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„Wir sind ein geschätzter Partner, wenn es um Logistikkonzepte geht“

„Unser Ziel ist immer eine zu 100 Prozent verlässliche Transportleistung. Daher gilt unser Blick in Richtung one-stop-shop“, so Heinrich Juritsch, Geschäftsführer der LTE Austria
Fotos: LTE-group
Um noch mehr Güter auf die Schiene zu bringen, müssen einige Bereiche angegangen werden, darunter die ­Infrastruktur, aber auch die Harmonisierung der Länderbestimmungen auf EU-Ebene.
Fotos: LTE-group

Heinrich Juritsch, Geschäftsführer von LTE Austria, spricht im exklusiven Verkehr-Interview über bevorstehende Ausbaupläne, Abfalltransporte, die Verlagerung auf die Schiene und die Entwicklung der LTE-group in den vergangenen Jahren.

Verkehr: Seit dem 1. Jänner müssen Abfalltransporte mit einer Streckenlänge ab 300 km auf der Schiene transportiert werden. Die LTE-group, zu der auch LTE Austria gehört, hat sich dafür stark gemacht.
Heinrich Juritsch: Wir sehen hier die Chance, aber auch die Notwendigkeit der Verlagerung von der Straße auf die Schiene. Mit dem politischen Willen sollte dies nun möglich sein. Die Umsetzbarkeit wird sich stark an ­einem Zusammenschluss der ­Eisenbahnverkehrsunternehmen zu einem leistungsfähigen Netzwerk in Österreich messen lassen. Das bedeutet, dass nur im Verbund die Herausforderungen nach kurzfristigen Anfragen, verfügbaren Lokomotiven, Wagen-Ressourcen und anfahrbaren Be-/Entladestellen geklärt werden können. Die technischen Voraussetzungen mit einem webbasierten Tool zur Bedarfsmeldung und Anbotlegung sind derzeit schon gegeben, jetzt müssen alle EVU gemeinsam die dort angemeldeten Abfalllieferungen bearbeiten.

Verkehr: Die Verlagerung von Gütern auf die Schiene ist im Sinne der Nachhaltigkeit. Was tut die LTE-group, um die CO2-Emissionen gering zu halten?
Juritsch: Klar auf der Hand liegt die Tatsache, dass die Bahn einen erheblich geringeren CO2-Fußabdruck im Vergleich zur Straße hat. Als EVU sind wir froh und stolz, in Österreich eine Null-CO2-Bilanz aufzuweisen, da wir ausschließlich emissionsfreien Strom beziehen. Wenn wir internationale Verkehre fahren, erstellen wir auf Kundenanfrage eine länderbezogene CO2-Bilanz, da in Europa der Bahnstrom unterschiedliche Quellen und daher unterschiedliche CO2-Emissionen aufweist. Damit schaffen wir in der derzetigen Phase zumindest eine Form von Transparenz.

Verkehr: Was braucht es Ihrer Meinung nach, um noch mehr Güter in Europa auf die Schiene zu verlagern? Und in welchen Ländern sehen Sie das größte Potenzial für eine Verlagerung?
Juritsch: Hierzu wurden an und für sich schon vor langer Zeit Forderungen gestellt, die ich nur wiederholen kann. Im Wesentlichen beziehen sie sich auf folgende drei Punkte:

  1. auf die Notwendigkeit einer großflächigen, möglichst auf einem einheitlichen Stand befindlichen Infrastruktur;
  2. auf eine dringend benötigte Harmonisierung der Länderbestimmungen auf EU-Ebene – man denke da einfach nur an die Forderung, Englisch als Betriebssprache durchzusetzen;
  3. auf eine vergleichbare Kostenbasis für Treibstoffe – aktuell haben wir ja ein deutlich niedrigeres Niveau bei Diesel als Stromquelle!

Verkehr: Gibt es eine Region, die für Sie von großem Interesse ist? Und wie wirkt sich die Situation in der Ukraine auf die Transport-Situation aus?
Juritsch: Bedingt durch den Krieg in der Ukraine kommt es zu Ausfällen von Schiffstransporten. Diese Gütermengen verschieben sich zugunsten der Bahn. Deshalb steht für uns die Anbindung des Ostens und im Südosten der Türkei und Bulgarien in Richtung Westen im Fokus. 

