Aufgrund der Coronakrise haben wir Wolfgang Böhm, Obmann der Fachgruppe der Transporteure (Wirtschaftskammer Wien) zu einem Kurzinterview eingeladen:
VERKEHR: In welchen Bereichen hat die heimische Transport- und Logistikbranche derzeit mit den größten Herausforderungen und Behinderungen aufgrund der Auswirkungen des Coronavirus zu kämpfen?
Wolfgang Böhm: Gegenwärtig versuchen die Transportunternehmer mit aller Anstrengung die Versorgung aufrecht zu erhalten. Einige Produkte wurden in den letzten Tagen knapp bzw. gingen aus (Schlagwort WC-Papier ;-)) Die Hamsterkäufe führten speziell in den Supermärkten und Tankstellen zu Verknappungen und es musste Samstag und Sonntag letzter Woche rund um die Uhr geliefert werden. Probleme werden wir demnächst bekommen, da ja viele Lkw-Fahrer aus der Slowakei, Tschechien und Ungarn kommen. Wenn Fahrer jetzt nach Hause fahren, müssen diese zwei Wochen in ihrer Heimat in Quarantäne – werden somit nicht mehr so schnell zurückkommen! Es droht Fahrerknappheit! Zusätzlich sind derzeit die Grenzwartezeiten teilweise schlimmer als vor dem EU Beitritt Österreichs.
Was müsste von Seiten der heimischen Bundesregierung speziell jetzt für die Transport- und Logistikbranche getan werden?
Böhm: Es wurde jetzt schon das Wochenfahrverbot aufgehoben und die Ruhzeiten aufgelockert um die Belieferung aufrecht zu halten. Das war ein wichtiger Schritt! Meine Hochachtung gilt allen – die in dieser schweren Zeit helfen, das System am Leben zu halten; AUCH unseren Fahrern und Mitarbeitern. Dies wird leider von Seiten der Regierung nicht angesprochen. Wenn Mitarbeiter sagen: „selbst die Verkäuferin im Supermarkt wird lobend erwähnt, wir die Tag und Nacht fahren aber nicht, sieht man wieder welchen schlechten Stellenwert wir in der Gesellschaft haben!“ Wie üblich wird unsere Branche vergessen und es als selbstverständlich angesehen!! Ein wenig Lob für unsere Mitarbeiter würde hier auch gut tun.
Wie beurteilen Sie bis jetzt gesetzten Schritte der österr. Bundesregierung zur Eindämmung des Coronavirus?
Böhm: Ein notwendiges Übel. Wir sollten privat uns strikt daran halten. Beim Arbeitsplatz Sicherheitsvorkehrungen schaffen. Z.B. der Fahrer schiebt nur mehr an die Rampe wird beladenen, die Papiere liegen auf der Ladefläche, Fahrer verschließt den LKW und fährt weiter. So wenig Kontakt wie möglich!
Inwieweit ist Ihr Unternehmen (sie sind ja auch Geschäftsführer von Leonhard Böhm Transport) derzeit von den Auswirkungen des Coronavirus betroffen, und wie reagieren Sie darauf?
Böhm: Gegenwärtig füllen wir die Lager bzw. dringend notwendige Produkte müssen nachgeliefert werden. Gott sei Dank kommt wieder Ware aus China. Für mich stellt sich die Frage – was sind wichtige Waren? Ein Abflussrohr? Ja, wenn im Spital es defekt ist und der Arzt sich nicht mehr die Hände waschen kann. Hier eine Linie zu ziehen, was ist lebensnotwendig und was nicht ist sehr schwierig.
Gibt es noch etwas Wichtiges zum Coronavirus aus Ihrer Sicht zu sagen?
Böhm: Ich finde es gut und richtig, dass unsere Regierung die bisherigen Schritte zur Eindämmung des Coronavirus gesetzt zu hat, aber das Arbeitsleben darf nicht zum Stehen kommen. Wenn die öffentliche Hand jetzt z.B. die Aufträge für Baustellen stoppt, wird das Folgewirkungen haben. Das Arbeitsleben muss unter gesicherten Maßnahmen weiter geführt werden.