Die Elektromobilität ist nicht nur Treiber der Mobilitätswende, sie ist auch ein entscheidender Baustein für die Energiewende. Als mobile Stromspeicher können E-Fahrzeuge in Zukunft zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen. Was es dazu aber dringend braucht, sind zukunftsfitte Netze und smarte Charging-Lösungen.
Die erfolgreiche Integration von Elektromobilität in das Stromnetz erfordert neben technologischen Fortschritten auch infrastrukturelle Upgrades, intelligente Systeme zur Energieverwaltung und eine unterstützende regulatorische Umgebung. Nur dann kann das volle Potenzial der Elektromobilität als Teil eines smarten Energieökosystems genutzt werden.
Die Zukunft liegt im Smart-Charging-Ökosystem
„E-Mobilität ist Teil der Lösung für eine erfolgreiche Energiewende. Die Technologie zur Rückspeisung von E-Fahrzeugen in die PV-Anlage eines Hauses gibt es seit mehr als zehn Jahren. Nur die dazugehörenden Geschäftsmodelle und der Markt entwickelten sich langsamer. Was es in Zukunft dringend braucht – und wir sind uns der Komplexität durchaus bewusst – ist ein sogenanntes Smart-Charging-Ökosystem“, fordert Hauke Hinrichs, CEO von SMATRICS. „Damit können Ladevorgänge sowohl für Fahrzeugbesitzer als auch für das Stromnetz effizient und optimal gestaltet werden. Es ermöglicht eine intelligente Nutzung der Energiequellen, minimiert Kosten und reduziert Belastungen im Stromnetz.“
E-Mobilität als Unterstützung für benötigten Speicherausbau
„Für das Stromnetz ist der Ausbau der Erneuerbaren eine Herausforderung. Wie auch aus dem integrierten österreichischen Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) ersichtlich, ist ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien zu erwarten. Besonders die Photovoltaik hat durch ihre niedrigen Erzeugungskosten das Potenzial, die Energiewende signifikant zu beeinflussen“, betont Robert Spolwind, Head of Portfolio Management and Energy Economics bei VERBUND. „Allerdings muss es auch Möglichkeiten geben, die an sonnigen Tagen gewonnenen Energieüberschüsse zu speichern. Es braucht daher Netze und Speichertechnologien, die uns helfen, mit den Schwankungen und Überschüssen sinnvoll umzugehen. Die Batteriespeicher von E-Autos sind hier eine hervorragende Ergänzung zu Pumpspeichern.“
Blick nach Deutschland
„Wir sehen einen Hochlauf sowohl bei den Elektroautos als auch den Netzanschlüssen von Wallboxen und Schnellladern. Die damit verbundene gigantische Flexibilität von E-Autos kann es uns ermöglichen, unsere „Stromautobahnen“ zu entlasten und erneuerbare Energien besser ins Netz zu integrieren“, erklärt Henning Schuster, Geschäftsführer E-Bridge Consulting. „Um diese Entwicklung weiter zu fördern und Hürden für die Elektromobilität aus dem Weg zu räumen, hat das deutsche Bundesministerium einen Branchendialog zur Beschleunigung der Netzanschlüsse gestartet. Dieser enthält ganz konkrete Maßnahmen für einheitliche Anschlussbedingungen, vereinfachte Verfahren, die Harmonisierung und Reduzierung der Kosten und das Erleichtern der Inbetriebnahmen. Um die Flexibilität der E-Autos vollständig entfalten zu können, braucht es eine umfassende Digitalisierung der Stromnetze. Dies startet in Deutschland jetzt mit konkreten Digitalisierungsanforderungen durch die Bundesnetzagentur. Uns ist bewusst, dass die Gestaltung dieses notwendigen komplexen prozessualen Rahmens einige Jahre dauern wird.“
Die E-Mobilität ins System bringen
„Verkehr trägt rund ein Drittel zum CO2-Ausstoß und Energieverbrauch bei. Daher leistet E-Mobilität einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz und ist einer der Schlüssel in eine CO2-freie Energiezukunft. Der erwartete höhere Strombedarf durch E-Autos ist für Österreich zu schaffen, das sehe ich nicht als große Herausforderung. Was es aber dringend braucht, ist ein Upgrade der Energieinfrastruktur und angepasste Rahmenbedingungen. Um die Flexibilität im Energiesystem zu erhöhen, erfordert es digitale Lösungen für das Lade- und Lastmanagement, um kunden- und marktorientierte Ladeservices entwickeln zu können und den erforderlichen Netzausbau zu optimieren. Denn wir können die Zukunft nicht mit den Regeln der Vergangenheit gestalten“, betont Schmidt zum Abschluss.