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ÖBB-Bilanz 2023

Foto: ÖBB / Michael Posch
ÖBB-CEO Andreas Matthä und CFO Manuela Waldner.
Foto: ÖBB / Michael Posch

Die ÖBB haben sich trotz Energiekrise, hoher Inflation und Wirtschaftsabschwung im Geschäftsjahr 2023 wirtschaftlich gut behaupten können, berichten ÖBB-CEO Andreas Matthä und ÖBB-CFO Manuela Waldner im Rahmen der Bilanzpressekonferenz. Hauptverantwortlich dafür ist die positive Fahrgastentwicklung: Knapp 494 Millionen Menschen sind im vergangenen Jahr mit dem Zug bzw. mit dem Bus gefahren, 10,5 Prozent mehr als 2022 und mehr als je zuvor. Insgesamt konnte der ÖBB-Konzern im Jahr 2023 ein solides Plus erwirtschaften – das Ergebnis vor Steuern (EBT) beträgt 111,6 Millionen Euro. Es liegt um 42,2 Prozent unter 2022 (193,2 Millionen Euro), wobei das Ergebnis aufgrund eines Sondereffekts im Jahr 2022 schwer vergleichbar ist.

Alle Teilkonzerne sind 2023 im Plus gelandet: Der ÖBB Personenverkehr hat mit 109,1 Millionen Euro abgeschlossen (2022: 158,2 Millionen), die ÖBB Rail Cargo Group mit 13 Millionen Euro (2022: 7,3 Millionen) und die ÖBB Infrastruktur mit 7,7 Millionen Euro (2022: -15,7 Millionen). Während der Personenverkehr einen Rekordwert bei den Fahrgastzahlen verzeichnen konnte, hat sich der Güterverkehr mit 26,1 Milliarden Nettotonnenkilometer Transportleistung hingegen im rezessiven Industrieumfeld rückläufig (-8,4 Prozent) entwickelt. Die Betriebsleistung im Netz der ÖBB Infra unterstreicht diese Entwicklungen: Die zurückgelegten Zugkilometer sind im Vergleich zum Vorjahr nur um 1,3 Prozent auf 165,9 Millionen (2022: 163,8 Millionen) gestiegen, womit dennoch auch hier ein neuer Rekordwert erreicht wurde.

Plus dank Fahrgästen – Investition in intermodale Angebote
ÖBB-CEO Andreas Matthä erklärt bei der Pressekonferenz: „Es ist uns gelungen, trotz der wirtschaftlich herausfordernden Situation ein stabiles Plus zu erarbeiten. Das verdanken wir nicht zuletzt unseren Fahrgästen. In Österreich sind noch nie so viele Menschen mit der Bahn und dem Bus gefahren. Ich freue mich sehr über diesen Zustrom und Zuspruch.“ 
ÖBB-CFO Manuela Waldner ergänzt: „Es ist sehr erfreulich, dass alle Teilkonzerne trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen positiv abgeschlossen haben. Der Wirtschaftsabschwung und die hohen Strompreise haben den Güterverkehr allerdings belastet. Wir investieren in intermodale Angebote, um die Verlagerung auf die Schiene attraktiver zu machen.“

Personenverkehr
Nach der Corona-Pandemie hat sich die Nachfrage nach Mobilitätsdienstleistungen schneller und deutlicher erholt als prognostiziert. Im Jahr 2023 wurden in Summe 493,6 Millionen Fahrgäste von den ÖBB transportiert, eine Steigerung von 10,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2022: 446,9 Millionen) und mehr als je zuvor in der 100-jährigen Geschichte der ÖBB. Im Nahverkehr haben die ÖBB 231,7 Millionen Fahrgäste auf der Schiene transportiert, ein Plus von 10 Prozent (2022: 210,7 Millionen), im Fernverkehr waren es 46,5 Millionen Menschen, ein Zuwachs von 11,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022 (2022: 41,8 Millionen) und ein Plus von 21,7 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019. Auch der ÖBB-Postbusverkehr ist um 10,8 Prozent auf 215,4 Millionen Fahrgäste (2022: 194,4 Millionen) gewachsen. 

Negative Folgen des Fahrgastbooms
So erfreulich die Fahrgastentwicklung ist, hat die Pünktlichkeit naturgemäß unter den steigenden Passagierzahlen gelitten: Sie lag 2023 bei 95,0 Prozent im Gesamtsystem (2022: 95,5 Prozent). Im Nahverkehr lag die Pünktlichkeit bei 95,7 Prozent (2022: 96,1 Prozent) und im Fernverkehr bei 80,3 Prozent (2022: 81,4 Prozent). Mit diesen Werten zählen die ÖBB trotzdem zu den pünktlichsten Bahnen in Europa.  

