datenqualität aus den Unterlagen zu heben und neue Daten zu generieren.
„Dadurch wird die manuelle Dateneingabe überflüssig und Zollanmeldungen werden automatisch ausgefüllt“, wie Borisav Parmakovic, Mitgründer und CEO von Digicust, gegenüber Verkehr erklärt.
Vorhandene Software durch KI und Automatisierung optimieren
Ein weiteres Produkt ist der Zollassistent Taric, mit dem Waren bis zur elften Stelle des Zolltarifs genau, automatisch und skalierbar klassifiziert werden können. Digicust bietet auch ein intelligentes Stammdatenverwaltungssystem an, mit dem Unternehmen ihre Artikel, Materialien, Zolltarifnummern und weitere Zollcodes einfach verwalten und automatisieren können. Dieses System wird mit Informationen aus Dexter IDP und Taric gefüllt, wodurch die Genauigkeit und Konsistenz der Daten gewährleistet ist.
Digicust ist mit über zehn Zollsoftware-Anbietern wie Dakosy, DBH, AEB, BEO und LDV kompatibel, wodurch die Integration mit den in der Zollabfertigung am häufigsten verwendeten Systemen gewährleistet ist. Der softwareneutrale Ansatz bedeutet, dass die Software mit jeder relevanten Zollsoftware verwendet werden kann, was den Unternehmen Flexibilität bietet. Parmakovic: „Digicust zielt nicht darauf ab, bestehende Zollsoftware zu ersetzen, sondern deren Funktionalität durch KI und Automatisierung zu erweitern und zu optimieren.“
Zollabwicklung verbessern durch Digitalisierung
Digicust ist gerade dabei, nach Deutschland zu expandieren, da das Nachbarland beim Ex- und Import zu den stärksten Ländern der EU gehört und somit ein attraktiver Markt ist. Außerdem sei es für ein österreichisches Start-up ein logischer Schritt, in der DACH-Region zu wachsen. Im vergangenen Jahr wurde Geld bei Investoren eingesammelt, um die Expansion voranzutreiben. Als größten Kunden in Österreich hat man Fiege Logistik im Kundenstamm, doch auch zahlreiche Verlader, Spediteure und Logistikunternehmen zählen dazu.
Das Thema Zoll ist komplex und stellt Unternehmen vor vielfältige Herausforderungen. Manuelle Prozesse, fehleranfällige Dateneingaben, schlechte, fehlende, unstrukturierte Daten und die Suche nach der richtigen Zolltarifnummer sind nur einige Beispiele für die Komplexität der Zollabwicklung. Die gute Nachricht: Zollprozesse lassen sich optimieren und automatisieren. Durch Automatisierung und Effizienzsteigerung werden die Kosten für die Zollabfertigung deutlich gesenkt. Parmakovic nennt einige Vorteile der digitalen Zollabwicklung: Da wäre das verbesserte Cashflow-Management, denn schnellere Zollabfertigungsprozesse bewirken kürzere Durchlaufzeiten und schnellere Verfügbarkeit von Waren. Effiziente Zollprozesse ermöglichen schnellere Reaktionszeiten auf Marktveränderungen und verbessern die Wettbewerbsfähigkeit. Die durch Automatisierung erzielte Zeitersparnis ermöglicht es den Mitarbeitern, sich auf wertschöpfende Aufgaben zu konzentrieren, und nicht zuletzt werden menschliche Fehler durch KI-basierte Assistenten minimiert, was die Genauigkeit der Zollanmeldungen erhöht. Die Softwarelösung ist skalierbar und kann an das wachsende Zollvolumen angepasst werden, was die Flexibilität und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens erhöht. Die nahtlose Integration mit gängiger Zollsoftware gewährleistet einen reibungslosen und effizienten Informationsfluss.