Fritz Lehr agiert neben seiner Tätigkeit als Kaufmännischer Geschäftsführer des Wiener Hafens auch noch in zwei weiteren Funktionen: Zum einen ist er Präsident von Pro Danube Austria (PDA) und zum anderen auch Präsident der Interessensgemeinschaft öffentlicher Donauhäfen Österreichs (IGÖD). Unter dem Dach der IGÖD werden die Interessen der vier heimischen Donauhäfen Linz, Enns, Krems und Wien gebündelt. Hier geht es primär um die operative Vernetzung dieser Häfen untereinander: Es werden technische Parameter, die Verfügbarkeit von Lagerkapazitäten und vieles mehr ausgetauscht.
Pro Danube Austria hingegen verfolgt allgemeinere Ziele für die gesamte Donau-Branche. So führt PDA derzeit in Abstimmung mit dem Klimaministerium eine Befragung von Verladern aus der Wirtschaft durch. Es soll eruiert werden, was man aus ihrer Sicht künftig besser machen sollte, damit mehr Güter auf der Donau transportiert werden. Lehr erklärt gegenüber Verkehr: „Auch wenn wir wissen, dass die Donau durch die österreichische Wasserstraßengesellschaft viadonau gut gemanagt wird, müssen wir uns fragen, wo wir optimieren sollen.“
Die Befragung umfasst 10 bis 15 Interviews, die mit schon aktiven und potenziellen Donauverladern aus der Industrie geführt werden und wird wissenschaftlich von der Fachhochschule Steyr begleitet. Bis Mitte dieses Jahres will man klare Aussagen haben und anhand dieser Maßnahmen ableiten, um die Verlagerung auf die weiter voranzubringen.
Eine Stimme, die gehört wird
Die PDA „gibt der Donau eine kräftige Stimme“, so Lehr, weil in diesem Verbund Verlader, Donauhäfen und Binnenschiffer ihre Interessen abstimmen und Wünsche sowie Anregungen beispielsweise an die politisch Verantwortlichen herantragen. Aus PDA-Sicht ist mehr Güterschifffahrt auf der Donau möglich – Lehr spricht gar von einer Verdoppelung des gegenwärtigen Volumens, das im Jahr 2022 laut Statistik Austria bei 6,4 Millionen Tonnen lag und damit um beinahe 23 Prozent unter dem Aufkommen von 2021. Zahlen für 2023 liegen noch nicht vor. Verlagern ist in klimasensiblen Zeiten ein großes Thema und der PDA-Präsident sieht nicht nur gute Chancen für die Donau, sondern auch für die Bahn. Vor dem Hintergrund der aktuellen Kabotage-Diskussion und der Abschaffung der hier geltenden Regeln auf der Straße innerhalb der EU habe einer verstärkte Verlagerung auf Bahn und Schiff realistische Chancen, betont Lehr.
Große Pläne
Für seinen Hafen rechnet Lehr mit einem guten Abschluss für 2023, konkrete Zahlen könnten noch nicht genannt werden. Erst später im Jahr soll das unter der Regie der Stadt Wien passieren. Doch so viel kann Lehr schon sagen: „Wir haben bei einigen Projekten mit unseren Kunden die Vollblüte erreicht, haben 2023 eine gute Lagerauslastung erzielt und neue Kunden gewonnen“.
Im Hafenteil Freudenau wurden seit 2012 Hafenbecken verkleinert und konnte so zusätzliche Landfläche gewonnen werden, immerhin kamen so insgesamt 110.000 m2 hinzu. Das dritte Verlandungsprojekt ist gerade im Laufen und bringt weitere 43.600 m2 Landfläche im Hafenteil Freudenau und wird dem Containerterminal zugutekommen. Überlegt wird auch, ob ein drittes Hochwasserschutztor den Ölhafen Lobau künftig besser schützen soll. Denn dort gäbe es Optionen für geschäftliche Expansionen. So denkt Lehr im Zuge der Energiewende beispielsweise an Produktionsmöglichkeiten für Bio-Diesel oder für die Verarbeitung von Wasserstoff. Das wäre ein Projekt, das einen Mehrwert für die Stadt bringen und die Dekarbonisierung vorantreiben würde.