Die Branchenvertreter formulierten erneut ihre Forderungen an eine künftige Bundesregierung: die Sicherung des Logistikstandorts durch eine zeitgemäße Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen, ein abgestimmtes Konzept für die Dekarbonisierung des Güterverkehrs, ernsthafte Anstrengungen zum multimodalen Ausbau der transeuropäischen Netze sowie eine zukunftsgerichtete Raumordnung und Flächenwidmung. Zentralverband-Präsident Alexander Friesz erklärte: „Die Frage ist, wie der Logistik-Standort angesichts der aktuellen Szenarien die Versorgungssicherheit von Wirtschaft und Bevölkerung gewährleisten kann. Die neue Regierung braucht ein Bewusstsein für die kurzfristigen Infrastruktur- und kurz- wie langfristigen Ökologisierungsprobleme. Und dann muss sie bereit sein, diese auch gemeinsam zu lösen.“
Schnittstelle für bessere Koordinierung notwendig
Einhellig bestärkt wurde auch die Forderung an die Politik nach einer Wiedereinrichtung einer permanenten zentralen Koordinationsschnittstelle zwischen allen Logistikverantwortlichen für alle zentralen Themen des Logistikstandorts. Nur so könne dessen Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig gesichert werden.
Maßnahmen zur CO2-Reduzierung gefordert
Als Keynote-Speaker der Veranstaltung im Headquarter der Österreichischen Post präsentierte Sebastian Kummer von der WU Wien die Schlussfolgerung aus seiner Studie „Dekarbonisierung und Modal Split im Güterverkehr“: Kummer warnte: „Die weiterhin steigende Gesamtgüterverkehrsleistung bei zugleich wachsendem Modal-Split-Anteil der Straße gegenüber der Schiene müssten bei der Politik die Alarmglocken schrillen lassen. Ein klimaneutraler Güterverkehr in Österreich wird nur noch möglich sein, wenn umgehend Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen – auch und vor allem im Straßengüterverkehr – ergriffen werden.“
Diskussion zu aktuellen Herausforderungen
Moderiert von Zentralverband-Präsident Alexander Friesz diskutierten im Anschluss Sebastian Kummer, Marko Jandrisits von der ASFINAG, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung Peter Koren, Gebrüder-Weiss-Vorstandsvorsitzender Wolfram Senger-Weiss sowie Gastgeber Österreichische-Post-Vorstand Peter Umundum das Gesamtbild der Logistikinfrastruktur-Herausforderungen Österreichs.
Baustellenchaos gefährdet Funktionieren der Lieferketten
Bereits in den kommenden Monaten und über Jahre hinweg werden unkoordinierte, zeitlich einander überlappende Sperren von zentralen Transportwegen auf Schiene und Straße zu Staus, enorm langen Auswegstrecken und Verkehrschaos führen und damit nicht nur die Versorgung von Wirtschaft und Bevölkerung behindern, sondern auch Umwelt und Klima schaden. Großbaustellen und zumindest teilweise Sperren auf den Brenner- und Tauernstrecken, der A8 München-Salzburg sowie Totalsperren der Deutschen Bahn in Bayern sind nur einige Beispiele. Wolfram Senger-Weiss kritisiert: „Wir werden als Branche im Regen stehen gelassen. Jeder optimiert seine Situation ohne Abstimmung, das führt irgendwann zum Kollaps. Warum koordiniert die Politik nicht und warum will man etwa nicht einmal die Mehrkosten beschleunigter Baustellenarbeiten mit den Kosten kilometerlanger Staus mit tausenden Fahrzeugen gegenrechnen?“
Nachtfahrverbot abschaffen und bessere Baustellenplanung
Die Branche tritt einhellig für eine vorübergehende Aufhebung des Lkw-Nachtfahrverbots als Sofortmaßnahme ein. Dadurch kann sich der Güterverkehr besser verteilen, Staus können reduziert werden und der Verkehrsfluss stabilisiert. Zudem wird eine ab sofort rechtzeitige Koordination zwischen Bund, Bundesländern, Nachbarländern, Straßenerhaltern und Bahnbetreibern gefordert, die mithilfe von Potenzialanalysen und Simulationen eine sinnvolle Staffelung von Bauarbeiten planen.
„Die Straßen- und Bahnbetreiber müssen künftig rechtzeitig auf uns zukommen, um die Baustellenplanung mit ihren Experten und jenen unserer Branche sinnvoll abzustimmen. Und die kommende Regierung muss endlich für eine Beschleunigung von Behördenverfahren sorgen“, fordert Peter Umundum.