Wie hat sich das vorige Geschäftsjahr für LogServ und CargoServ entwickelt und wo wollen Sie den strategischen Fokus im aktuellen Geschäftsjahr setzen?
Christian Janecek: Das letzte Geschäftsjahr (April 2023 bis März 2024) ist trotz herausfordernder Rahmenbedingungen für LogServ und CargoServ sehr gut gelaufen. Was das laufende Geschäftsjahr angeht, so werden wir den Fokus auf breit angelegte Aktivitäten rund um das Thema „Schrottlogistik“ legen – LogServ und CargoServ begleiten als Logistikpartner die Steel Division des voestalpine-Konzerns aktiv im Prozess der Umstellung in Richtung einer CO2-reduzierten Produktion am Standort Linz. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der aktuell in Umsetzung befindlichen Digitalisierung des gesamten Fertigwarenversands am Standort Linz.
Die Dekarbonisierung ist momentan das große Thema. Wie gehen Sie mit diesem Thema um?
Markus Schinko: Die Transformation der Metallurgie ist auch ein großes logistisches Thema – vor allem im Kontext des europaweit enorm steigenden Schrottbedarfs. Wie mein Kollege schon sagte, begleiten LogServ und CargoServ die Transformation der voestalpine hin zu grünem Stahl mit innovativen umweltfreundlichen Logistikkonzepten entlang der Schrott-Pipeline, mit dem Fokus, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und nachhaltig Transportkosten einzusparen. Inspiriert vom erfolgreichen Rundlauf-Konzept „Bayern-Shuttle“ (umgesetzt mit DB Cargo) entstanden bereits weitere innovative Rundlaufkonzepte: Mit dem Schwandorf-Shuttle wird zusammen mit DB Cargo Schrott und Bewehrungsstahl im Rundlauf zwischen Schwandorf und Ennsdorf transportiert, wo für die bedarfsgerechte Schrottversorgung des voestalpine-Produktionsstandorts Linz ein neues Schrott-Hub im Aufbau ist. CargoServ übernimmt dann die Schrottversorgung der Produktion in Linz – vorsortiert, schrottsortengerecht, Losgrößen-optimiert und just in time. Die Bahn ist und bleibt hier der wichtigste Verkehrsträger. Daneben ist die Binnenschifffahrt eine strategisch wichtige Transportalternative für Rohstoffe und Fertigwaren. Knapp zwei Millionen Tonnen eingehende Rohstoffe und 600.000 Tonnen Fertigware laufen aktuell über den von der LogServ betriebenen Werkshafen am voestalpine-Standort in Linz.
Sie fahren längst nicht mehr nur für die voestalpine. Wie hat sich der Kundenstock seit der Gründung entwickelt?
Janecek: LogServ und CargoServ wurden 2001 vor dem Hintergrund der Bündelung und Professionalisierung der Logistikprozesse der Steel Division des voestalpine-Konzerns gegründet – mit erweitertem Fokus auf Industriekunden außerhalb des Konzerns. Und der Plan ist aufgegangen: Im ersten Jahr haben wir mit knapp 600 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 58 Millionen Euro erwirtschaftet. Das hat sich zu einem Gruppenumsatz von zuletzt über 470 Millionen entwickelt. Aktuell sind über 1.000 Mitarbeiter in der LogServ-Gruppe beschäftigt. Rund ein Drittel des Umsatzes wird mit Kunden außerhalb des voestalpine-Konzerns erwirtschaftet.
Schinko: Die Kunden der LogServ sind vor allem in der Metallerzeugung und -verarbeitung, in der Baustoff- und Prozessindustrie, im Maschinen- und Anlagenbau, im Wasserkraftwerksbau und auch in der Automobil- und -zulieferindustrie zu Hause. Auf dem Eisenbahnsektor werden Betreiber von Werks- und Anschlussbahnen, private Eisenbahnverkehrsunternehmen und Privatgüterwagenvermieter betreut. CargoServ bietet als privates Eisenbahnverkehrsunternehmen alternative Eisenbahnkonzepte für Ganzzugs-Gütertransporte auf dem öffentlichen Schienennetz an.
Seit einigen Jahren bilden Sie auch Lehrlinge und Lokführer aus. Wie läuft die Akademie?
Schinko: Aktuell bilden wir in der LogServ-Gruppe rund 40 Lehrlinge in unterschiedlichen kaufmännischen und technischen Berufen aus. Neben der klassischen Lehrlingsausbildung haben wir mit der LogServ-Bahnakademie auch ein eigenes Ausbildungszentrum für Eisenbahn-Berufe (Lokführer, Verschieber, Wagenmeister etc.), in dem wir neben unserem Eigenbedarf auch Aus- und Weiterbildungen für andere Unternehmen durchführen. Mehr als 500 Teilnehmer absolvieren jährlich Aus- und Weiterbildungen an der LogServ-Verkehrsakademie – rund ein Drittel davon ist aus dem eigenen Haus.
Janecek: Um junge Menschen in Logistik- bzw. Eisenbahn-affinen Ausbildungen frühzeitig anzusprechen, arbeiten wir intensiv mit Fachhochschulen zusammen und sind auf Karrieremessen präsent. Speziell im Blue-Collar-Bereich gehen wir auch unkonventionelle Wege. Fachkräfte für unsere Werksbahn haben wir beispielsweise auch gezielt im Ausland, etwa in Bosnien und Kroatien, gesucht und gefunden. Diese Mitarbeiter unterstützen wir dann bei der Integration in Österreich – von der Wohnungssuche über Sprachkurse bis zur Integration ins Vereinsleben.