Das fünftägige Event hat für viele heimische Unternehmen eine große Bedeutung, denn es geht um die internationale Vermarktung der Technologien zum Thema Mobilität.
Infrastrukturministerin Doris Bures kehrte erst Anfang Oktober von einer Delegationsreise aus Indien zurück mit einer „Absichtserklärung“ (Letter of Intent) über gemeinsame Projekte, die sie und der indische Straßen- und Transportminister C.P. Joshi unterschrieben haben. Dabei geht es um Projekte im Bereich Straße und Eisenbahn, bei denen österreichische Firmen ab 2013 „zum Zug“ kommen werden. Indien baut seine Verkehrsinfrastruktur derzeit massiv aus. Das viertgrößte Eisenbahnnetz der Welt mit 64.000 Kilometern Gesamtlänge ist mehr als 150 Jahre alt und erneuerungsbedürftig. Zugleich sind bis 2015 umgerechnet insgesamt 157 Milliarden Euro an Investments in das Straßennetz geplant.
Kongress bringt internationale Anerkennung
Ein neues Abkommen umfasst laut Infrastrukturministerium das Gebiet Intelligente Verkehrssysteme, im Detail beispielweise elektronische Mautsysteme, Verkehrsmanagement- und Verkehrsinformationssysteme, Verkehrsüberwachung und Ampelsysteme. Die österreichischen Firmen Frequentis, Kapsch TrafficCom und Swarco etwa werden ihr Know-how einbringen. Mit diesem Hintergrund ist es auch besonders erfreulich für die heimische Wirtschaft, dass demnächst von 22. bis 26. Oktober auf dem Wiener Messegelände der internationale „ITS-world congress“ stattfindet. Dieser findet jedes Jahr auf einem anderen Kontinent statt, das Event rotierte bisher jährlich zwischen Amerika, Europa und Asien. Das Umfeld wird nicht nur von den höchsten Entscheidungsträgern aus der Politik genützt, in erster Linie den Verkehrsministern, die sich hier über künftige Entwicklungen beraten und abstimmen, sondern auch von vielen heimischen Betrieben, die sich im Umfeld mit einer Fachausstellung präsentieren und deren Manager sich in die politisch zu forcierenden Verkehrs-Lösungen kräftig einbringen.
ITS-Projektleiter AustriaTech
Für die Umsetzung des ITS-Projekts ist die bmvit-Tochter Austria-Tech verantwortlich. AustriaTech-Geschäftsführer Martin Russ spricht von rund 20 seiner 35 Mitarbeiter, die in der Endphase des Kongresses voll involviert sind. Hervorheben möchte er jedoch besonders die Leistungen des ITS-Projektleiters Reinhard Pfliegl, der seit Jahren in Österreich auf diesem Gebiet für Aufklärung sorgt, bereits in seinen früheren Positionen bei Alcatel oder via donau. Seit 2009 gibt es laut Russ die Zusage zum kommenden Event in Wien und seither sei auch auf diesem Gebiet eine sehr positive Entwicklung in Österreich zu spüren.
Dies habe, so Russ weiter, zur Ausführung eines nationalen ITS-Aktionsplans geführt, und damit in Folge die EU die österreichische Kompetenz auf diesem Gebiet erkennen lassen. Folglich habe die Kommission eine Direktive zum ITS-Gesetz erlassen, an das sich jedes Land künftig zu halten habe. Diese findet sich auch im Weißbuch der EU, das nach wie vor als größter „Inputgeber“ nationaler Verkehrsentscheidungsträger dient. „Wir haben das mit unseren Bemühungen um ITS EU-weit zum zentralen Aspekt gemacht“, sagt Russ stolz.
Politische Komponente
Der AustriaTech Geschäftsführer betont die international große politische Bedeutung der Veranstaltung. „Bisher sind kaum mehr als sechs Verkehrsminister auf einmal nach Österreich gekommen, wir haben hier nun 25 angemeldet, plus weitere zwanzig Top-Repräsentanten aus aller Welt.“ Ebenso seien alle Chairmen themenaffiner Verbände wie IRU (International Road Transport Union) oder ITF (International Transport Forum) anwesend. „Die politische Dimension des Events ist gewaltig, denn man schafft damit ein gemeinsames Dialogforum auf höchster Ebene, das war unser Anspruch dabei.“Außerdem könne man nun mit dem umfassenden Demoprogramm endlich Ergebnisse einer jahrelangen Entwicklung zeigen.
Eine Vielzahl an Präsentationen gibt es auf öffentlichen Straßen im realen Verkehr, andere Technologien wie etwa das automatische Bremsen vor Fußgängern werden in abgesperrten Zonen vorgeführt. Und beim Kongress selbst soll ein Kongressnavigator ein Indoor-Routing für die Teilnehmer vereinfachen. Als eine der wichtigsten Präsentationen nennt Russ das vom Klimafonds geförderte Projekt „Cooperative Mobility“: ein intermodales Verkehrssystem wird gezeigt, das aktuelle Verkehrsdaten in die Routenplanung einbezieht und auch Rad- und Fußwegrouten plant.
Wirtschaftliche Komponente
Neben 18 europäischen Ländern sind in der Ausstellung Länder wie Japan, Korea, China oder die USA mit mehreren Unternehmen vertreten. Unter den 300 Ausstellern befinden sich 40 heimische Unternehmen, die sich gemeinsam auf dem ITS-Austria-Gemeinschaftsstand präsentieren. Kapsch TrafficCom präsentiert Lösungen zur elektronischen Mauteinhebung, außerdem ein System, das Fahrzeuge in Bewegung wiegen kann, und ein System, das Ereignisse wie zum Beispiel einen Stau frühzeitig erkennen kann.Kapsch präsentiert ebenso zahlreiche Referenzprojekte, die außerhalb Österreichs bereits umgesetzt werden.
Das österreichische Unternehmen Swarco führt moderne Kommunikation zwischen Fahrzeugen vor, indem es diese in zwei Bobbycars eingebaut hat. Daneben wird demonstriert, wie eine intelligent gesteuerte LED-Straßenbeleuchtung Straßen besser ausleuchten und trotzdem Energie sparen kann.
Autor: Johannes Tomsich