Wenn Sie auf die letzten 20 Jahre zurückblicken, worauf sind Sie am meisten stolz?
Ich bin wirklich stolz darauf, dass wir in den letzten 20 Jahren so erfolgreich waren, dass wir mittlerweile in sieben Ländern über eigene Niederlassungen verfügen, also dass wir neben unserem Hauptsitz in Wien auch noch beispielsweise in Polen, Rumänien, der Slowakei und in Bulgarien vertreten sind. Unsere Strategie ist dabei, einen Korridor zwischen Skandinavien und dem Balkan optimal zu bedienen. Wir haben es geschafft, uns über die letzten Jahre einen guten Stamm an treuen Kunden zu erarbeiten. So haben wir unter anderem mit einem Kunden aus Malmö gerade erst unsere zehnjährige Kooperation gefeiert. Wir haben aber nicht nur einen stabilen Kundenstamm, sondern auch Mitarbeiter, die bereits seit vielen Jahren Teil unseres Teams sind.
Es hat sich gerade in der Logistik in diesem Zeitraum unendlich viel getan. Was waren die größten Veränderungen, die Sie beobachten konnten?
Am Anfang, unmittelbar nach der Gründung des Unternehmens, hat man mir gesagt: „Wenn du vier Jahre überlebst, dann hast du es geschafft!“ Meine Erfahrung heute ist aber: Man hat es nie wirklich „geschafft“. Natürlich steht das Unternehmen mittlerweile, was die Finanzen und den Kundenstamm anbelangt, auf stabileren Beinen als zu Beginn. Trotzdem arbeiten wir in einem Markt, der sich ständig verändert und der uns täglich aufs Neue herausfordert. Und wer nicht aufpasst, kann ganz schnell wieder vom Markt verschwinden.
Was uns über die letzten 20 Jahre ausgezeichnet hat, ist, dass wir uns auf Veränderungen immer schnell eingestellt haben. In unseren Anfangszeiten waren die Kunden froh, wenn sie irgendwo ein Fahrzeug für ihre Fracht herbekommen haben. Heute ist das beinahe wieder so, aber vor allem deswegen, weil es immer weniger Lkw-Fahrer gibt und dadurch die verfügbaren Kapazitäten begrenzt sind. Da hat sich das soziale Gefüge in den vergangenen Jahren so dramatisch verändert, dass man mittlerweile einem Fahrer genauso wie einem Kunden den sprichwörtlichen roten Teppich ausrollen muss. Diese Entwicklung war neben der Digitalisierung sicherlich die größte Veränderung.
Wie wird sich die Logistik Ihrer Meinung nach weiterentwickeln?
Aufgrund genau dieser Probleme haben wir uns an einem Wiener Unternehmen beteiligt, das sich mit Datenmanagement und Künstlicher Intelligenz befasst. Die Lösungen für die Zukunft liegen sicherlich in der Vereinfachung von Komplexität. Wir müssen heute dem Kunden bereits viele Prozesse abnehmen, wie beispielsweise das Buchen von Lade- und Entladungsslots oder das Echtzeit-Tracking des Lkw. Alle diese wichtigen Informationen müssen irgendwo im System vorhanden und abrufbar sein. Aktuell bedeutet so etwas noch ganz viel manuelle Arbeit, die für die betroffenen Mitarbeiter auch sehr zermürbend ist. Diesbezüglich sind alle in der Branche überzeugt, dass es genau in dem Bereich Weiterentwicklungen geben muss und wird.
Mein persönliches Ziel ist, dass wir als Unternehmen diese digitale Transformation unserer Branche gut bewerkstelligen. Wir arbeiten derzeit sehr intensiv daran und haben sowohl intern als auch extern die notwendigen ersten Schritte gesetzt.
Welche Rolle wird die KI Ihrer Meinung nach dabei spielen?
Die KI wird sicherlich im operativen Geschäft am meisten eingesetzt werden. Wenn ich also zum Beispiel regelmäßig Transporte von Hamburg nach Sofia habe, dann werden die zukünftig automatisiert disponiert werden. Vor allem repetitive administrative Arbeiten werden dann von einer KI bewerkstelligt. Wir haben bereits angefangen, bei uns einige automatisierte Lösungen zu implementieren. Die KI soll aber darüber hinausgehend selbst neue Vorschläge machen, wenn sie, basierend auf den gesammelten Daten, etwas „gelernt“ hat. Derzeit wird der Mensch aber noch immer gebraucht. Ich denke, dass unser Unternehmen mit seinen innovativen Digitalisierungsprojekten innerhalb der Branche sehr früh dran ist. Aber wir hoffen, dass wir dadurch technologisch in der Zukunft an vorderster Front mitmischen können.
Was wollen Sie persönlich noch erreichen?
Für mich sind viele meiner Wünsche in Erfüllung gegangen. Dazu zählt ganz sicherlich meine Position bei UnitCargo, die zeigt, dass ich mich in den letzten 20 Jahren auch persönlich weiterentwickelt habe: vom Disponenten zum CEO. Ein Unternehmen zu führen, ist nämlich ein Handwerk, das man auch erst erlernen muss. Das erfordert tägliches Arbeiten an sich selbst und seinen Fähigkeiten. Außerdem habe ich selbst erfahren, wie hilfreich es ist, sich externe Experten zu holen, die einen beraten und unterstützen. Und was ganz wichtig ist: Dass man aus den Fehlern, die man macht, auch etwas lernt! Ich bin stolz darauf, in unserer Standesvertretung für eine ganze Sparte sprechen zu dürfen und europaweit bei der UECC nicht nur mitzuarbeiten, sondern immer wieder Neues dazuzulernen. Dabei schlägt mein Herz ganz besonders für die Nachwuchsarbeit. Auch die Arbeit am Image und an der Wertschätzung der Logistikbranche ist mir wichtig, und ich hoffe auf gute politische Partner in der kommenden Regierung.
Mein ganz persönliches Ziel ist es aber, auch mit 80 Jahren noch so gesund und fit zu sein, dass ich noch einen Marathon laufen kann.