„Seit fünf Jahren sammeln wir Erfahrungen mit batteriebetriebenen 44-Tonnern“, sagt Michael Starke, Geschäftsführer Contargo Truck Fleet GmbH & Co. KG. „Die ersten Fahrzeuge hatten Batterien mit einer relativ kleinen Kapazität und einer Reichweite unter 100 Kilometern. Da kamen pro Jahr noch nicht viele Kilometer zusammen. Inzwischen haben wir30 vollelektrische schwere Sattelzugmaschinen für den Containertransport auf der Straße, weitere 60 sind bestellt und sollen bald ausgeliefert werden. Wenn diese alle fahren, erreichen wir schon 5,5 Millionen elektrisch gefahrene Kilometer pro Jahr.“
Erste positive Erfahrungen im Fernverkehr – Knackpunkt: Ladeinfrastruktur
Contargo setzt die E-Lkw überwiegend im Nahverkehr zwischen Terminals und Kunden ein. „Aber wir sind neugierig und gerne bereit, neue Wege zu gehen“, sagt Andreas Roer, Geschäftsführer Contargo Wörth-Karlsruhe GmbH. „Deshalb fahren wir gemeinsam mit einem Kunden inzwischen regelmäßig auf einer nationalen Fernstrecke. Und es zeigt sich, dass der Fernverkehr mit E-Lkw möglich ist – auch wenn die öffentliche Ladeinfrastruktur noch zu wünschen übriglässt.“
Darüber hinaus steigt auch die Reichweite der neueren Modelle. In Wörth setzt Contargo seit zwei Monaten einen Mercedes-Benz eActros 600 in der Kundenerprobung ein: „Das Fahrzeug legt im Nahverkehr täglich über 800 Kilometer zurück“, sagt Andreas Roer. „Vollgeladen hat er eine Reichweite von zum Teil mehr als 500 Kilometer.“
Klimaneutral bis 2045
Das große Interesse an der E-Mobilität begründet Contargo mit dem Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden. Mit der Elektrifizierung der kompletten Lkw-Flotte käme das Unternehmen diesem Ziel bereits einen entscheidenden Schritt näher. Darüber hinaus würden die Fahrzeuge „funktionieren wie ein Schweizer Uhrwerk“, so Michael Starke. „Die E-Lkw takten unsere Disponenten entsprechend ihrer Laufleistung ein, ansonsten gibt es kaum Unterschiede im Vergleich zum Einsatz von Diesel-Fahrzeugen. Die fahren seit Jahren ohne Probleme.“
Förderstopp gefährdet Dekarbonisierung
Aktuell umfasst die Flotte der Contargo deutschlandweit 30 E-Lkw, für 60 weitere Fahrzeuge hat Contargo die KsNI-Förderbescheide durch das deutsche Bundesamt für Logistik und Mobilität erhalten, sie sind bestellt und sollen bis spätestens Anfang 2025 ausgeliefert werden.
Wie es danach weitergeht, ist noch unklar, denn das Förderprogramm des BMDV läuft mit der zweiten Förderrunde aus, einen dritten Förderaufruf wird es aufgrund der angespannten deutschen Haushaltslage nicht geben. „E-Lkw sind erheblich teurer als Diesel-Lkw, das Förderprogramm war für uns außerordentlich wichtig“, kommentiert Michael Starke. „Unser Ziel ist der komplette Umstieg auf E-Lkw. Das Ende der Förderprogramme ist daher sehr bitter für uns und gefährdet aus unserer Sicht die Transformation des Güterverkehrs.“
Hoffen auf steigende Nachfrage und sinkende Preise
Das hält Contargo nicht davon ab, das größte private Ladenetz für schwere E-Lkw in Deutschland aufzubauen. Dieser Aufwand wird im Hinblick auf eine stetig weiter wachsende E-Lkw-Flotte betrieben. „Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage dennoch weiter steigt und so zu sinkenden Fahrzeugpreisen führt“, sagt Kristin Kahl, Head of Sustainability Contargo.
Darüber würden sich auch viele der Fahrer bei Contargo freuen, denn wer einmal einen E-Lkw gefahren hat, möchte nicht mehr zurück. Als „superleise, kraftvoll und entspannt“ beschreiben sie die neuen Fahrzeuge.