ÖBB Rail Cargo Group
Auch der Schienengüterverkehr war 2023 von den massiv steigenden Energiepreisen, der industriellen Rezession und der damit zurückgehenden Liefermengen konfrontiert: Trotz dieses herausfordernden Marktumfelds ist der Umsatz bei rund 1,907 Milliarden Euro (2022: 1,943 Milliarden) stabil geblieben. Die Nettotonnenkilometer sind von 28,5 auf 26,1 Milliarden gesunken.

Infrastruktur
Eine Rekordsumme von 4,5 Milliarden Euro investierte der Konzern 2023 (2022: 3,9 Milliarden Euro) in die Bahninfrastruktur und in die Modernisierung und den Ausbau ihrer Flotte. Im Bereich Schieneninfrastruktur sind besonders der Ausbau der Süd- und Weststrecke, die weitere Elektrifizierung von Regionalbahnen und die Modernisierung und Errichtung von Bahnhöfen und Park&Ride-Anlagen zu erwähnen.
Die größten ÖBB-Infrastruktur-Projekte bleiben Semmering Basistunnel, Koralmbahn und Brenner Basistunnel. Die Großbauprojekte auf der Südstrecke werden es möglich machen, dass Reisende zukünftig in weniger als zwei Stunden zwischen Wien und Graz und in 45 Minuten zwischen Graz und Klagenfurt reisen können.
Ein weiterer Fokus wird auf Investitionen in Kraftwerke und Photovoltaikanlagen gesetzt. Der Bau von Netzanschlüssen für erneuerbare Energieanlagen ist neu im Rahmenplan. Sie machen es möglich, dass der in ÖBB eigenen Wind- und Sonnenkraftwerken nachhaltig produzierte Strom ins Bahnstromnetz gelangen kann. Insgesamt wollen die ÖBB ihren Eigenversorgungsanteil im Bahnstrombereich bis 2030 von 60 auf 80 Prozent erhöhen.

Personal
Der ÖBB-Konzern zählt zu den größten Arbeitgebern Österreichs. Per 31. Dezember 2023 waren konzernweit im In- und Ausland 45.041 (2022: 44.369) aktive Mitarbeiter (Köpfe, inkl. Lehrlinge) beschäftigt. Das ist ein Anstieg von 672 Mitarbeitern. Für 2024 sucht der Konzern weitere 3.500 Mitarbeiter, um den laufenden Generationswandel zu stemmen. Der ÖBB-Konzern zählt auch zu den größten Ausbildungseinrichtungen Österreichs. Zum Jahresende 2023 waren 1.851 (2022: 1.766) Lehrlinge in Ausbildung. Hinzu kommen weitere 191 (2022: 212) Lehrlinge über die Allgemeine Privatstiftung für berufliche Bildung. 

Ausblick
Die Planung für 2024 ist von den Auswirkungen der geopolitischen Krisen und dem daraus resultierenden inflationären und rezessiven Umfeld geprägt. Die ÖBB halten dennoch an ihrem langfristigen Ziel, dem Ausbau und der Verbesserung des Mobilitäts- und Logistikangebots sowie der Eisenbahninfrastruktur fest. CEO Andreas Matthä zum laufenden Jahr: „Wir rechnen damit, dass der „Bahnboom“ auch 2024 weiter anhält. Wir wollen die ÖBB der steigenden Nachfrage entsprechend ausbauen und wachsen. Wachstumsfelder bieten der Mikro-Verkehr oder Software-Lösungen, aber auch der Güter- und Nahverkehr im Ausland.“ 

G&V und Bilanz im Detail 
Mit Gesamterträgen von 7.806,3 Millionen Euro (2022: 7.397,7 Millionen Euro) konnte der ÖBB Konzern gegenüber dem Vorjahr einen leichten Anstieg von 6 Prozent verzeichnen. Die Gesamtaufwendungen sind 2023 um rund 7 Prozent auf 7.224,6 Millionen Euro (2022: 6.734,3 Millionen Euro) gestiegen, wobei die Personalaufwendungen im Vergleich zum Vorjahr mit 3.213,7 Millionen Euro (2022: 2.946,6 Millionen Euro) um 9 Prozent etwas stärker gewachsen sind – zum einen aufgrund der starken Inflation und Valorisierung, zum anderen weil die ÖBB deutlich mehr Mitarbeiter beschäftigen. Die Materialaufwendungen haben sich um 15 Prozent auf 603,2 Millionen Euro (2022: 525,3 Millionen Euro) gesteigert. Dieser Posten enthält unter anderem Aufwendungen für extern bezogenen Traktionsstrom sowie Aufwendungen für flüssige Treibstoffe. Die Aufwendungen für bezogene Leistungen liegen bei 1.505,2 Millionen Euro (2022: 1.513,2 Millionen Euro). Darin enthalten sind vorwiegend Entgeltzahlungen für Fahrzeugmieten, Transportleistungen und Infrastrukturbenützung an Drittbahnen. Die Abschreibungs-Aufwendungen sind um 4 Prozent auf 1.382,4 Millionen Euro gestiegen (2022: 1.333,4 Millionen Euro).

