Wie hat sich das vergangene Jahr für DPD entwickelt? Welche Segmente performen gut?
Aktuell verzeichnen wir sowohl bei B2C als auch bei C2C ein Wachstum. Treiber dafür ist der chinesische E-Commerce und dies zeigt sich ganz deutlich beim Thema „Preisdruck“. Wir haben entschieden, den B2C-Preisdruck der Anbieter nicht mitzumachen. Die Paketmengen sind jedoch nach Änderung der Zollrichtlinien zurückgegangen.
B2B stagniert auf hohem Niveau. Dort sind wir zuhause und das ist unsere Kernkompetenz. Hier führen wir deutlich mit einem Gesamtmarktanteil von 34 Prozent.
Sie haben zuletzt das Pickup-Netzwerk erweitert. Wie viele Abholstationen und Paketstationen haben Sie inzwischen österreichweit und wie viele sollen heuer und darüber hinaus dazukommen?
Zurzeit verfügen wir über 2.800 Standorte und haben damit das größte Hinterlegungsnetzwerk Österreichs. Mit 1.850 Paketshops und rund 950 Paketstationen machen wir deutlich über zwei Millionen Kundenkontakte pro Jahr über diesen Kanal. Aktuell sind hier keine großen Erweiterungen geplant. Sehr wohl wollen wir aber unsere Kapazitäten erweitern. Wir haben sowohl im Norden als auch im Süden Österreichs einige Projekte in der Pipeline.
Prognosen sind davon ausgegangen, dass der Konsum – und hier auch im E-Commerce – dieses Jahr aufgrund der Inflation abnehmen wird. Spüren Sie das?
Der verhaltene Konsum spiegelt sich selbstverständlich auch in unseren Sendungsmengen wider. Der Markt wächst ausschließlich durch den chinesischen E-Commerce. Generell hat der Online-Handel in Österreich noch Ausbaupotenzial, und das liegt sicherlich auch an der überschaubaren Marktgröße. Natürlich ist es eine Herausforderung, sich gegen die Angebotsvielfalt und die Preise von asiatischen Anbietern durchzusetzen – dieser Trend wird nicht so einfach zu durchbrechen sein.
DPD bringt jährlich den E-Shopper-Report heraus. Was sind für Sie die spannendsten und/oder überraschendsten Erkenntnisse des 2024 veröffentlichten Reports?
Am überraschendsten ist für mich die Erkenntnis, dass der C2C-Bereich – und hier vor allem sogenannte Online-Flohmärkte – das stärkste Wachstum verzeichnet. Mit unserem Pickup-Netzwerk haben wir dafür die ideale Lösung: Man kauft oder verkauft und bringt es oder holt es vom/zum DPD-Pickup-Paketshop oder der Paketstation. Und das 24/7 – einfacher geht’s nicht.
Interessant ist auch, dass Österreicher im Vergleich zu anderen Europäern noch sehr traditionell sind, wenn es um den Paketempfang geht. In Frankreich z. B. möchten die meisten Paket-Empfänger ihre Pakete out-of-home abholen, weil dies einfacher und flexibler ist. In Österreich ist immer noch die Hauszustellung die am häufigsten gewünschte Empfangsform. Aber auch das wird sich ändern, denn der Wunsch nach Flexibilität nimmt immer mehr zu, und wir haben mit den Paketshops und -stationen die Lösung dafür.
Nicht nur die Konsumenten werden digitaler, sondern auch Unternehmen. Wie digital ist DPD und was ist noch in diesem Bereich geplant?
Paketversand ist bei DPD schon seit Jahrzehnten digital. Die digitale Sendungsverfolgung haben wir bereits vor 20 Jahren eingeführt. Mittlerweile ist sogar der Paketschein digital – wie beispielsweise bei unserem Web-Paket: Auf myDPD.at oder in der myDPD-App online kaufen, das Label aufs Handy schicken lassen, im Pickup-Shop vorzeigen oder bei der Paketstation scannen – fertig. Kein Ausdrucken oder Aufkleben mehr nötig.
Auch im B2B-Bereich hat die Digitalisierung schon lange Einzug gehalten. Ein kleines Beispiel: Unsere Kunden können Abholaufträge ganz einfach übers Smartphone abgeben und dies inklusive Zeit und Menge der Pakete. Diesen Vorgang kann man von überall und immer machen, man muss keinen Telefonhörer in die Hand nehmen und auch in keine Plattform einsteigen – ganz schnell und einfach. Unsere Kunden nutzen das fast 20.000 Mal im Monat.
DPD hat viel in das Thema Employer Branding investiert und bespielt unterschiedliche Kanäle. Zeigen die Bestrebungen Früchte und konnten Sie den Fachkräftemangel damit ein wenig reduzieren?
Unsere Branche ist vom Mitarbeitermangel allgemein und vom Fachkräftemangel im Besonderen sehr stark betroffen. In der Logistik haben wir es als Arbeitgeber ungleich schwerer als andere Branchen. Wir müssen daher die Logistik als Arbeitswelt ansprechend und interessant machen und sie als zukunftssichere Branche stärker im Bewusstsein der Menschen verankern. Die Logistikbranche boomt und bietet extrem viele Möglichkeiten – vom Betriebslogistiker bis hin zum IT-Systemtechniker. Logistik heißt also nicht nur, Lkw zu fahren. Wir sind stolz, dass wir dieses Jahr um die 30 Lehrlinge ausbilden können, und wünschen uns, dass diese jungen Menschen als Botschafter fungieren und über die interessanten Aufgabengebiete unserer Branche berichten. Gemeinsam werden wir weiter daran arbeiten und über unsere Branche informieren, denn es ist noch viel zu tun.