Der Österreichische Infrastrukturreport ist den heimischen Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik gewidmet. Er soll als Wegweiser beim Ergreifen zukunftsträchtiger Maßnahmen im Bereich Infrastruktur dienen und so die nachhaltige Stärkung des Wirtschaftsstandortes Österreich unterstützen.
Der Report durchleuchtet jährlich den Status & die Entwicklung der österreichischen Infrastruktur in den Bereichen Energie, Verkehr (Straße, Schiene, Luftfahrt, Schifffahrt), IT, IKT und Innovation und stellt ihre Position im internationalen Vergleich dar. Weiters werden Handlungsempfehlungen der Wirtschaft an die heimische Politik formuliert, die zur Erarbeitung einer gesamtheitlichen österreichischen Infrastrukturstrategie führen.
Güterverkehr: Intermodalverkehr
Die befragten Manager aus dem Sektor Transportgewerbe fordern eine Stärkung des Schienenverkehrs für Gütertransporte, insbesondere wünschen sich 24 Prozent der befragten Führungskräfte erweiterte Angebote zur Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene, um die bestehende Infrastruktur besser zu nutzen und den Verkehr umweltfreundlicher zu gestalten. 78 Prozent äußern den Wunsch, dass die Anbindung Österreichs an das internationale Bahnnetz verbessert werden muss. Weitere 77 Prozent der Befragten fordern einheitliche Rahmenbedingungen für den Schienengüterverkehr in der gesamten Europäischen Union, um Effizienz und Transparenz im grenzüberschreitenden Verkehr zu erhöhen. 83 Prozent sehen die Notwendigkeit, funktionierende Schnittstellen und Terminals in Österreich zu forcieren, um den Güterverkehr reibungsloser abzuwickeln.
Gezielte Maßnahmen und einheitliche Rahmenbedingungen
„Zusammengefasst zeigt sich, dass die Politik gezielte Maßnahmen zur Stärkung des Schienengüterverkehrs und zur Verbesserung der internationalen Anbindung setzen sollte“, resümiert Davor Sertic, Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Wien. Zudem werden eine Vereinheitlichung der Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene sowie eine bessere Anbindung durch funktionierende Schnittstellen als dringend erforderlich angesehen. Die Sparte Transport und Verkehr der Wirtschaftskammer Wien erkannte die Relevanz dieser Thematik bereits 2022 und setzt sich mit dem Projekt ‚KMU goes Intermodal‘ intensiv mit den Potenzialen, Herausforderungen und Rahmenbedingungen des intermodalen Verkehrs auseinander.“
Politische Handlungsfelder
Um optimale Rahmenbedingungen für den intermodalen Verkehr zu schaffen, sieht Obmann Sertic unter anderem folgende fünf politische Handlungsmöglichkeiten:
- Anreize für die Kombination von Straße und Schiene schaffen: Derzeit sind Straßentransporte oft günstiger als Schienentransporte. Förderungen oder finanzielle Unterstützung können die Umstellung auf intermodale Lösungen für Unternehmen wirtschaftlicher zu gestalten.
- Modernisierung und Ausbau von Güterterminals: Um die Effizienz des Güterverkehrs auf der Schiene zu verbessern, ist es notwendig, die bestehenden Güterterminals zu modernisieren und neue Kapazitäten zu schaffen.
- Vereinheitlichung des europäischen Bahnsystems: Derzeit gibt es innerhalb Europas keine einheitliche Sprache oder Standards im Bahnsystem. Eine Vereinheitlichung könnte die Effizienz und die Attraktivität des Schienengüterverkehrs erheblich steigern.
- Schienengüterverkehr versus Schienenpersonenverkehr: Besonders bei Kapazitätsengpässen muss darauf geachtet werden, dass Güterzüge nicht grundsätzlich zugunsten von Personenzügen benachteiligt werden.
- Bürokratische Hürden abbauen und auf die Wirtschaft hören: Um den Verwaltungsaufwand für Unternehmen zu reduzieren und den intermodalen Verkehr zu erleichtern, müssen Bürokratiehürden abgebaut werden. Zudem sollte die Politik die Wirtschaft regelmäßig nach ihren Bedürfnissen und Anforderungen abfragen.
Luftfahrtinfrastruktur
Die heimischen Manager aus dem Luftfahrt-Sektor haben klare Forderungen und Einschätzungen zur Zukunft der Luftfahrtinfrastruktur formuliert. Sie unterstreichen insbesondere sowohl die hohe Relevanz guter Direktverbindungen als auch die starke Stellung des Vienna Airport als bedeutender Knotenpunkt im internationalen Luftverkehr.
Wie wichtig den befragten Managern die rund 200 Direktverbindungen aus Wien in alle Welt sind, unterstreichen die Zahlen: So bestätigen 61 Prozent der befragten Führungskräfte die Rolle des Flughafen Wien als internationales Drehkreuz, und weitere 69 Prozent fordern, dass dieses weiter gesichert und ausgebaut werden muss.
EU-Regulierung bringt Wettbewerbsverzerrung und verhindert grüne Treibstoffe
„Die Erkenntnisse des Österreichischen Infrastrukturreports 2025 zeigen, dass Infrastruktur und leistungsfähige Direktverbindungen in alle Welt maßgeblich für Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit sind. Die geltende EU-Regulierung gefährdet unsere Funktion als Umsteigeflughafen, sie verzerrt den Wettbewerb zu Lasten der EU-Airlines und behindert das rasche Hochlaufen der Produktion von „Grünem Kerosin“ zu vertretbaren Preisen, hier gibt es dringenden Änderungsbedarf. Der Flughafen Wien arbeitet mit Investitionen von 420 Millionen Euro aktuell auch am Ausbau der Terminalinfrastruktur“, resümiert Flughafenvorstand Günther Ofner.
