Seit 17 Jahren vertritt Alexander Till den Hafen Hamburg in Österreich, seit heuer fungiert er auch als Repräsentant für Ungarn. Man findet den umtriebigen Manager in vielen Gassen der Logistik-Welt. Sein großes Engagement für den Überseehafen sieht er als nichts Ungewöhnliches. Im Gespräch mit Verkehr bezeichnet er seine Tätigkeit stattdessen als „Informationsüberbringer von aktuellen Entwicklungen im Hafen.“ Zusammen mit Elisabeth Andrieux (Hofmann & Neffe) sowie Andreas Matthä (ÖBB Holding) zählt Till zu den drei Persönlichkeiten der Branche, die heuer vom hochkarätigen Fachbeirat der Internationalen Wochenzeitung Verkehr als Logistik-Manager:in nominiert wurden. Till: „Die Nominierung ist für mich eine große Auszeichnung und ich muss sagen: Sie freut mich sehr!“ Weil sie wohl auch dafür steht, wie sehr seine Person mit seiner bisherigen beruflichen Entwicklung in der breiten Fachöffentlichkeit wahrgenommen wird.
Sprachen seine Vorgänger in der Vergangenheit primär mit Spediteuren, so hat sich das unter Till geändert. Er sieht sich auch als Ansprechpartner für Urverlader sowie Importeure, die ihre Ladungen via Hamburg importieren bzw. exportieren. Das sei gut so, „weil ich in meiner Eigenschaft als Repräsentant keine Hafenleistungen direkt verkaufe, sondern vielmehr als neutraler Berater fungiere und Kontakte herstelle“, wie Till präzisiert. Und dies werde in der Speditionswirtschaft und bei den österreichischen Verladern wohlwollend aufgenommen.
Hafen Hamburg als wichtige Drehscheibe
Hamburg ist der größte Eisenbahnhafen Europas – 98 Prozent aller Container von und nach Österreich werden auf der Schiene transportiert. Wöchentlich rollen an die 100 Zügen mit Längen bis zu 700 Metern zwischen österreichischen Terminals und dem Elbe-Hafen, der rund 100 Kilometer von der Küste im deutschen Hinterland liegt. Was kein Nachteil ist, wie die Präsenz namhafter Reedereien im Hafen und die vielfältigen Hinterlandverbindungen zeigen. Till: „Seit den 70er-Jahren spielt Hamburg für Deutschland, Ungarn, Österreich Tschechien und die Slowakei als Überseehafen eine wichtige Rolle.“ Und das habe seine guten Gründe. Nach achtstündiger sogenannter Revierfahrt kommen bis zu 24.000 TEU-Schiffe zu den Hafenkais und somit in eine wirtschaftliche Kernregion rund um den Hafen. Auch wenn andere Häfen näher an der Küste liegen, so müssen große Kähne auch dort Revierfahrten absolvieren, um in die Häfen zu kommen. Weil sich Hamburg weit im Hinterland befindet, verkürzen sich die Hinterland-Verkehre um diese 100 Kilometer lange Wegstrecke. Für Österreichs Außenwirtschaft ist Hamburg der wichtigste Überseecontainerhafen, und das seit sehr vielen Jahren, wie Till stolz betont. Zwar führt der slowenische Hafen Koper das Ranking der wichtigsten österreichischen Überseehäfen in puncto TEU an, doch Hamburg rangiert gleich dahinter an zweiter Stelle. In Sachen Container ist es aber genau umgekehrt.
Anfänge
Im Leben kommt es manchmal anders, als man denkt. Für Till bedeutet das, dass er nicht nach, sondern schon vor dem Studium seine Karriere startete. Till hat eine klassische Speditionsausbildung absolviert, die er als Lehrling von 1985 bis 1988 bei der Wiener Spedition Express begann. Später wechselte er zur Roland Spedition und baute den Bereich Lkw-Verkehr auf. Roland war von Anfang an auf das Intermodal-Geschäft ausgerichtet und Till sorgte dafür, dass die Ladung im Vor- und Nachlauf von der Schiene mit soliden Frächtern abgefahren wurde. Damals von ihm ausgehandelte Verträge mit Subpartner haben bis heute Bestand, erinnert sich Till an seine Roland-Zeit, dessen frühere Eigentümer Heinz und Renate Gutjahr seine Taufpaten waren.
Nach Zwischenstationen bei Expetitors und cargo-partner kam Till zum Großspediteur DB Schenker und übernahm dort als Produktmanager Seefracht die Verantwortung für Österreich und weitere 14 Länder. 2007 wurde er vom Hamburger Hafen angesprochen und ihm die Übernahme der Wiener Repräsentanz angeboten. Er akzeptierte und übt den Job seitdem mit viel Elan aus. Das erkennt man an der großen Zahl an Workshops, Exkursionen und kundenbezogenen Veranstaltungen, die er mit seinem Team jedes Jahr organisiert. Partnerschaftliche Veranstaltungen mit verschiedenen Institutionen sind ihm dabei besonders wichtig.
Aber er hat auch die Weiterbildung nie vernachlässigt und das Studium nachgeholt. 2018 absolvierte Till eine MBA-Ausbildung an der Donau-Universität Krems und 2021 folgte an der gleichen Uni eine weitere mit MSc-Abschluss. Zu diesem Bildungsinteresse kam noch eine Ausbildung zum Trainer für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Kommunikation hat viel mit menschlicher Wahrnehmung zu tun, und so hat Till von 2016 bis 2020 eine Ausbildung für Psychotherapie am Wiener Viktor-Frankl-Zentrum absolviert. Die Themen Psychologie und Managementlehre in einem Buch auszuleuchten, hat er sich als Plan für die Zukunft vorgenommen. Allerdings soll dabei auch noch Zeit bleiben für seine Leidenschaften Oldtimer-Motorräder und Klettern – einem Hobby, das ihm gemeinsam mit seiner 13-jährigen Tochter Freude und Entspannung bereitet.
Förderung des Nachwuchses
Die Themen Hafenwirtschaft, Schifffahrt, Logistik und Verkehrswirtschaft dem Nachwuchs näherzubringen, ist ihm seit jeher ein großes Anliegen. So hält Till laufend Vorlesungen und Vorträge mit Fokus Seefracht und Speditionswesen an der Fachhochschule des BFI in Wien sowie an den Speditionsberufsschulen in Wien, Mitterdorf und Ried im Innkreis. Aber auch an der FH Steyr tritt Till vor den Nachwuchs, um auf die große Bedeutung der Logistik in einer Volkswirtschaft hinzuweisen.
Fragt man Till, was er als Erstes tun würde, wenn er zum nächsten Verkehrsminister Österreichs gekürt werden würde, denkt er nicht lange nach und nennt gleich vier Schwerpunkte: Er würde erstens eine Expertenkommission mit Personen aus der Praxis installieren, die pragmatische Lösungsansätze für die Logistikbranche erarbeitet. Zweitens würde er wichtige Infrastrukturprojekte evaluieren und vorantreiben, drittens die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene forcieren und dafür notwendige Rahmenbedingungen initiieren und viertens dafür sorgen, dass Logistik und Verkehr in der breiten Öffentlichkeit besser im positiven Sinn verstanden werden. Und übrigens: Die Rolle als Verkehrsminister könnte er sich bei entsprechend politischer Konstellation schon vorstellen.
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