Wenn der Stress im Berufsalltag mal zu groß werden sollte, dann könnte sich Rolf Hadolt, Geschäftsführer und Eigentümer der steirischen Hadolt-Gruppe, einen Whisky aus seiner reichhaltigen Sammlung von über 3.000 Flaschen in seinem Büro gönnen. Offene Flaschen des edlen Gerstensaftes finden sich aber selbstverständlich nicht auf seinem Tisch. Alkohol während der Arbeitszeit und im Büro ist tabu, das gibt kein gutes Beispiel für die Mannschaft ab, weiß Hadolt.
Trotz höherer Kosten gutes Jahresergebnis
In der Zentrale des Unternehmens in Kalsdorf bei Graz, aber auch in den Niederlassungen in Kärnten, Slowenien und Kroatien läuft das Speditionsgeschäft seit vielen Jahren erfolgreich, wie Hadolt mit einem entspannten Lächeln gegenüber Verkehr anmerkt. Das vergangene Jahr lief zum Beispiel sehr gut. In den ersten neun Monaten schoss der Umsatz durch die Decke, in den restlichen drei Monaten wurde immerhin noch ein moderates Wachstum verzeichnet. 2022 wurden so über 60 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Hadolt ist mit dem, was unterm Strich, also nach Abzug der Kosten, überblieb, zufrieden. Der Hadolt-Gruppe gelang es, die verschiedenen Kostensteigerungen an die Kunden weiterzureichen. Um die steigenden Energiekosten abzufedern, wurde ein Treibstoffzuschlag eingeführt, und Hadolt ist dankbar, dass die Kunden diese Maßnahmen auch akzeptieren.
Mitarbeiter binden
In den einzelnen Geschäftsbereichen lief es 2022 „sensationell“ gut, wie beispielsweise im Seefrachtgeschäft, das seit vier Jahren Kunden mit einem breiten Angebot und guten Ergebnissen unterm Strich angeboten wird. Hadolt: „Hier braucht es Expertise und gutes Personal, um alle Wünsche der Kunden erfüllen zu können. Das gelingt uns gut.“
Das Thema Rekrutieren und Halten von qualifziertem Personal ist dem Firmenchef ein besonders wichtiges Anliegen, denn nur mit einem engagierten und loyalen Team lassen sich gemeinsam die Unternehmensziele erreichen. „Das Lagerpersonal können wir selbst ausbilden, beim Büropersonal lassen sich mit passender Entlohnung und kreativen Sozialleistungen Engpässe vermeiden. Gute Leute werden bei uns unabhängig vom Alter gut entlohnt und mit Firmenfahrzeugen und anderen Goodies gefördert“, bringt Hadolt seine Personalstrategie auf den Punkt.
Mangelnde Ausbildungsförderung für Lkw-Lenker
In der Öffentlichkeit mehr akzeptiert und honoriert werden sollte die Arbeit der Lkw-Fahrer, von denen es in Österreich und in ganz Europa immer weniger gibt. Viele Fahrer kommen durch Pensionierungen abhanden, und junge Leute zeigen wenig Interesse daran, diese Jobs nachzubesetzen. Hadolt überrascht das nicht sehr – immerhin wurde 20 Jahre lang versäumt, sie für den Beruf zu begeistern, beklagt er. Er fordert die Politik auf, schleunigst Versäumtes nachzuholen und die Führerscheinausbildung für Lkw-Fahrer zu finanzieren. Hadolt kritisch: „Für jeden Studenten investiert der Staat für dessen Ausbildung locker an die 100.000 Euro, für den wichtigen Lkw-Fahrerberuf gibt es keine staatliche Förderung.“
Fahrer mit Führerschein B für Lkw bis 3,5 Tonnen zu finden, ist derzeit noch nicht wirklich ein Problem, stellt Hadolt klar. Doch Lenker mit Führerschein C und oder E zu rekrutieren, ist schon deutlich schwieriger. Hadolt: „Hier gibt es ein großes Problem, und wir steuern dem entgegen mit Einstiegsprämien und mit Entlohnung weit über dem Kollektivvertrag.“
Wirtschaftlich zeigt der Lkw-Fahrermangel deutliche preisliche Auswirkungen. Im vergangenen Jahr gab es ein hohes Frachtangebot, und die Transportpreise zogen daher stark an. Derzeit stehen einem Frachtangebot von 60 Prozent verfügbare Frachtladeräume von 40 Prozent gegenüber. Also werden die Preise weiterhin auf hohem Niveau bleiben.
