News

Drohender Kollaps durch Baustellenchaos auf Schiene und Straße

Foto: Lagermax
Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbands Spedition & Logistik.
Foto: Lagermax

Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbands Spedition & Logistik, befürchtet erhebliche Einschränkungen und Probleme für die Transportbranche aufgrund der zeitgleichen Totalsperren der Deutschen Bahn sowie der Baustellen auf Brenner, Tauern und der A8 München–Salzburg. Vor allem die fehlende mangelnde Koordination kritisiert der Verband, die große Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit haben könnte.

Das in diesen Tagen gestartete Sanierungsprogramm der Deutschen Bahn mit einer geplanten Totalsperre – auch auf der Strecke über das Deutsche Eck – und die damit verbundene öffentliche Kritik von Seiten der Wirtschaft sind erste Vorzeichen eines Baustellenchaos, das die Versorgungssicherheit Österreichs gefährdet. Durch die fehlende Koordinierung von Straßen- und Bahnsanierungen ohne geeignete Ausweichrouten wird die Versorgungssicherheit unnötig massiv gefährdet. Die bevorstehende Generalsanierung der Brennerautobahn und die zeitlich überlappend geplanten Sanierungen und Sperren entlang der A8 München-Salzburg sowie der Tauernautobahn drohen zu enormen Verkehrs- und Versorgungsproblemen zu führen. Die wichtigsten Verkehrs- und Handelsrouten werden damit massiv beeinträchtigt. Der Schienengüterverkehr, der schon in den letzten Jahren Kapazitäten verloren hat, wird durch die geplante Totalsperre der Deutschen Bahn, aber auch durch vielen neuen Baustellen in Österreich, keine Alternative zur Straße bieten.

Dringender Appell: Politik muss Koordinierungsaufgabe nachkommen
Der Zentralverband Spedition & Logistik zeigt grundsätzlich Verständnis für notwendige Sanierungsarbeiten, kritisiert aber in aller Schärfe die fehlende Koordination und fordert das Verkehrsministerium auf, seine Koordinationsfunktion wahrzunehmen und sich mit den zuständigen Ländern und den dort verantwortlichen Autobahn- und Schienenbetreibern abzustimmen, um chaotische Zustände zu vermeiden.
Zentralverbandspräsident Alexander Friesz warnt vor unnötigem Schaden durch fehlende Abstimmung: „Die heimische Logistik-Branche löst täglich hochkomplexe Herausforderungen, um die Versorgung von Österreichs Bevölkerung und Wirtschaft sicherzustellen. Dass wir das können, haben wir für alle gut erinnerlich in der Covid-Pandemie bewiesen. Völlig unkoordiniert geplante, gleichzeitige Großbaustellen auf Straße und Schiene konfrontieren aber selbst die besten Systeme mit unüberwindbaren Barrieren und drohen im Versorgungskollaps zu enden. Wir appellieren daher nochmals an alle Verantwortlichen im Verkehrsministerium sowie den Straßen- und Schienenbetreibern, sich innerhalb Österreichs als auch mit Deutschland und Italien zu koordinieren.“

Weitere Forderungen
Neben einer professionellen Koordinierung der Baustellen und Ermöglichung von Ausweichrouten soll auch das Lkw-Nachtfahrverbot für den Zeitraum der Bauarbeiten aufgehoben werden, um Staus und Verkehrschaos zu minimieren.
Als eine der im Straßengüterverkehr meistbefahrenen Alpenrouten ist der Brennerkorridor von entscheidender Bedeutung für die Güterversorgung vieler europäischer Regionen. Nun drohen zeitgleiche bzw. einander überlappende Sperren und Einschränkungen des Verkehrs:

  • Ab 2025 wird die dringende Sanierung bzw. der komplette Neubau der Luegbrücke bei Gries am Brenner für massive Verkehrsbehinderungen von bis zu 3 Jahren führen.
  • Ab 2027 werden Sanierungsarbeiten am Tauerntunnel die zweite Hauptachse in Richtung Nord-Süd stark beeinträchtigen.
  • Im gleichen Zeitraum werden 23 Brückensanierungen entlang der A8 München-Salzburg sowie der Ausbau von 6 auf 8 Spuren (inkl. Standspuren) zwischen Rosenheim und Staatsgrenze zu weiteren Belastungen führen.

Keine Straße, keine Schiene
Eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene ist aufgrund fehlender Kapazitäten, sowie vielfach auch dort geplanter und bereits laufender Bauarbeiten, der Totalsperren der Deutschen Bahn und des noch im Bau befindlichen Brennertunnels, keine Alternative. Auf die fehlenden Potenziale im aktuellen und künftigen Modal Split und steigenden Warenmengen im Straßengüterverkehr hat der Zentralverband, durch Studien untermauert, schon mehrfach hingewiesen.

