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Es geht nur gemeinsam

Foto: Shutterstock / David Fuentes Prieto
Foto: Shutterstock / David Fuentes Prieto

Moderne Konzepte für die urbane Logistik funktionieren nur unter Einbeziehung aller Stakeholder.

von: Anja Kossik

Viele zum Teil interessante und innovative Pilotprojekte scheitern an der ­Finanzierung oder an mangelndem Vertrauen der Beteiligten in deren tatsächliche langfristige Umsetzbarkeit. Doch nachhaltige Lösungen für die urbane Logistik werden dringend gebraucht – und das nicht nur für internationale Metropolen, sondern auch für kleine und mittelgroße Städte. Denn den Spagat zwischen hoher Lebensqualität einerseits und gesicherter sowie schneller Versorgung andererseits müssen alle Ballungszen­tren irgendwie hinbekommen.

Komplexe Herausforderungen
Fakt ist: Ein Großteil, der in urbanen Räumen benötigten Güter muss von irgendwo außerhalb in die Stadt hineingeschafft werden. Das gilt für die Paket­zustellung im Online-Handel oder für die Nahversorgung durch den stationären Handel genauso wie für lokale Handwerks- und Fertigungsbetriebe, die ebenfalls mit Material beliefert werden müssen. Fakt ist aber auch, dass es in ­vielen Kommunen an langfristigen Verkehrskonzepten für einen umwelt- und klimaschonenden Gütertransport oder die gemeinsame Nutzung der vorhandenen Infrastruktur und vor allem an entsprechenden Logistikflächen fehlt. Nachhaltige Zielsetzungen – also Lösungen, die die Interessen der Wirtschaft, der Umwelt und der Menschen gleicher­maßen berücksichtigen – gewinnen auch von Seiten der ­Politik zunehmend an Bedeutung. Innovative Technologien bieten neue Chancen, deren Integration bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich.

Umsetzungsproblematik
Innovative Ideen gäbe es genug: die Nutzung bislang nicht erschlossener Transporträume durch Drohnen in der Luft oder unterirdische Rohrsysteme, die Einbindung bislang ungenutzter Verkehrsträger wie Boote oder Straßen- bzw. U-Bahnen, der Einsatz von neuen Fahrzeugkonzepten mit innovativen Antriebstechnologien oder von ­autonom agierenden Robotern, die Anwendung von digitalen Lösungen zur Lieferoptimierung und von smarten Technologien zur Steuerung der Verkehrsflüsse. Doch dauert die tatsächliche Umsetzung derartiger Ideen oft unverhältnismäßig lange, weil nicht alle Betroffenen immer an einem Strang ziehen.

Kooperative Lösungsansätze
In der urbanen Logistik treffen also viele verschiedene Stake­holder mit ebenso vielen verschiedenen Interessenlagen aufeinander. Diese miteinander zu vernetzen und ihnen eine ­Plattform zur branchenübergreifenden Zusammenarbeit zu bieten, ist das Ziel der Veranstaltungsreihe „Last Mile City Logistics“, die Ende Juni in Berlin stattfand und diesen November auch auf Schweizer Boden, nämlich in Bern, noch einmal über die Bühne gehen wird.
Unternehmen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sind dort vertreten. Der Dialog sowohl zwischen Logistikunternehmen, KEP-Dienstleistern und innovativen Start-ups als auch Stadtplanern sowie Vertretern von Kommunen und der Immobilienwirtschaft über die Zukunft der Citylogistik führt die unterschiedlichsten Interessengruppen zusammen. Auf der Fachmesse suchen Experten aus verschiedenen Disziplinen in Vorträgen, Workshops und im Rahmen eines Innovationstags gemeinsam nach Lösungen für die letzte Meile.

Stakeholder-Involvement
Multidisziplinäre und branchen­übergreifende Expertenteams aus der Wirtschaft in die Stadtentwicklung mit einzubinden, liegt voll im Trend. Denn Projekte, die ohne deren Input gestartet wurden, sind laut Statistik viel häufiger zum Scheitern verurteilt – mangelnde Praxis­tauglichkeit ist in so einem Fall als Hauptgrund nicht ungewöhnlich. Umgekehrt führt die Ansiedlung von Logistikimmobilien in dichten Siedlungsgebieten ohne die konsequente Einbindung der Betroffenen in den gesamten Entwicklungsprozess bekanntermaßen ebenfalls zu Problemen. Tatsächlich ist man von einer großflächigen Ausrollung von ganzheitlichen, Stakeholder-getriebenen Citylogistik-Konzepten in ganz Europa noch weit entfernt.

Innovative Immobilienkonzepte
Die geringe Verfügbarkeit von freien Flächen im Stadtinneren stellt alle Beteiligten innerstädtischer Lieferketten wohl vor die größte Herausforderung. Auch hier gibt es bereits funktionierende Ansätze. In City-Hubs oder in deren kleinerer Version, den Micro-Hubs, können Lieferungen auch verschiedener Logistikdienstleister gebündelt werden. Diese mobilen oder stationären Sammelpunkte für Pakete in Innenstadtlagen oder in verdichteten Wohngebieten können sogar in Containern oder Kleinlagern untergebracht sein. Von dort werden sie emissionslos mit Lastenfahrrädern, kleinen Elektrofahrzeugen – in Ballungsräumen oft auch zu Fuß – feinverteilt. City Docks, ein Konzept des Immobilienentwicklers Panattoni, finden sich wiederum in Stadtrandlagen mit Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Allein elf dieser Projekte wurden bereits in deutschen Großstädten umgesetzt. City Docks sind flexibel nutzbare und modular gebaute Gewerbeimmobilien vor allem für KMU und Start-ups aus einer Vielzahl von Branchen wie Handel, Gewerbe, Produktion und Logistik. Ihre Lage macht sie besonders für die Belieferung von Verbrauchern in den Stadtzentren und damit auch gerade für KEP-Dienstleister geeignet. Eine weitere innovative Entwicklung stellt das Logistik-Campus-Konzept dar.

Urbaner Großraum unter der Lupe
Ein Beispiel für gelungene kooperative, gemischte Nutzung für modulare und nachhaltige Bauweise und die Einbindung in kommunale Strukturen ist der City Logistics Innovation Campus im Ballungsraum Amsterdam. Begleitet von Forschern der Universität Amsterdam arbeiten Gewerbe, Handel und Logistiker am Campus zusammen an Konzepten, wie der gesamte urbane Großraum Amsterdam auch in Zukunft optimal versorgt werden kann. Den Unternehmen am Campus steht dafür der gesamte Einzugsbereich des Campus als Testumgebung zur Verfügung.


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