Verkehr: Die LTE-group ist breit aufgestellt, eine der Expertisen liegt aber im Automotive-Bereich. Wie hat sich dieser Bereich nach den Corona-Lockdowns entwickelt?
Juritsch: Wir sind froh, dass wir mittlerweile seit vielen Jahren das Vertrauen vieler Fahrzeughersteller genießen und die verschiedenen Produktionsstandorte in Europa mit den im Norden gelegenen Häfen anfahren. Corona-bedingt gab es durch Komplettstillstände bei einigen Produktionsstand­orten kurzfristige Stopps, die aber binnen weniger Wochen wieder Fahrt aufgenommen haben. Wesentlich mehr Einfluss hatten die Engpässe bei den diversen (Chip-)Lieferanten, die zu teils erheblichen Produktionsschwankungen führten. Mittlerweile haben sich diese aber wieder gelegt. Die große Frage ist aber hier, wie sich die Kfz-Nachfrage generell entwickeln wird; derzeit verzeichnen wir diesbezüglich noch keine Änderungen. Sicherlich wirkt sich für uns aber auch positiv aus, dass wir unterschiedliche Fahrzeugtypen, von Mittel- bis Oberklasse, transportieren.  

Verkehr: Was sind die größten Herausforderungen beim Transport von Fahrzeugen?
Juritsch: Ganz wesentlich sind hier die Transportkonzepte, damit sowohl die Verlade- als auch Entladeslots verlässlich getroffen werden – unter Einhaltung möglicher Produktionseinschränkungen, wie zum Beispiel Baustellen auf der Strecke. Natürlich muss man als Unternehmen die Ressourcenverteilung (Triebfahrzeugführer, Lokomotiven etc.) bei kurzfristigen Bedarfsschwankungen optimieren. Ein internationaler Lokomotiven-Pool, aber auch ein Triebfahrzeugführer-Netzwerk mit einem ausgeklügelten Bereitschaftssystem sind hier ein „Must-have“.

Verkehr: Der Hafen Koper ist mitunter eine der wichtigsten Drehscheiben für Autotransporte. Wie regelmäßig fahren Sie den Hafen an und von welchen Mengen reden wir da?
Juritsch: Wir fahren den Hafen Koper mindestens 1-mal täglich an – er ist für uns in der Nord-Süd-Verbindung unumgänglich und vor allem relevant in der „Hinterlandanbindung“ des Cargo Centers Graz. Aber auch in Richtung Ungarn ist der Hafen Koper zu einer wichtigen Drehscheibe für uns geworden.

Verkehr: Welche Verbindungen zu den südlichen Häfen bieten Sie noch an?
Juritsch: Für uns gibt es hier keinerlei Einschränkungen und unsere Verbindungen richten sich immer nach den Kundenanforderungen. Daher sind Triest, aber auch Rijeka im strategischen Blickwinkel.

Verkehr: Die LTE-group hat sich zu einem Anbieter maßgeschneiderter Lösungen etabliert. Wie hat sich der Kundenstamm entwickelt und warum kommen Kunden zu Ihnen?
Juritsch: Früher waren wir oft der „reine Traktionär“. Mittlerweile sind wir ein geschätzter Partner, wenn es um die Entwicklung von Logistikkonzepten geht. In Erstgesprächen erarbeiten wir gemeinsam mit unseren Kunden die Anforderungen, aus denen wir dann Fahrstrecken, Ressourcenbedarf und Kosten ableiten. Unser Ziel ist immer eine zu 100 Prozent verlässliche Transportleistung, das heißt, wir begeben uns schon mit unseren Kunden in teils intensive Diskussionen, was machbar und was nicht machbar ist, da nur so Vertrauen in eine verlässliche Leistung und – für uns ganz wichtig – Nachhaltigkeit möglich ist. Daher gilt unser Blick immer in Richtung „one-stop-shop“ mit voller Verantwortung für die First/Last mile, Equipmentbereitstellung u.v.m.

Verkehr: Welche Pläne gibt es für 2023 und darüber hinaus?
Juritsch: Wir wollen unsere internationale Verkehre erhöhen, denn unsere Stärke liegt in der Koordinierung und Abwicklung grenzüberschreitender Verkehre. Wir wollen weitere Multi-System-Lokomotiven anschaffen und für eine Interoperabilität beim Fahrpersonal sorgen, da wir hier Synergien heben müssen. Wir wollen auf ein Mehrsäulensystem, was die Branchen betrifft, setzen – Automotiv, Intermodal und Chemicals. Und wir wollen natürlich in neue „LTE-Länder“ expandieren.


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