Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Das bedeutet, dass das Energiesystem bis dahin nahezu vollständig auf erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff basieren muss. Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs regenerativ gedeckt werden.
Neue Hafeninfrastruktur wird benötigt für:
- Offshore-Anlagen
Dafür sollen insbesondere die Offshore-Windkapazitäten bis 2030 auf 30 Gigawatt (GW), bis 2035 auf mindestens 40 GW und bis 2045 auf 70 GW ausgebaut werden. Derzeit beträgt die Leistung der in Betrieb befindlichen Offshore-Windenergieanlagen 8,1 GW. Um die Offshore-Ziele zu erreichen, spielt die maritime Infrastruktur eine entscheidende Rolle in der Wertschöpfungskette. Die Deutsche Energie Agentur DENA kommt zu dem Fazit, dass ohne einen beschleunigten Aufbau der Produktionskapazitäten und der notwendigen Hafeninfrastruktur die Erreichung der Ausbauziele nicht möglich ist.
- Recycling und Flottenerweiterung
Auch das Recycling von Altanlagen erfordern die Entwicklung und Bereitstellung von Hafeninfrastruktur. Zusätzlich muss der erhöhte Bedarf an Flotten von Spezialschiffen für Bau, Wartung, Transport und Versorgung gedeckt sein. Auch hier gibt es große Engpässe.
- Grünen Wasserstoff
Ein zweites wesentliches Thema für eine klimaneutrale und sichere Energieversorgung ist der Einsatz von grünem Wasserstoff. Dazu werden enorme Mengen benötigt, die nicht annähernd in Deutschland produziert werden können. Demzufolge muss Wasserstoff nach Deutschland importiert werden. Dabei kommt dem Schiffstransport eine wesentliche Bedeutung zu. Deshalb muss die Importinfrastruktur der Häfen deutlich erweitert bzw. neu aufgebaut werden. Versorgungssicherheit ohne passende Hafeninfrastruktur ist nicht möglich.
Bremerhaven als möglicher Standort
Im südlichen Fischereihafen stehen umfangreiche Entwicklungsflächen zur Verfügung, die aufgrund der Größe von über 250 Hektar, der baulichen Nutzungsmöglichkeiten als Industrie- und Gewerbeflächen sowie der verkehrlichen see- und landseitigen Anbindung für verschiedenste Projekte im Rahmen der nachhaltigen Transformation genutzt werden können und sich grundsätzlich für die Ansiedlung beinahe aller Nutzungsformen im Sinne der Energiewende eignen.
Potenzialanalyse
Das Planungsbüro Fichtner und das Beratungsunternehmen Hanseatic Transport Consultancy hatten hierzu im Auftrag von bremenports und der Bremerhavener Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS das Potential für die wirtschaftliche Entwicklung dieses Gebietes analysiert.
Folgende Sektoren wurden für eine mögliche Nutzung ermittelt:
- umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie: Produktion, Fertigung, Umschlag und Lagerung von Komponenten für Offshore-Windparks, Forschung und Entwicklung im Bereich H2-Produktion;
- nachhaltige Mobilität: Lithium- und Batterieproduktion, Fertigung von klimaneutral angetriebenen Nutzfahrzeugen und Brennstoffzellenfertigung;
- Kreislaufwirtschaft: Recycling verschiedener Stoffe und Materialien, z. B. Batterien (Lithium, Kobalt, Nickel usw.), Metalle, Windkraftanlagen sowie kleiner und mittelgroßer Schiffe;
- Energieimport(-export): Umschlag und Lagerung von Wasserstoff und Derivaten für lokale und überregionale Anwendungen sowie Weiterverarbeitung vor Ort;
- perspektivisch: Umschlag und Lagerung von CO2 für den Export.
Klimaschutz und Wertschöpfung
„Der Fischereihafen birgt ein riesiges Potenzial, um mit einem EnergyPort wesentlich zum Gelingen der Energiewende und damit auch zur künftigen Versorgungssicherheit in Deutschland beizutragen. Zugleich sieht der Senat in der Bereitstellung von Hafeninfrastruktur und Flächen zum Ausbau der erneuerbaren Energien erhebliche Potenziale, um Wertschöpfung und Beschäftigung am Standort Bremerhaven zu generieren“, kommentiert Senatorin Claudia Schilling die Ergebnisse.
EnergyPort bringt mehr Arbeitsplätze
Der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte erklärt: „Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bei der Energieversorgung möglichst unabhängig zu werden und im Kampf gegen den Klimawandel auf regenerative Energie zu setzen. Beides ist ohne leistungsfähige Häfen aber nicht zu erreichen, deshalb ist ein EnergyPort in Bremerhaven von nationaler Bedeutung. Zudem besteht die berechtigte Chance, dass in Bremerhaven viele 100 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen werden.“
Der nächste Schritt
Der Senat wird mit der Bundesregierung in einen geeigneten Austausch treten, um die Potenziale des südlichen Fischereihafens für die Energiewende nutzbar zu machen und eine enge Abstimmung mit den Planungen der Bundesregierung zum Offshore-Ausbau und zum Energieimport zu erreichen.
Die Kosten für die weiteren Planungen werden mit 4,2 Millionen Euro veranschlagt.