Neben Automatisierung und Digitalisierung ist der wachsende Trend zur Ressourceneffizienz auch für die Wirtschaftslage in Industrie und Logistik zwingend geworden. Vor diesem Hintergrund sind Nachhaltigkeit und Flexibilität bei Automatisierung und der digitalen Transformation die wesentlichen Entwicklungen der aktuellen Exponate, die die internationalen Aussteller über alle Branchensegmente hinweg dem Fachpublikum in diesem Jahr auf der LogiMAT präsentieren. Dabei liegt der Fokus vornehmlich auf Optionen für mehr Energieeffizienz und intelligenten Ressourceneinsatz.
Lösungen für nachhaltiges Wirtschaften und Ressourcenschonung
„In nahezu allen Branchensegmenten haben die in Stuttgart vertretenen Unternehmen schnell auf die aktuellen Herausforderungen reagiert und wollen mit zahlreichen Neu- und Weiterentwicklungen ihrer Produkte zu mehr Energieeffizienz in der Intralogistik beitragen“, sagt LogiMAT-Messeleiter Michael Ruchty vom Messeveranstalter EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH, München. „Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind komplexe Themen. Durch intelligente Verkettung von Prozessen in der Intralogistik und ihrer ressourceneffizienten Steuerung lassen sich oft bereits durch die Veränderung kleiner Stellschrauben enorme Ergebnisse erzielen, egal ob es sich dabei um die Modernisierung bzw. Optimierung bestehender Systeme oder deren Neuanschaffung handelt. Welche zukunfts- und investitionssicheren Lösungen dabei aktuell zur Verfügung stehen, zeigen die Aussteller eindrucksvoll mit ihren Exponaten auf der LogiMAT 2023.“
Kreislaufwirtschaft
Tatsächlich zählen Logistik und die Intralogistikbranche mit ihren Lösungen vielfach zu den Vorreitern in puncto Energieeinsparung und Ressourcenschonung – etwa als „Wegbereiter der Circular Economy“, so der Titel einer Fachveranstaltung von Prof. Dr.-Ing. Johannes Fottner, Ordinarius am Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml) der Technischen Universität München (TUM), im Rahmenprogramm der LogiMAT 2023. Einerseits richten die Systementwickler und Anlagenbauer ihre eigene Produktion und Logistik nachhaltig und CO2-neutral aus. Andererseits entwickeln Sie kontinuierlich neue, innovative, effiziente Produkte und Systemlösungen.
Exotec: Nachhaltigkeit umfassend betrachten
Bereits vor Einsetzen des inzwischen herrschenden Fachkräftemangels, der Energiepreissteigerungen sowie kommunaler und rechtlicher Vorgaben etwa bei der Ausweisung von Industrie- und Logistikflächen hat die Intralogistik-Branche Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz umfassend betrachtet. Ihr Lösungsspektrum bindet neben Recycling und Retrofit, Kreislaufsystemen und Senkung des Energieverbrauchs auch Personaleinsatz und optimale Flächennutzung ein. „Nachhaltigkeit muss umfassend betrachtet werden und Ressourceneffizienz insgesamt reflektieren“, unterstreicht Markus Schlotter, Managing Director Zentraleuropa, Exotec GmbH (Halle 5, Stand 5D71). „Kurze Transportwege zwischen Produktion und Montage, weniger Flächenverbrauch, kurze Implementierungs- und Prozesszeiten zur Vermeidung von Totzeiten sowie das optimale Zusammenspiel von Mensch und Maschine durch reduzierte Wegstrecken und einen ergonomisch optimierten Arbeitsplatz zählen ebenso dazu wie intelligenter Energieeinsatz. All diese Faktoren lassen wir in die Neu- und Weiterentwicklungen einfließen.
Das Energiethema
Die Entwickler und Produzenten fokussieren verstärkt auf nachhaltige Konzepte und generieren auch neue Trends. „Beim Energiethema weist ein wichtiger Trend weg von Shuttle-AKL, um durch andere Lösungen Energie einzusparen“, sagt Schlotter und skizziert einige Stellschrauben. „Für den Erfolg unserer Robotik-gestützten, kompakten Lager- und Kommissionierlösung ‚Skypod‘ zur Kleinteilelagerung ist Energieeffizienz einer der grundlegenden Faktoren. Die Komponenten der Komplettlösung sowie alle Module auch unserer stationären Fördertechnik wurden von Beginn an auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz ausgelegt.“ So seien etwa alle Antriebe, die direkt von der Materialfluss-Software des Unternehmens angesprochen werden, besonders verbrauchsarm. Die für die Lager- und Kommissionierlösung eingesetzten Roboter arbeiteten mit Energierückspeisesystem, Schlafmodus bei verringertem Auftragsaufkommen und, durch Leichtbauweise, geringem Energieverbrauch. Die auf der LogiMAT 2019 als „Bestes Produkt“ ausgezeichnete Exotec-Lösung wird auf der LogiMAT 2023 in der aktuellen, technologisch und Hardware-seitig weiter optimierten Version vorgestellt.
