Wie wesentlich ein kompetentes Top-Management ist, um als Organisation konkurrenzfähig zu sein, zeigt die aktuelle Studie unter heimischen Top-Entscheidungsträger*innen. „Die Einschätzung unseres Board Member Networks könnte in Bezug auf die Relevanz von Top-Führungskräften nicht eindeutiger sein. 9 von 10 erachten das Top-Management als sehr wichtig für den Unternehmenserfolg“, resümiert Josef Fritz, Geschäftsführender Gesellschafter der BOARD SEARCH GmbH. Die arbeitende Gesamtbevölkerung bewertet die Bedeutsamkeit des Top-Managements etwas weniger deutlich. Hier vergeben 47 Prozent die Bestnote von „sehr wichtig“, ein weiteres Drittel schätzt die oberste Führungsriege als „eher wichtig“ ein.
Leader brauchen vor allem Soft Skills
Effektive Führungspersonen sind in der Lage, ihre Teams zum Erreichen ihrer Ziele zu führen und gleichzeitig ein positives und produktives Arbeitsumfeld zu fördern. Um für den Lead geeignet zu sein, muss man an Rüstzeug daher vor allem hervorragende „soft skills“ mitbringen. Jeweils 85 Prozent der Board-Member-Befragten sind der Überzeugung, dass die richtige Persönlichkeit und gute soziale Kompetenz für eine Führungskraft unerlässlich sind. Fachliche Kompetenz und Know-how bewertet hingegen nur ein Drittel als „sehr wichtig“. In der berufstätigen Gesamt-Bevölkerung werden die „soft skills“ zwar ebenfalls als besonders gewichtig wahrgenommen. Dass ihre Vorgesetzten fachliches Know-how mitbringen, ist für die Arbeitnehmer*innen aber ebenfalls entscheidend (64 Prozent).
Die besten Personalentscheidungen kommen nicht von ganz oben
Ein umfangreiches Anforderungsprofil also, das auf der Suche nach einer Top-Führungskraft besetzt werden muss. Da wundert es nicht, dass das Recruiting nicht immer leicht ist. Mehr als die Hälfte der befragten Manager*innen bewerten die Besetzung von Führungspositionen daher auch als sehr oder eher schwierig. Die besten Personalentscheidungen treffen nach deren Einschätzung dabei nicht die obersten Hierarchien (26 Prozent), also Vorstand, Aufsichtsrat oder Geschäftsführung, sondern die Führungskräfte in den betreffenden Abteilungen (36 Prozent). In HR-Abteilungen (12,5 Prozent) bzw. Head-Hunter (12 Prozent) setzt nur jeweils jede*r Achte das größte Vertrauen. Den Anteil der Besetzungen im Top-Management, die sie bisher miterlebt haben und als „genau richtig“ bewerten würden, schätzen die befragten Führungspersönlichkeiten im Mittel übrigens auf 60 Prozent. Eine eher durchwachsene Bilanz.
Fehlbesetzungen wirken nachhaltig …
Ebenso wichtig wie Erfolgsfaktoren ist daher auch der Umgang mit Fehlbesetzungen auf den Top-Ebenen und deren Auswirkungen. Schlechtes Management kann dem Unternehmen nicht nur wirtschaftlich schaden, sondern auch dafür verantwortlich sein, dass Mitarbeiter*innen frühzeitig kündigen. In Zeiten des Fachkräftemangels eine fatale Entwicklung.
„Fehlbesetzungen im Top-Management werden nach Einschätzung der befragten Insider*innen erst nach rund sechs bis acht Monaten sichtbar, haben jedoch für 81 Prozent sehr oder eher nachhaltige Auswirkungen und sind für lediglich 16 Prozent leicht reversibel“, erläutert Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent. So ist quasi die Gesamtheit der befragten Entscheidungsträger*innen der Ansicht, dass sich schlechte Führungskräfte negativ auf das Betriebsklima auswirken (99 Prozent) und eine höhere Fluktuation bewirken (98 Prozent). Für 84 Prozent können sie auch einen negativen Einfluss auf die Mitarbeiter*innen-Gesundheit haben. Diese Einschätzungen werden auch von den befragten berufstätigen Personen vollumfänglich geteilt.
… und kosten viel Geld
Schlechte Personalpolitik an der Spitze kann für die Unternehmen teuer werden. Knapp die Hälfte der Entscheidungsträger*innen schätzt die Schadenssumme, die durch die Fehlbesetzung einer Führungskraft entstehen kann, auf mehr als 1 Million Euro. Umso wichtiger, dass Negativbeispiele offen aufgearbeitet werden. 9 von 10 Insider*innen wünschen sich daher auch mehr Transparenz im Umgang mit Fehlbesetzungen.
Mit Fehlern offen und konstruktiv umgehen
Was die Fehlerkultur betrifft, scheint es in Österreich jedoch noch viel Aufholbedarf zu geben. Zwar bewerten 60 Prozent der befragten Wirtschaftsinsider*innen das Fehlermanagement im eigenen Unternehmen als sehr oder eher gut ein. Für Österreich im Allgemeinen fällt diese Einschätzung mit nur 8 Prozent % Zustimmung dagegen verheerend aus. Dabei ist ein offener und konstruktiver Umgang mit Fehlern entscheidend, um weiteren Schaden zu vermeiden, aus Pannen zu lernen und gestärkt daraus hervorzugehen. Auch hier sollten die Führungspersönlichkeiten mit gutem Beispiel voran gehen. Schließlich wusste schon der Philosoph Bertrand Russel: „Wer wirklich Autorität hat, wird sich nicht scheuen, Fehler zuzugeben.“