Umfassende Maßnahmen erforderlich
Um die negativen Auswirkungen der Sanierungsarbeiten zu minimieren, müssen Bund, Bundesländer, Nachbarländer wie Deutschland und Italien, Straßenerhalter und Bahnbetreiber rechtzeitig und koordiniert handeln. Die vorübergehende Aufhebung des Lkw-Nachtfahrverbots während der Bau- und Sanierungsphasen würde durch die bessere Verteilung des Güterverkehrs dazu beitragen, Staus zu reduzieren und den Verkehrsfluss zu stabilisieren.

Entscheidungen auf Basis von Fakten, Analysen und Simulationen
Friesz: „Wir fordern hier – im Sinne der Versorgungssicherheit – zu koordiniertem und faktenbasiertem Handeln auf. Als Entscheidungsgrundlage sollten dringend auch Potenzialanalysen und Simulationen berücksichtigt werden, die die richtige Staffelung von Projekten und die Sicherstellung von Ausweichrouten gewährleisten. Und das auch unter Miteinbeziehung einer Aufhebung des Lkw-Nachtfahrverbots sowie eines Aussetzens der jetzigen Dosierungsmaßnahmen, die ohne Alternativen und Ausweichrouten zu noch mehr Staus führen werden.


Das könnte Sie auch noch interessieren
Foto: CargoBeamer

Mit sofortiger Wirkung wurde Tilman Apitzsch zum Geschäftsführer der CargoBeamer Intermodal Operations GmbH berufen und verantwortet den neu…

Weiterlesen
Foto: Shutterstock / VectorMine

Jeder von uns kommuniziert, mal mehr, mal weniger. Oder wie es der österreichische Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick ausgedrückt hat: „Man…

Weiterlesen

Die Wirtschaftskammer Wien zeigt in ihrem KEP-Branchenreport 2024, dass die Menge an Paketsendungen weiter stark steigt. Im Vorjahr wurden in Wien 133…

Weiterlesen

Bei MAN Truck & Bus beginnt heute eine neue Ära: Das Unternehmen startet mit der Auslieferung seiner vollelektrischen schweren Lkw. In Leipzig wurde…

Weiterlesen

Seit Spätsommer dieses Jahres verfügt Gruber Logistics über ein eigenes Büro im Nahen Osten. Die neue Niederlassung wurde in Dubai in den Vereinigten…

Weiterlesen
Foto: Fiege

Der Logistikdienstleister Fiege erweitert seinen Standort in der österreichischen Hauptstadt. In zentraler Lage und in unmittelbarer Nähe zur bereits…

Weiterlesen

Gebrüder Weiss reagiert auf das steigende Handelsvolumen zwischen Europa und Zentralasien und hat sein Logistikterminal in Tiflis, Georgien, um 13.000…

Weiterlesen
Foto: Dachser

Seit dem 2. September 2024 ist Philipp Toscana als Speditionsleiter am Dachser-Standort in Wundschuh bei Graz tätig. Mit 23 Jahren Erfahrung in der…

Weiterlesen
Foto: DB Schenker

DB Schenker verstärkt sein Engagement als Logistikanbieter für die Halbleiterindustrie mit der Eröffnung eines neuen Kontraktlogistik-Standortes in…

Weiterlesen
Foto: Florian Wieser

Die Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Wien zeichnete Fair Play Novakov, die H. Fuchs GesmbH sowie Rudolf Hye für sein Lebenswerk…

Weiterlesen

Schon gehört?

Der Podcast der Internationalen Wochenzeitung Verkehr in Kooperation mit Julia Schütze.

Hören Sie hier das Interview mit Andreas Matthä, CEO der ÖBB Holding.

Wenn Sie externe Inhalte von w.soundcloud.com aktivieren, werden Daten automatisiert an diesen Anbieter übertragen.

Termine

20. Steirischer Logistik Tag + Automotive Day 2024

Datum: 22.10.2024
Ort: Energie Steiermark Konzernzentrale / Graz

BVL Supply Chain CX

Datum: 23.10.2024 bis 25.10.2024
Ort: Berlin, Estrel Congress Center

Logistik-Wahl 2024

Datum: 06.11.2024
Ort: ÖAMTC-Zentrale, Baumgasse 129, 1030 Wien

CombiNet-Jahrestagung

Datum: 07.11.2024
Ort: Wolke 19 im Arestower, Donau-City-Straße 11, 1220 Wien

Mehr Termine

Verkehr im Austria Kiosk

Aktuelle ePaper-Ausgaben der Wochenzeitung Verkehr können Sie direkt im Austria Kiosk kaufen.

Anmeldung zum Newsletter

Herr / Mr  Frau / Mrs