Der Leiter der Stabstelle Intelligente Verkehrssysteme & Digitale Transformation im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), Gerhard Menzel, brachte es beim international besetzten digitalen GSV-Forum „Wege zum intelligenten urbanen Verkehrsmanagement“ Ende Jänner 2022 mit über 200 Teilnehmern auf den Punkt: „Die Digitalisierung im Verkehr machen wir nicht zum Spaß, sondern um das ehrgeizige Ziel, die Klimaneutralität 2040 im Verkehr, überhaupt erreichen zu können. Daher erarbeiten wir derzeit auch einen Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen.“
Denkbare Lösungswege
Anbieter wie Yunex Traffic Austria und Kapsch TrafficCom haben bereits weltweit unterschiedliche Lösungen installiert – vom umweltsensitiven Verkehrsmanagement bis zum Zufahrtsmanagement. Das Ergebnis dieser Maßnahmen war, dass die Luftschadstoffe um bis zu 20 Prozent gesenkt werden konnten und Fahrverbote damit vom Tisch sind, wie Markus Racz, Geschäftsführer Yunex Traffic Austria und Vizepräsident der GSV betonte. Auch eine Verflüssigung des Verkehrs sei wichtig, weshalb Kapsch Lösungen in Richtung „green routing / green driving“ entwickelt, wie Thomas Reznicek, Area Manager Austria & Switzerland, berichtete. So wird derzeit unter anderem in Wien eine App getestet, die anzeigt, welche Geschwindigkeit ein Autofahrer oder ein Radfahrer haben muss, um in einer permanenten grünen Welle entlang seiner Route fahren zu können.
Straßenverkehrsordnung als Spielverderber
In Österreich macht jedoch die Straßenverkehrsordnung (StVO) einen Strich durch diese Rechnung, denn moderne Zufahrtskontrollen, also zum Beispiel automatisierte kamerabasierte Überwachungen, wie sie in Italien in den „Zone a Traffico Limitato“ in 190 Städten zum Einsatz kommen, sind in Österreich rechtlich nicht möglich, erläuterte Bernd Cagran-Hohl von der Stadt Graz. Städte wie Graz mussten sogar Kameras zur Überwachung von Busspuren oder Fußgängerzonen wieder abmontieren – stattdessen setzt man jetzt erneut auf die deutlich teureren Pollerlösungen oder andernorts auf Absperrgitter. Hier wäre es dringend notwendig, aktiv zu werden und datenschutzkonforme Lösungen zu ermöglichen.
Selbst ist die Stadt
Wenn Städte die Verkehrssteuerung nicht Google Maps & Co. überlassen wollen, brauche es neben rechtlichen Grundlagen auch direkte Kanäle von der öffentlichen Hand zu den Verkehrsteilnehmern. Daran wird aber, laut dem in Wien für Digitalisierung zuständigen Gemeinderat Jörg Neumayer, derzeit auch gearbeitet. Denn nur so könne die Stadt ihren Verkehr selbst managen, der außerdem nicht an der Stadtgrenze ende, wie der für Mobilität zuständige niederösterreichische Landesrat Ludwig Schleritzko in seinem Statement hervorhob.
Viele Schritte nötig
Mario Rohracher, Generalsekretär der GSV, fasste abschließend zusammen: „Wir werden viele Bausteine und stabile Achsen dazwischen benötigen, um zu einem wirksamen Mobilitätsmanagement zu gelangen. Kooperation, innovative Ansätze, einheitliche Standards, ein flexibler Rechtsrahmen und nutzerorientierte Angebote sind die richtigen Wege zum Ziel.“