Eigener Fuhrpark
Die Hadolt-Gruppe agiert als Dienstleister im Stückgut- und KEP-Geschäft im Aktionsradius Steiermark, Burgenland, Kärnten, Osttirol sowie Slowenien, Ungarn und Kroatien und ist auch in verschiedene europäische Logistik-Netzwerke integriert, in denen gemeinsam mit selbständigen Partnern Land-, Luft- und Seefrachtverkehre organisiert werden.
Hadolt setzt im Fuhrparkmanagement auf eigene Fahrzeuge und betreibt derzeit eine Flotte von 150 Lkw, die europaweit zum Einsatz kommen. Dazu kommt eine große Zahl von Sattelaufliegern. Auf einen eigenen Fuhrpark zugreifen zu können, hat Vorteile und im vergangenen Jahr wurden diese sichtbar: Es war genug Geschäft da, doch die Transportmittel waren knapp. „Da waren wir mit unserem Fuhrpark klar im Vorteil“, sagt Hadolt und schießt nach: „Wir haben neben unserem Fuhrpark auch eine große Zahl von Partnern im Pool, die für uns seit vielen Jahren im Einsatz sind.“ Eng wurde es beim verfügbaren Frachtraum auch auf Schiffen. Die Seefracht-Raten schossen in den Himmel, dazu gab es Rückstaus in den Häfen, und leere Container waren kaum aufzutreiben, um Fracht überhaupt verladen zu können. Hier zeichnet sich derzeit allerdings eine spürbare Entspannung ab – die Seefracht-Raten befinden sich wieder im Fall.
Vom Frächter zum One-Stopp-Logistiker
Hadolt führt sein Unternehmen wie eine große Familie und erwartet von seinen Mitarbeitern Loyalität und das Bewusstsein, dass die Kunden ihre Gehälter finanzieren. Wenn Hadolt auf sein berufliches Leben zurückblickt, zieht er zufrieden Bilanz: „Stolz bin ich über die Entwicklung vom Frächter zum heutigen One-Stopp-Logistiker.“ Man könne gut gegenüber den viel größeren Mitbewerbern bestehen, lebe die Nähe zu den Kunden täglich und das werde von diesen auch honoriert. Den Umsatz von früher einmal 20 Millionen auf zuletzt über 60 Millionen Euro hochzubringen, sei aus seiner Sicht ein Beweis für die wirtschaftliche Stärke des Unternehmens. Darauf ist Hadolt genauso stolz wie auf den Umstand, dass schon die dritte Generation im Unternehmen werkt und so den Fortbestand der Hadolt-Gruppe sichert.
Leidenschaft für flüssiges Gold
Ans Aufhören denkt Hadolt, der vier Kinder und sechs Enkelkinder hat, noch lange nicht. Dafür brennt er zu sehr für diesen Beruf. Er ist außerdem ein begnadeter Hobby-Fußballer, ein Fan von Reisen und eben auch leidenschaftlicher Whisky-Genießer und -Sammler. „Meine Sammlung ist sicherlich die größte in Österreich und meine Lieblinge sind die schottischen Whiskys“, resümiert er. Mit dem Whisky-Sammel-Virus infizierte sich Hadolt vor 40 Jahren auf einer seiner ersten Dienstreisen. Dass dieser Virus ihnn so stark infizieren wird, hat er damals nicht geahnt, doch er kann damit ganz gut leben.