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Out of Africa

Foto: Pexels / Magda Ehlers
Foto: Pexels / Magda Ehlers

In unserer neuen und exklusiven Online-Reihe hat sich Businesscoach und Journalistin Anja Kossik dieses Mal mit dem Kontinent Afrika auseinandergesetzt - ein interessanter Markt auch für österreichische Unternehmen - und zwar nicht nur als Rohstofflieferant? Denn laut Experten wird Afrika in den kommenden Jahren auf den globalen Märkten zunehmend mitmischen.

von: Anja Kossik

Erinnern Sie sich? Noch vor einem Jahr war „Resilienz“ das Buzzword aller Supply Chain Manager. Traumatisiert von den vielen Krisen und ihren Ripple Effects, also den in Wellen kommenden Nachwirkungen von Ereignissen, sollten Versorgungsketten wieder stabiler, sicherer und vor allem unabhängiger werden. Viel wurde in diesem Zusammenhang von Reshoring und Nearshoring geredet, von Puffern bei den Lagerbeständen aber auch von Multisourcing, um Lieferantenabhängigkeiten zu reduzieren und das Angebot zu diversifizieren. Das alles sollte schnell gehen, am besten schon gestern.

Die Suche nach Alternativen
Die Energiekrise und die davongaloppierende Inflation haben den Resilienzenthusiasmus und den Trend, die Versorgung mit notwendigen Produktionsmaterialien und Teilen wieder regionaler zu gestalten, aus rein pragmatischen ökonomischen Gründen mittlerweile ein bisschen eingebremst. Trotzdem bereitet vielen Unternehmen (egal ob in Europa oder den USA) die einseitige Abhängigkeit ihrer Lieferketten von Rohstoffen, Produkten und Technologien aus Asien gröberes Unbehagen – vor allem im Hinblick auf die Energiewende ist die heutige Konzentration der wichtigsten Lieferanten in China ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Doch gibt es überhaupt Alternativen? Glaubt man den internationalen Experten, dann wird in den kommenden Jahren ein anderer Kontinent in den globalen Märkten verstärkt mitmischen: Afrika!

Afrikas Reichtum an wichtigen Mineralien und Metallen, darunter Aluminium, Kobalt, Kupfer, Lithium und Mangan, die für technologieintensive Industrien von entscheidender Bedeutung sind, macht den Kontinent zu einem attraktiven Standort für die verarbeitende Industrie. Denn die jüngsten Umwälzungen aufgrund geopolitischer Ereignisse und wirtschaftlicher Unsicherheit zwingen die Hersteller geradezu, ihre Produktionsstandorte zu diversifizieren. Der Kontinent ist aber wesentlich mehr als ein reiner Rohstofflieferant der Zukunft.

Das „Land der Chancen“
Afrika – das sind 1,4 Mrd. Menschen in 54 sehr diversen Ländern – bietet laut Ökonomen auch noch andere Vorteile wie einen kürzeren und einfacheren Zugang zu wichtigen Produktionsressourcen, eine jüngere, technologiebewusste und anpassungsfähige Erwerbsbevölkerung und eine aufkeimende Mittelschicht, die für ihre ständig steigende Nachfrage nach hoch entwickelten Waren und Dienstleistungen bekannt ist. Diesem „Afrika der Chancen“ (denn von den Herausforderungen und Risiken kann man in den Medien genug hören) widmet die Außenwirtschaft der WKO sogar eine ganze hörenswerte Staffel ihrer Podcast-Reihe LookAUT. Anfang des Jahres fand in der WKO auch der bereits siebente „Africa Day“ statt, der mit seinem Informationsangebot österreichischen Unternehmen den Marktzugang erleichtern soll. Klar, der Kontinent befindet sich in einer frühen Phase wirtschaftlicher Entwicklung und die einzelnen Länder lassen sich in Bezug auf ihre politische Stabilität und ihr Potenzial nicht über einen Kamm scheren. Aber was das wirtschaftliche Wachstum anbelangt, liegt Afrika hinter Asien an Platz 2.

Potential vorhanden
Wer Afrika einmal bereist hat, der weiß, dass bei der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur noch sehr viel Luft nach oben ist. Das bestehende transkontinentale Straßennetz – so überhaupt vorhanden – ist nur zur Hälfte befestigt, tagelange Wartezeiten an Engpässen wie Fähren oder den Grenzübergängen sind trotz neuer Freihandelszone (AfCFTA) keine Seltenheit. Trotzdem ist die Straße der Verkehrsträger Nummer eins. Denn ein Bahnnetzwerk für den Gütertransport ist im Norden und Osten sowie in Südafrika teilweise in ganz gutem Zustand vorhanden, im Inneren des Kontinents aber quasi nicht existent. Regional verschiedene Spurbreiten kommen erschwerend dazu. Die Entwicklung eines multimodalen Transportkorridorsystems nach EU-Vorbild steckt noch in den Kinderschuhen. Bei den Investitionen in die Hafeninfrastruktur hat China im Rahmen der BRI bekanntermaßen schon seit Jahren die Nase vorne. Da wird kräftig erweitert und neu gebaut. Alles in allem dürften Transporte zwischen der EU und dem afrikanischen Kontinent in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Da tut sich für österreichische Logistiker zukünftig sicher ein spannendes neues Geschäftsfeld auf.


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