Im deutschen Kombi-Verkehr läuft es in Sachen Qualität nicht rund. So im Vorjahr und so auch derzeit, was allerdings infolge der Hochwasserkatastrophe, die Deutschland Anfang Juni sehr hart getroffen hat, nicht weiter verwundert.
Auch bei der diesjährigen Gesellschafterversammlung des deutschen und Europas größten Kombi-Operators Kombiverkehr standen das Thema Qualität und die Preispolitik der Bahnen im Mittelpunkt. „Wir haben bei den Zügen eine Pünktlichkeit von 75 Prozent, das ist unzureichend und wir erwarten zumindest eine Pünktlichkeit von 80 Prozent, noch besser wären 85 Prozent“, erklärte Gudrun Winner-Athens, Präsidentin des Verwaltungsrates von Kombiverkehr, bei der Versammlung in Frankfurt/Main.
DB hält sich 2013 zurück
Die Preiserhöhungen der Bahnen auf der einen Seite und die notleidende Qualität bei der Transportleistung andererseits schmeckt den Kombi-Kunden gar nicht. „Wir konnten im Vorjahr die Preiserhöhungen nicht zur Gänze an den Markt weitergeben“, bemerkte Robert Breuhahn in seinem Jahresbericht über die Geschäftsentwicklung bei Kombiverkehr. Die Bahnen sollten ein deutliches Zeichen setzen, wie wichtig ihnen der Kombi-Verkehr ist, und mit einer moderaten Preisgestaltung Vertrauen schaffen, so sein Appell.
Der Traktionär der vielen Züge von Kombiverkehr, DB Schenker Rail, kündigte vor den Gesellschaftern jedenfalls an, dass man sich in diesem Jahr „preisseitig zurückhalten wird“, so Axel Marschall, das für Vertrieb zuständige Vorstandsmitglied bei DB Schenker Rail. Besser zu werden in Sachen Pünktlichkeit ist ein Anliegen der DB, doch derzeit wegen der Hochwasserfolgen nicht umsetzbar. Die Flut in Deutschland hatte 1.000 Kilometer Schiene lahmgelegt, und es wird noch einige Monate dauern, bis der Bahnbetrieb wieder voll funktionsfähig sein wird. Marschall legte ein Bekenntnis zum Kombi-Verkehr ab. Große Wachstumschancen sieht er im Trailer-Verkehr Schiene/Straße und DB Schenker Rail investiert in die Beschaffung von Taschenwagen, um die Trailer auf die Schiene zu bringen. Armin Riedl, Geschäftsführer von Kombiverkehr, freut das, hatte die DB doch im Jahr 1993 das letzte Mal derartige Wagen gekauft.
Beachtliche Mehrkosten
Kombiverkehr hat im Vorjahr mit 927.000 beförderten Sendungen um mehr als vier Prozent Volumen verloren und einen um fünf Prozent geringeren Umsatz eingefahren als im Jahr 2011. Nicht gerade förderlich für das Transitgeschäft Deutschland–Italien beispielsweise war die Brenner-Sperre, die Kombiverkehr eine Stange Geld gekostet hat. Exakt 2.545 Züge mussten wegen der Totalstreckensperre auf dem Brenner auf Alternativrouten umgeleitet werden, was 763.000 Mehrkilometer verursachte. Trotz 300 Kilometern Umweg über die Tauernstrecke waren laut Riedl zwei Drittel der Züge pünktlich unterwegs.
Wenn man einen Bahnkilometer mit 10 Euro kalkuliert, wird schnell sichtbar, welche Mehrkosten Kombiverkehr und seinen Partnern im Nord-Süd-Verkehr durch die Brenner-Sperre entstanden sind. Diese Mehrkosten an die Kombi-Kunden weiterzuverrechnen hat Kombiverkehr lieber nicht gemacht, um nicht eine Abwanderung von Volumen auf die Straße zu provozieren. Von diesem Sonderfall Brenner einmal abgesehen war die „Beförderungsqualität in Österreich phasenweise schlecht und gut“, so Breuhahn gegenüber Verkehr. Derzeit ist der Grenzbereich Passau-Österreich qualitätsmäßig wegen der Folgen des Hochwassers beeinträchtigt.
Auf kritisches Nachfragen von den anwesenden Gesellschaftern, wann DB Schenker Rail das Qualitätsthema in den Griff bekommen werde, antwortete Marschall: „Wir werden Sie mit Taten überzeugen.“ Die Bahn konzentriere sich bei der Qualitätsverbesserung auf Infrastruktur, Frequenz und Preis, so der Manager. So werden Prioritäten auf kritischen Relationen gesetzt, werden Qualitätsziele genau definiert, wird die Ressourcensteuerung optimiert und die Kundenverantwortung den einzelnen Produktionsbereichen der DB zugeordnet.
Weniger Österreich-Verkehr
Das Österreich-Geschäft war für Kombiverkehr im Vorjahr mit knapp mehr als 64.000 Sendungen um acht Prozent rückläufig. Die Gründe dafür waren laut Breuhahn die Neuordnung in der Kombi-Produktion bei Rail Cargo Austria. Kombi-Transporte werden hierzulande größtenteils auf dem Basisnetz gefahren, was für die Kunden teuer ist und zum Abwandern auf die Straße animiert. Wenn es RCA nicht gelingt, das Angebot spürbar aufzuwerten, könnte es weniger Kombi Deutschland–Österreich geben.
Autor: Josef Müller