Der Grund ist einfach: Die Werte, die im modernen Anlagenbau international transportiert werden, sind derart hoch und die Frachtgüter meist selbst wiederum Bestandteile noch wertvollerer Investitionsgüter. Kein Schwertransport-Kunde würde deshalb mehr einer persönlichen Routenplanung und einem Aktenordner voller Fax-Ausdrucke vertrauen.
Routenplanung und technische Vorarbeit sind im Spezialtransport Ingenieurs-Kunst geworden, erstellt und dokumentiert mit speziellen Computer-Programmen. Auch die Eignung der eingesetzten Fahrzeuge und Gerätschaften muss in Risiko- und Machbarkeits-Studien vorab elektronisch berücksichtigt werden. Erst daraus entsteht ein Gesamtbild der Vorplanungen, anhand derer Kunden überzeugt werden können, ihr wertvolles Frachtgut in die sicheren Hände Dritter zu geben. Bei solchen Machbarkeitsstudien handelt es sich im Ergebnis um ein Konvolut an Computer-Dateien, offiziellen Formularen und Ausdrucken, welches die einzelnen Projektphasen detailliert abbildet.
Der Vorteil für die Schwergut-Profis als internationale Dienstleister ist, dass derartig umfassende Vorplanungen zugleich den Behörden, dem Zoll und dritten Beteiligten klar und verbindlich vermitteln können, was geschehen soll und zu geschehen hat, um einen einwandfreien Ablauf zu gewährleisten. Stehen dann – wie im vorliegenden Projekt – zusätzlich Engineering- und Montageleistungen an, dann sind die Studien und Dokumentationen aus dem Vorfeld ebenfalls wichtige ‚Gebrauchsanweisungen‘ für alle operativ Beteiligten.
Sämtliche Bereiche, die ein solches Projekt betreffen, müssen also auf höchstem technischen Niveau nachgewiesen und zuverlässig sein. Das heißt auch, die romantischen Zeiten, in denen kluges Improvisieren mit bestehenden Gerätschaften Teil des Erfolgsmodells waren, die sind eindeutig gezählt. Was jedoch unverändert ist, ist die Bedeutung der menschlichen Komponente zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer: „Der Auftragnehmer muss sich gut aufgehoben fühlen bei seinem Dienstleister. Dies allein können selbst die ausgefeiltesten Computer-Studien nicht leisten“, so Johann Evers, Leiter Marketing und Vertrieb bei Seeland in Hamburg.
So wurde letztlich auch zwischen BigMover Seeland und dem norwegischen Kunden ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, als Grundlage für diesen intermodalen Schwertransport des 105 Tonnen schweren Frachtgutes nach Norwegen. 11 Meter lang, 4 Meter breit und 3,50 Meter hoch war die Turbine, um die sich zeitweise alles drehte.
Die Entladestelle in Norwegen war mit diesen Dimensionen per Straßentransport nicht erreichbar. Folglich wurde im Hamburger Hafen auf ein Schiff umgeschlagen. An Land ging die Turbine in Norwegen dann vermittels eines 400-Tonnen-Schwimmkrans und eines acht-achsigen Schwerlastrollers. Die rustikalen Fahrtwege von dort aus bis hin zum Zielort mussten vorab komplett mit dem firmeneigenen 3D-Routescan-Fahrzeuge vermessen und computer-dokumentiert werden; ein wesentlicher Teil der Überzeugungsarbeit, dass der Auftragnehmer verbindlich belegen konnte, den Endpunkt auch sauber vorbereitet schadenfrei zu erreichen. Im Ziel angekommen musste das Frachtgut in 6 Metern Höhe seitwärts in ein Wasserkraftwerk eingebracht werden.
Auch dieser Projektteil wurde in einer Machbarkeitsstudie durch CAD-Zeichnungen und Simulationen vorbereitet. Nachdem vor Ort vom 3+5-Seeland-Sattelzug abgeladen wurde, kamen für die letzte Etappe ein firmeneigenes 360 Tonnen-Hubgerüst sowie eine Verschub-Bahn zum Einsatz. Der sichere Betrieb solch spezieller Gerätschaften wird zusammen mit dem Bedienungspersonal anhand von SCC-Zertifizierungen zeitaktuell nachgewiesen. Operativ beendet war der Projektauftrag, nachdem die Turbine von der Seeland-Montage-Einheit auf ihre langfristige Endposition gebracht wurde. Risiko- und Machbarkeitsstudien hierfür umfassten ebenso sämtliche professionellen Belange aus Arbeitssicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz.