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Privatwagenvermieter: Das Klima wird rauer

Österreichs Privatgüterwagenvermieter müssen mit sinkenden Margen leben

Den heimischen Privatgüterwagen-Vermietern machen die immer komplexer werdenden technischen Auflagen und gesetzlichen Bestimmungen zunehmend zu schaffen. Bei der vorwöchigen Informationsveranstaltung des Verbandes der Privatgüterwagen-Interessenten Österreichs (VPI) in Wien wurden in einem kleinen, aber feinen Kreis die aktuellen Entwicklungen präsentiert und diskutiert. Die zwei großen beherrschenden Themen sind ECM und AVV. Wie detailreich und kompliziert diese Bereiche sind, wurde bei dieser zweiten Informationsveranstaltung von kompetenten Fachexperten unter die Lupe genommen. Die Anforderungen an die Wagenvermieter seien in den vergangenen Jahren massiv gestiegen, weiß Johann Feindert, Präsident des VPI und zugleich Geschäftsführer des Wagenvermieters GATX, aus Erfahrung.

Für jeden Güterwagen müssen die Vermieter heute einen detaillierten Instandshaltungsplan vorlegen und administrieren. Dazu kommen komplizierte technische Auflagen und gesetzliche Rahmenbedingungen, die sich massiv kostenseitig auswirken. "Unsere Margen sind drastisch gesunken", betont der VPI-Präsident gegenüber Verkehr.

Instandhaltungskosten gestiegen

In den vergangenen Jahren sind allein die Instandhaltungskosten um 100 Prozent gestiegen, so Roman Mayer von GATX Österreich. Der mit den Auflagen verbundene Personalaufwand hat sich stark erhöht: Was in "guten alten Zeiten", als die Wagen noch en groupe bei einer Eisenbahn "eingestellt" waren, mit zwei Technikern draußen im Betrieb zu erledigen war, bedingt heute den Einsatz von acht bis neun Technikern. Das kostet Geld und schmälert die Erträge der Wagenvermieter. Feindert ortet bei den Kunden ein eher geringes Verständnis für die steigenden Aufwendungen bei den Vermietern, das wohl auch deshalb, weil die Kunden oft gar nicht wissen, mit welchem Mehraufwand das Wagenvermietgeschäft heute verbunden ist. Die Transporteinkäufer in den Unternehmen der verladenden Wirtschaft kaufen die Privatwagen meist über den Preis ein und interessieren sich wenig um den technischen und administrativen Aufwand hinter dem Vermietgeschäft.

Kostentreiber ECM und AVV

Jedem Güterwagen muss bis zum 31. Mai 2013 eine "für die Instandhaltung zuständige Stelle -Entity in Charge of Maintenance (ECM)" zugewiesen werden. Diese ECM muss zudem zertifiziert sein und dafür treten wiederum spezielle Zertifizierer auf den Plan. Der AVV (Allgemeiner Vertrag für die Verwendung von Güterwagen) wiederum ist "ein unterschätztes Vertragswerk", das zwar Chancen für die Privatwagen-Vermieter eröffnet, zugleich aber auch jede Menge Mehrarbeit mit sich bringt, so Feindert. Als Kostentreiber werden gleich mehrere Kostenblöcke identifiziert.

Neben der ECM-Zertifizierung müssen sich Wagenvermieter beispielsweise um die Rückverfolgbarkeit der Radsatzinstandhaltungsdaten, den europäischen Sichtprüfkatalog für Radsatzwellen, Radsatzinstandhaltung auf Basis der europäischen vereinheitlichten Instandhaltungskriterien, die Stammdatenbank und Erfassung der Laufleistung sowie die Mehrkosten bei der Verwendung von Verbundstoffsohlen kümmern. Taucht im täglichen Einsatz beispielsweise beim Waggon eines Vermieters ein Radsatzproblem auf, so muss das der Vermieter genau analysieren, beheben und in weiterer Folge an allen AVV-Mitglieder und an die Industrie kommunizieren. Feindert: "Die Angst bei uns ist sehr groß, bei der technischen Instandhaltung eine falsche Entscheidung zu treffen." Selbst kleine technische Probleme, die vielfach als Einzelfälle zu behandeln und abzulegen wären, werden unter den neuen Umständen zu einem generellen Problem hochstilisiert und können dem betreffenden Vermieter einen Imageschaden ins Haus bringen. Nicht unbeträchtliche Kosten verursachen die Inbetriebnahme neuer Wagen (Anforderungen der TSI) und das Führen der verschiedenen Register und Datenbanken.

Zurückhaltung bei Neuinvestitionen

Die Vermieter reagieren auf den Kostendruck mit Zurückhaltung bei Neuinvestitionen und mit einem genauen Screening der Bahngesellschaften, denen sie ihre Wagen zum Transport übergeben, vor allem dann, wenn diese die AVV nicht gut kennen. Und wenn doch in neue Wagen investiert wird, richtet sich das Augenmerk sehr stark auf Innovationen wie beispielsweise Wagen in Leichtbauweise, Einbau von Lärmschutzkomponenten (Leise Sohle), Erhöhung der Radsatzlast etc.

Die Kostenentwicklung und das Thema Life-Cycle-Kosten setzen dem Innovationsdrang bei den technischen Weiterentwicklungen allerdings auch wieder schnell Grenzen. Mayer: "Die Vermieter befinden sich auf einer Gratwanderung zwischen Kostendruck und technischer Weiterentwicklung." Der VPI zählt derzeit 35 Mitglieder, die rund 7.000 in Österreich zugelassene Güterwagen unterschiedlicher Art vorhalten und vornehmlich an Urverlader vermieten. Der VPI agiert als Servicestelle und vertritt die Interessen seiner Mitglieder sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene.

Autor: Josef Müller


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