Element Logic: Optimierung von Energie- und Flächenverbrauch
Ähnlich die Ansätze bei Systemintegrator Element Logic (Halle 1, Stand 1H21). Die eingesetzte Fördertechnik basiert auf verbrauchsarmer Antriebstechnik. „Unsere Rollenmotoren werden nur angesteuert und in Gang gesetzt, wenn sie benötigt werden“, sagt Joachim Kieninger, Director Strategic Business Development, Element Logic Germany GmbH. Die Arbeitsplatzgestaltung der Anlagen zielt auf ein harmonisches, ergonomisch ausgewogenes Zusammenspiel von Mitarbeitenden und Robotertechnik. Und die eingesetzten Komponenten bieten eine hohe Energieeffizienz. „Rundum nachhaltig“, urteilt Kieninger. „Die eingesetzten Roboter arbeiten äußerst verbrauchsarm und mit Energierückgewinnung in den Arbeitsprozessen. Zehn AutoStore-Roboter verbrauchen im Betrieb die Energie eines Staubsaugers.
Klinkhammer Intralogistics: Energie und Flächen sparen
Mit einem Konzept für „mehr Nachhaltigkeit und eine langfristig wirtschaftliche Lösung durch Optimierung von Energie- und Flächenverbrauch“ kommt auch die Klinkhammer Intralogistics GmbH (Halle 1, Stand 1C67) nach Stuttgart, berichtet Geschäftsführer Hagen Schumann. „Platzoptimierte Automatikanlagen ermöglichen eine sehr kompakte Lagerhaltung, leichte Shuttleroboter verringern die bewegten Massen und ermöglichen, beispielsweise durch Verwendung von Super Caps, erhebliche Energieeinsparungen.
Kasto Maschinenbau: Softwarelösung für Digitalisierung, Energieeffizienz und -rückgewinnung
„Um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden zu stärken, bieten wir energieeffiziente Technologien mit Energierückspeisung und -speicherung, nachhaltige Lagersysteme, Maschinen für ressourcenschonende Sägeprozesse sowie ressourcensparendes Retrofit“, beschreibt Armin Stolzer, geschäftsführender Gesellschafter, Kasto Maschinenbau GmbH & Co. KG (Halle 1, Stand 1H16) das auf Nachhaltigkeit ausgelegte Angebot. Als entsprechende Instrumente stellt das Unternehmen in Stuttgart Software-Lösungen zur Digitalisierung und Gestaltung energieeffizienter Intralogistikprozesse vor. Mit „energysave“ wird überdies ein nachhaltiges Kasto-Konzept für die Intralogistik thematisiert werden, das überschüssige kinetische Energie in Strom umwandelt und für spätere Nutzung speichert (Rekuperation).
Kathrein Solutions: Fokus auf Energieverbrauch der Hardware-Komponenten
Im Bereich der Ident- und Auto-ID-Technologien zielen die Optimierungsoptionen bei der Ressourceneffizienz vornehmlich auf die Materialien und den Energieverbrauch der Hardware-Komponenten. So reduziert die Kathrein Solutions GmbH (Halle 2, Stand 2D32) beispielsweise mit jeder Weiterentwicklung der RFID-Reader-Platte GEN4, die zu den Kathrein-Exponaten auf der LogiMAT zählt, deren Energiebedarf. „Die RFID-Reader der neuen Generation sind um mehr als 50 Prozent effizienter als die vorherige“, sagt Thomas Heijnen, Head of Marketing & Partner Program, Kathrein Solutions.
Cesab: Flurförderzeuge mit alternativen Antriebstechnologien
Bei den Flurförderzeugen (FFZ) liegen die Stellschauben für Energieeffizienz bei Getriebe und Antriebstechnik. Ein für die jeweilige Gerätegröße optimales Getriebe senkt den Energieverbrauch. Neben Ergonomie, Bedienerfreundlichkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit, Fahrerkomfort und Zuverlässigkeit wird künftig die Antriebstechnik eine führende Rolle bei der Entwicklung von Flurförderzeugen spielen. Unterstützt von Energierückgewinnungssystemen und Hochfrequenz-Ladetechnik werden im Rahmen der Energieeffizienz alternative Lithium-Ionen-, Brennstoffzellen- und Wasserstoff-Technologie weiter an Bedeutung gewinnen. FFZ-Hersteller Cesab setzt bei der Antriebstechnik vieler Elektrostapler auf ein Parallelangebot von herkömmlichen und alternativ-nachhaltigen Li-Ionen-Akkus. So bietet der Hersteller für die gesamte B-Serie seiner E-Stapler, etwa den auf der LogiMAT erstmals vorgestellten „B600“, eine hauseigene Li-Ionen-Lösung als alternative Antriebstechnik.
LogiMAT-Vortragsreihen
Die hohe Bedeutung, die der Nachhaltigkeit und der Energieeffizienz in der Intralogistik zukommen, spiegeln neben den Exponaten der Aussteller auch mehrere Vortragsreihen im Rahmenprogramm der LogiMAT. So erörtern hochgradig besetzte Foren im Atrium in der LogiMAT Arena unter anderem Nachhaltigkeitsvorteile bei Transport- und Versandverpackungen (25. April), Circular Economy (25. April) und Intralogistik-Trends (27. April). Auf den beiden Forenflächen in den Hallen 5 und 6 beleuchten zudem Ausstellervorträge wie „Automatisierte Kanallagersysteme zur Reduktion der CO2-Emissionen und Kostenoptimierung“ (Halle 5, 25. April, 12.30 Uhr, Dambach Lagersysteme GmbH & Co. KG) und „Nachhaltigkeit jenseits von Greenwashing und Greenwishing. Wie die Logistik einen Impuls setzen kann.“ (26. April, 15.30 Uhr, Swisslog GmbH) die Themenbereiche Energieeffizienz und CO2-Senkung.