Mehr Kapazitäten – mehr multimodale Angebote – mehr Klimaschutz
So plädiert auch eine deutliche Mehrheit von 72 Prozent der Befragten dafür, dass die Luftraumkontrolle im europäischen Verbund durch die Einführung einheitlicher und hoher Sicherheitsstandards verbessert werden muss. Die Aussage, dass der Flughafen Wien eine dritte Piste benötigt, unterstützen 49 Prozent. Zudem wünschen sich 57 Prozent der befragten Führungskräfte, dass die Kapazitäten der heimischen Flughäfen erhöht und die multimodalen Anbindungen verbessert werden. Für die Zukunft zeigt sich auch ein starkes Bewusstsein für ökologische Verantwortung: 62 Prozent der Befragten unterstützen die Forderung, dass die Luftfahrt bis 2050 klimaneutral gestaltet werden muss.
Engpass in der Versorgung mit SAF
„Ab 2025 schreibt die Europäische Union die stufenweise steigende Beimischung von CO2-neutralem Treibstoff, sogenannter Sustainable Aviation Fuels (SAF), zu Flugbenzin vor. In einem ersten Schritt müssen ab 2025 zumindest zwei Prozent SAF beigemischt werden. Europas Luftfahrt braucht dann rund zwölf Millionen Tonnen CO2-neutralen Treibstoff. Doch derzeit fehlen noch die Voraussetzungen, vor allem mangelt es an SAF-Produktion, und auch der Ausbau der Infrastruktur hinkt noch nach. Ohne verbesserte Rahmenbedingungen und eine Änderung der wettbewerbsverzerrenden EU-Regulierung wird es nicht genug CO2-neutralen Treibstoff für die vorgeschriebenen EU-Beimengungsquoten geben“, so Günther Ofner abschließend.
IT-Sektor
Für den Österreichischen Infrastrukturreport 2025 wurden heimische Manager um ihre Einschätzungen zur Verfügbarkeit von IT-Fachkräften gebeten. Die Unternehmer berichten von einer kritischen Situation im IT-Bereich.
Die Ergebnisse spiegeln die prekäre Lage rund um das Thema Fachkräftemangel im IT-Bereich wider: 62 Prozent der Unternehmen sagen auf die Frage, ob der Fachkräftebedarf im IT-Bereich in Österreich ausreichend gedeckt ist, klar Nein. 51 Prozent der repräsentativ befragten Manager geben zudem an, dass ihnen aktuell in ihrem Betrieb IT-Fachkräfte fehlen, insbesondere Cybersecurity-Experten (30 Prozent), Programmierer (24 Prozent), Systemadministratoren (23 Prozent) sowie Netzwerktechniker (20 Prozent). 68 Prozent fordern daher, dass das Anwerben ausländischer IT-Fachkräfte deutlich erleichtert und unkomplizierter gestaltet werden muss.
Es braucht eine klare digitale Strategie
„Angesichts der alarmierenden Situation im IT-Sektor braucht es eine klare Vision für Österreichs digitale Zukunft. Insgesamt fordern 79 Prozent der befragten Managerinnen und Manager eine Strategie, damit Österreich sich international als innovatives IT-Land präsentieren kann“, kommentiert Alfred Harl, Obmann des Fachverbands Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die Ergebnisse.
IT-Fachkräftemangel hemmt den gesamten Wirtschaftsstandort
35 Prozent der Befragten nennen fehlende IT-Fachkräfte, während weitere 19 Prozent fehlende IT-Qualifikationen von bestehenden Mitarbeitern als die größten Digitalisierungshürden sehen. Dies verlangsamt nicht nur die digitale Transformation in Österreichs Unternehmen, sondern hat auch gravierende Folgen für den gesamten Standort. „Das Fehlen von rund 28.000 IT-Expertinnen und -Experten verursacht einen jährlichen Wertschöpfungsverlust von rund 4,9 Milliarden Euro und stellt ein veritables Wachstumsproblem für unseren Wirtschaftsstandort dar. Allein die Branche UBIT setzt im Jahr 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts um – das sind 45 Milliarden Euro“, resümiert Harl.
Fünf Punkte als Schlüssel zur Lösung
Mit dem Fünf-Punkte-Programm des Fachverbands UBIT soll Österreich endlich sein IT-Fachkräftepotenzial entfalten:
- Digitale Vision für Österreich mit klarer Kompetenz
- Senkung der Drop-out-Quoten im tertiären Ausbildungsbereich
- Finanzielle Anreize, um pensionsberechtigte Fachkräfte weiterhin im Job zu halten
- Diversität und Frauenanteil in der IT erhöhen
- Informatik-Pflichtausbildung für alle
Richtige Maßnahmen setzen und Investitionen tätigen
„Der Fachverband UBIT steht als Partner für eine klare und zielgerichtete Strategie zur Stärkung Österreichs als digitaler Spitzenstandort bereit. Wir müssen jetzt die richtigen Maßnahmen setzen und in unsere Jugend, die zukünftigen Fachkräfte, sowie in die digitale Infrastruktur investieren, um den notwendigen Kurswechsel sofort zu starten“, erklärt Harl abschließend.