Die steirische Unternehmensgruppe Innofreight vollzieht in einem immer schnelleren Tempo einen Wandel vom bislang primär innovativen Technologie-Entwickler hin zu einem Dienstleister mit einem breit gefächerten Komplett-Dienstleistungsangebot im Schienengüterverkehr. Dabei setzt man beispielsweise auf Partnerschaften mit Logistikern im Bereich des Straßengüterverkehrs, um noch bessere Transportlösungen bei der Kombination von Schiene und Straße zu entwickeln, wie Peter Wanek-Pusset, Geschäftsführer und Eigentümer der Gruppe, im Gespräch mit Verkehr erklärt.
Innovation auf der Straße: CityLogistics-Container
Wie diese Kooperation in der Praxis aussieht, zeigt das Zusammenspiel zwischen Innofreight, dem Industrieunternehmen Knauf und dem Logistikunternehmen Silo Riedel. Dank einer innovativen Transportlösung aus Bahn und Straßentransport mit Elektro-Lkw werden jährlich 110.000 Tonnen Güter auf die Intermodal-Schiene gebracht. Statt Baustoffprodukte 120 Kilometer mit dem Lkw zu transportieren, werden Rohstoffe vom Knauf-Bergwerk Tragöß zum Bahnhof Kapfenberg gebracht, dort auf die Schiene verladen und zum Knauf-Werk nach Weißenbach gefahren. Dabei kommen die von Innofreight entwickelten CityLogistics-Container zum Einsatz.
Aus der Partnerschaft zwischen Silo Riedel und Innofreight entstand das Unternehmen Innoriedel, das sich auf Intermodal-Verkehre fokussiert. Silo Riedel ist als Logistiker sehr stark in der österreichischen Bauindustrie verankert, die für innovative Transportlösungen offen ist und bei der Innofreight offene Türen vorfindet, wie Wanek-Pusset zufrieden berichtet.
Preisgekrönt
Das beschriebene Projekt wurde heuer vom Verkehrsclub Österreich mit dem Mobilitätspreis für klimaverträglichen Güterverkehr ausgezeichnet. Darauf ist Wanek-Pusset stolz, denn es zeige, wie Partnerschaften zwischen Schiene und Straße Vorteile für die verladende Wirtschaft bringen können. Es zeige auch, wie sehr solche Lösungen die Dekarbonisierung verschiedener Industriebereiche unterstützen. Es gelte, nicht nur innovative Container und Waggons zu entwickeln, sondern Transportketten ganzheitlich zu denken, so der Manager. Er hat das Unternehmen vor 22 Jahren gegründet und verfügt heute über ein sehr umfangreiches Equipment von ca. 25.000 Containern, 4.000 InnoWaggons, 80 mobilen und stationären Entladeeinrichtungen in ganz Europa. 2024 wurden mit Innofreight-Systemen etwa 40 Millionen Tonnen Güter per Bahn transportiert.
Neue Lösungen
Zu den Highlights des Jahres zählt Innofreight auch das Malta- Multi-Modal-Projekt für das Unternehmen Kronospan, das durch die Kombination Schiene–Straße jährlich 2.800 Lkw-Fahrten zwischen Lampertswalde in Deutschland und Salzburg einspart. Statt mit 40 Lkw pro Woche werden in nur einem Ganzzug wöchentlich zwischen diesen beiden Standorten Leime in Tankcontainern auf der Schiene transportiert. 2025 soll mit Kronospan ein weiteres Projekt zwischen Udine in Italien und Bjelovar in Kroatien realisiert werden. In eine Richtung wird recyceltes Holz transportiert und retour Holzwerkplatten. Befördert werden die Produkte im gleichen Transportbehältnis, die Be- und Entladung erfolgt an beiden Endpunkten Zug um Zug, was die Effizienz deutlich erhöht.
Im kommenden Jahr soll zusätzlich zu den derzeit drei verschiedenen InnoWaggons in 2 x 30-, 40- und 45-Fuß-Doppel-Waggon-Dimensionen ein weiterer 80-Fuß-Single-Waggon auf die Schienen kommen. Aber das ist nicht alles, das im nächsten Jahr neu sein wird. Wanek-Pusset: „2025 bringen wir den ersten elektrischen Drehentladestapler bei Sappi in Gratkorn zum Einsatz, damit können wir künftig nahezu CO2-neutral Biomasse vom Forst zum Kraftwerk bringen.“
Gute Aussichten, aber mehr Planungssicherheit erforderlich
Trotz enormer wirtschaftlicher Herausforderungen zeigen sich Verlader mit Blick auf 2025 zuversichtlich – für Innofreight heißt das eine potenzielle Steigerung der Marktanteile auf der Schiene. Bemerkenswert sei das große Interesse bei den Staatsbahnen an der Erneuerung ihres Fuhrparks mit innovativen Lösungen. „Wir bieten ihnen kommerzielle Modelle, die eine Erneuerung auch ohne eigene Investitionen ermöglichen, aber im Unterschied zu den Waggonvermietern mit mehr Flexibilität und Logistiklösungen, die Vorteile für die Endkunden beinhalten“, betont Wanek-Pusset.
Ab Juli kommenden Jahres werden auch die ersten InnoWaggons auf die Schiene kommen. Der Erfolg von Innofreight begründet sich in der konsequenten Standardisierung der Logistiksysteme mit einem hohen technologischen Anspruch und das maßgeschneidert für die speziellen Kundenanforderungen. „Damit haben wir seit Jahren die Technologie- und Kostenführerschaft in Europa“, so der Manager. Einen Wunsch hat er allerdings an die Politik in Österreich und Europa: „Wir benötigen Planungssicherheit in der Energiepolitik.“ Es müsse für die Industrie umsetzbare Szenarien geben, die die Wettbewerbsfähigkeit nicht schwächen und die Administration auf ein notwendiges Maß reduzieren.
Entwicklung zum Logistiker
Wie bereits geschrieben, will Innofreight nicht nur Entwickler von Technologie sein. Um Speditionsgeschäfte besser durchführen zu können, kamen 2023 mit der Innofreight Transportlogistik und innosped zwei Unternehmen in die Gruppe, die Gesamtlogistik-Pakete schnüren können. Deren Leistungen spannen sich vom Traktionsleistungseinkauf bei Bahngesellschaften über Abwicklung von Bahntransporten bis zu Dienstleistungen auf der letzten Meile unter Einbindung des hauseigenen rollenden Materials.