„Die Volumina haben sich auf einem niedrigen Niveau eingependelt, was die Branche dazu zwingt, ihre Effizienz durch verstärkte Zusammenarbeit zu steigern“, erklärte Wolfgang Göbel, Präsident der ECG, gleich zu Beginn der jüngsten Konferenz des Verbands in Hamburg.
Langfristige Kooperationen notwendig
Zu einer ähnlichen Erkenntnis kam Mark Fulthorpe, Executive Director von S&P Global, der in seinem Vortrag wertvolle Einblicke gab und eine Stagnation der Volumina nach einer turbulenten Phase prognostizierte, die durch die Lieferkettenkrise, COVID-19 und den Krieg in der Ukraine geprägt war. Seit 2020 hat sich das Absatzvolumen stabilisiert, allerdings auf einem niedrigeren Niveau mit 2,5 Millionen weniger verkauften Neuwagen.
S&P Global prognostiziert für 2025 einen Anstieg der Volumina um lediglich 1 Prozent und geht davon aus, dass sich das Niveau bis 2030 auf einem niedrigen Stand stabilisieren wird. Gleichzeitig sieht sich die Branche mit geopolitischen Risiken, verschärftem globalen Wettbewerb und kurzen Marktzyklen konfrontiert. Die zentrale Herausforderung besteht darin, sich von diesen Unsicherheiten nicht davon abhalten zu lassen, langfristige Kooperationen einzugehen.
Verkehrte Verhältnisse
Fulthorpe hob zudem das bestehende Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage hervor: „Die kurzen Reaktionszeiten haben sich für die Fahrzeughersteller als äußerst herausfordernd erwiesen. Wir blicken auf eine Krisenzeit zurück, in der die Nachfrage oft das Angebot überstieg, während gleichzeitig Produktionsstörungen ein erhebliches Ungleichgewicht verursachten. Über mehrere Jahre hinweg war die Nachfrage deutlich höher als die Produktionskapazität. In den vergangenen 18 bis 24 Monaten hat die Branche versucht, diesen Rückstand aufzuholen, was zu einem Anstieg der Produktionsniveaus führte. Zwei zentrale Faktoren spielten dabei eine Rolle: zum einen der Wiederaufbau der Lagerbestände, zum anderen die Erfüllung der während der COVID-Pandemie aufgestauten Nachfrage.“
Transformation unerlässlich
Die Prognose macht deutlich, dass die Branche – einschließlich FVL-Unternehmen und OEM – Kapazitätsanpassungen und einen fortlaufenden Transformationsprozess benötigt. Die ECG stellt hierfür eine Plattform bereit, die Zusammenarbeit, Standardisierung und die Entwicklung neuer Methoden fördert. Zudem ermutigt der Verband die Branche, sich aktiv an Arbeitsgruppen zu beteiligen, um gemeinsam Lösungen für die aktuellen und langfristigen Marktanforderungen zu entwickeln.
Wolfgang Göbel, Präsident der ECG, machte deutlich: „Nach meiner Beobachtung geht unsere Branche den Wandel konsequenter und entschlossener an als die Käuferseite des Marktes. Da die Volumenprognosen kein Wachstum erwarten, ist eine Anpassung erforderlich, um die Effizienz zu steigern. Wir müssen sicherstellen, dass wir die kurzen Zyklen des volatilen Marktes vermeiden, indem wir zusammenarbeiten und im Übergangsprozess Schritt halten.“
Wechsel an der ECG-Spitze
Während der Konferenz trat Frank Schnelle die Nachfolge von Mike Sturgeon als Geschäftsführer der ECG an. Frank Schnelle wird weiterhin die Zusammenarbeit innerhalb der Branche fördern und den nächsten Schritt in der Entwicklung langfristiger Kooperationen leiten.
Frank Schnelle, Executive Director, ECG, betonte: „Der Verband hat bereits hervorragende Beispiele für enge Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen der Branche vorgelegt, doch es gibt noch Potenzial für weiteres Wachstum. Die ECG bietet eine ausgezeichnete Plattform, um gemeinsam langfristige Lösungen zu entwickeln, die unsere Branche nicht nur effektiver, sondern vor allem auch widerstandsfähiger machen.“
Über ECG
ECG, der Verband der Europäischen Fahrzeuglogistik, ist die etablierte europäische Plattform für den Outbound-Automobillogistiksektor, die Logistikdienstleister, Logistikmanager von Herstellern und Zulieferer des Sektors zusammenbringt. Der Verband ist bereits seit 1997 das Sprachrohr der Fahrzeuglogistikbranche in Europa und vertritt die Interessen von fast 200 Mitgliedsunternehmen und Partnern, von kleinen und mittleren Familienbetrieben bis hin zu multinationalen Konzernen, und ist der wichtigste Interessenvertreter der europäischen Fahrzeuglogistikbranche.
Ziel von ECG ist es, die nichtkommerzielle Zusammenarbeit zwischen Mitgliedsunternehmen zu erleichtern und sie beim Austausch bewährter Verfahren in vielen Betriebsbereichen zu unterstützen, insbesondere bei der Harmonisierung von Betriebsstandards.
Die ECG vertritt alle Verkehrsträger auf EU-Ebene – Straße, Schiene, Seeverkehr und Binnenschifffahrt. Die ECG-Mitglieder erbringen Transport-, Vertriebs-, Lager-, Aufbereitungs- und Nachbearbeitungsdienstleistungen für Hersteller, Importeure, Autovermieter und Fahrzeugleasingunternehmen in der gesamten EU sowie in Norwegen, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich, der Türkei und darüber hinaus. Sie besitzen oder betreiben mehr als 470 Autotransportschiffe, 14.000 speziell angefertigte Eisenbahnwaggons, 23 Binnenschiffe und mehr als 26.000 Straßentransporter.
Als bedeutender Arbeitgeber spielt die Fertigfahrzeuglogistik eine wichtige Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg der Europäischen Union. Die ECG-Mitglieder erwirtschaften einen Gesamtumsatz von rund 21,3 Milliarden Euro und die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die mit dem Sektor verbundenen Unternehmen werden auf 56 Milliarden Euro geschätzt. Mehr als 210.000 Europäer sind direkt in der Fahrzeuglogistikbranche beschäftigt.