Finanzergebnisse
Für das Geschäftsjahr 2023 weist der ÖBB-Konzern ein negatives Finanzergebnis in Höhe von -470,1 Millionen Euro (2022: -470,2 Millionen Euro) aus. Der Zinsaufwand beträgt 527,9 Millionen Euro (2022: 457 Millionen Euro). Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) des ÖBB Konzerns ist im Berichtsjahr um 12 Prozent auf 581,7 Millionen Euro (2021: 663,4 Millionen Euro) gesunken. Insgesamt haben die ÖBB ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 111,6 Millionen Euro (2022: 193,2 Millionen Euro) erwirtschaftet, 42 Prozent weniger als im Berichtsjahr 2022. 

Der Teilkonzern ÖBB Personenverkehr verzeichnet 2023 auf Basis der steigenden Fahrgastzahlen einen Anstieg der Umsatzerlöse um 15 Prozent auf 3.136,3 Millionen Euro (2022: 2.727,9 Millionen Euro). Die Gesamterträge steigen um 14 Prozent auf 3.257,2 Millionen Euro (2022: 2.846,2 Millionen Euro. Die Aufwände wachsen allerdings um 17 Prozent auf -3.118,4 Millionen Euro (2022: -2.656,8 Millionen Euro) an, womit das Ergebnis vor Steuern um 31 Prozent von 158,2 Millionen Euro auf 109,1 Millionen Euro gesunken ist. Hauptverantwortlich für den Rückgang waren die hohen Strompreise: Der Aufwand für den Traktionsstrom hat sich 2023 von 50,9 Millionen Euro auf 107,8 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Die Gesamterträge der Rail Cargo Group sind trotz eines heraufordernden Umfelds um nur 2 Prozent auf 1.963,1 Millionen Euro (2022: 1.998,8 Millionen Euro) zurückgegangen. Die Gesamtaufwendungen konnten durch diverse Effizienz-Maßnahmen auf 1.974,0 Millionen Euro stabil gehalten werden (2022: 1.964,3 Millionen Euro). Das Ergebnis vor Steuern (EBT) liegt bei 13,0 Millionen Euro (2022: 7,3 Millionen Euro). In diesem Ergebnis spiegelt sich ein besseres Finanzergebnis wider, das von -27,2 Millionen auf 23,9 Millionen Euro dreht.  

Die Umsatzerlöse des Teilkonzerns ÖBB Infrastruktur sind 2023 um 27 Prozent auf 1.249,5 Millionen Euro (2022: 984,4 Millionen Euro) gestiegen, die Gesamterträge des Teilkonzerns ÖBB-Infrastruktur 2023 um 9 Prozent auf 3.791,6 Millionen Euro (2022: 3.478,3 Millionen Euro). Die Gesamtaufwendungen liegen mit -3.358,3 Millionen Euro (2022: -3.081,6 Millionen Euro) ebenfalls um 9 Prozent höher.

Bilanzsumme
Vorwiegend bedingt durch die Investitionen in das Sachanlagevermögen hat sich im Jahr 2023 die Bilanzsumme des ÖBB-Konzerns um 8 Prozent auf rund 40,9 Milliarden Euro (2022: rund 38,0 Milliarden Euro) erhöht. Der Anteil des Sachanlagevermögens am Gesamtvermögen (Sachanlagenintensität) beträgt zum Bilanzstichtag wie im Vorjahr 89 Prozent. Finanziert sind diese Vermögenswerte vorwiegend durch die Aufnahme von Fremdkapital in Form von Darlehen und Anleihenemissionen.
Per 31. Dezember 2023 weist der ÖBB Konzern eine Eigenkapitalquote von 7,9 Prozent (2022: 9,3 Prozent) aus. Auf der Passivseite ist der Anstieg der Bilanzsumme vorwiegend auf die gestiegenen Finanzschulden zurückzuführen.

Hinweis
Der Geschäftsbericht inkl. Nachhaltigkeitsbericht 2023 kann unter: https://presse.oebb.at/de/oebb-bilanz-2023 heruntergeladen werden.


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Der Podcast der Internationalen Wochenzeitung Verkehr in Kooperation mit Julia Schütze.

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