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Hödlmayr will mehr auf die Bahn setzen

Foto: Shutterstock / Bogdan Vacarciuc

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Das oberösterreichische Unternehmen befindet sich im Wandel. Was das genau bedeutet und welche Ziele der Fertigfahrzeuglogistiker in puncto Nachhaltigkeit verfolgt, erklären COO Andreas Sundl und CFO Robert Horvath im Verkehr-Interview.

Die Welt hat viele Krisen erlebt, die sich drastisch auf die Automobilbranche ausgewirkt haben. Wie erging es Hödlmayr als Fertigfahrzeuglogistiker hierbei?
Sundl: Aufgrund der vielen Krisen der letzten Jahre (Corona, Chip-Versorgung, Ukraine-Krieg) wurde unsere Branche sehr schwer getroffen, weil die Automobilproduzenten einen ziemlich radikalen Kurs gefahren sind. Sie haben ihre Werke mehr oder weniger abgedreht – das ist die Kurzfassung. Damals war das vielleicht aus ihrer Sicht die richtige Strategie. Sie haben aber mittlerweile erkannt, wie wichtig wir in der Logistikkette sind, und betrachten uns im Vergleich zu damals mehr als Partner im Netzwerk. Die Krisen haben aber auch dazu geführt, dass sich manche Mitbewerber aus dem Markt zurückgezogen haben. Die Folge: Der Verband der Europäischen Fahrzeuglogistik (ECG) geht davon aus, dass die Kapazitäten um ungefähr 30 Prozent gesunken sind. Und natürlich kommt hier auch noch dazu, dass die Fahrer fehlen, wodurch einsatzbereite Lkw teilweise nicht fahren können.

Das sind schwierige Rahmenbedingungen.
Sundl: Auf jeden Fall. Es ist viel passiert und es hat sich viel geändert. Wir müssen uns seit kurzer Zeit mit einem neuen Logistikzugang unserer OEM auseinandersetzen. Sie laden uns nämlich mittlerweile zu strategischen Gesprächen ein. Vor 2019 wäre es undenkbar gewesen, dass uns ein großer Hersteller fragt, was wir denn für eine Meinung zum Thema Logistik haben. Früher wurden Verkehre ausgeschrieben und wir haben angeboten. Und heute werden wir von namhaften, auch europäischen, Herstellern eingeladen, Logistikkonzepte zu besprechen. In Deutschland gibt es schon zwei sehr große Hersteller, die keine Relationen mehr, sondern Netzwerke ausschreiben wollen. Das heißt, sie schreiben zum Beispiel die komplette Logistik für Südosteuropa aus und erwarten dann von uns Fahrzeuglogistikern Konzepte, die diese komplette Region abdecken. Damit wollen sie die Komplexität in ihrem Netzwerk reduzieren.

Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung?
Sundl:
Weil es gerade thematisch passt, möchte ich nur ganz kurz noch einmal zur ersten Frage zurückkehren und erst danach diese beantworten. Hödlmayr hat die angesprochenen Krisen den Umständen entsprechend sehr gut gemeistert. Wir haben uns auf das besonnen, was uns stark macht – und das sind unser Know-how, unsere Assets und unsere Mitarbeiter. Unsere USP sind unser Netzwerk und auch unsere Möglichkeit, Fahrzeuglogistik auf der Straße, Schiene und auf dem Wasser (Short Sea) anzubieten. Das haben wir realisiert und das wollen wir auch mehr in den Vordergrund rücken. Dadurch kann man uns überall einsetzen.
Bezogen auf die Short-Sea-Verkehre stecken wir noch in den Kinderschuhen und fahren aktuell zwischen Barcelona und Monfalcone. Wir wollen aber im Bahn- und auch im Lkw-Bereich wachsen, bei Letzterem allerdings nicht mit eigenen Lkw. Wir werden uns stattdessen Vertragspartner suchen, die für uns eine gewisse Anzahl an Lkw betreiben und exklusiv für uns fahren. Wir geben ihnen auch eine Auslastungsgarantie. Dadurch wächst unser Netzwerk.

Mehr Bahn klingt auf jeden Fall nach einer gezielten Nachhaltigkeitsstrategie.
Horvath:
Stimmt. Den Bahn-Anteil wollen und werden wir bis 2030 verdoppeln – das ist ein großer Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Der Bahn wird von Seiten der OEM eine zunehmend größere Priorität beigemessen, zum einen aus ökologischen Überlegungen und zum anderen aufgrund des bereits erwähnten Netzwerk-Gedankens. Dieses Commitment von den OEM ermöglicht uns Investitionen in die Bahn und ihre Infrastruktur, Stichwort: Gleisanschluss. Der Lkw wird aber dennoch als wichtiges Transportmittel bleiben. Im Verteilerverkehr werden wir diesbezüglich auf alternative Antriebe setzen. Hier sind wir aber von der Entwicklung der Infrastruktur abhängig – sowohl in puncto Elektro-Mobilität als auch Wasserstoff. In beiden Bereichen haben wir partnerschaftliche Projekte laufen und Konzepte entwickelt, die es möglich machen, dass wir bereits 2024 E-Lkw im Rundlauf betreiben werden. Den Anteil alternativer Antriebssysteme werden wir bis 2030 auf zehn und 2040 auf 90 Prozent steigern. Als quasi Zwischenlösung wollen wir auf nachhaltige HVO-Kraftstoffe setzen, mit denen CO2-Einsparungen von bis zu 90 Prozent laut Herstellerangaben erzielt werden können.

Letzte Frage: Hödlmayr hat sich auch zu einem „Mobility Provider“ entwickelt, hieß es unlängst in einer Aussendung. Was bedeutet das konkret?
Horvath:
Manche von unseren Neukunden benötigen neben der klassischen Fahrzeuglogistik auch noch weitere Dienstleistungen. Der E-Auto-Hersteller Polestar braucht zum Beispiel den ganz normalen Transport, aber zusätzlich auch die Hauszustellung der Fahrzeuge. Wenn also jemand über das Internet den Wagen kauft und das Kästchen „Hauszustellung“ anklickt, dann wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein Hödlmayr-Mitarbeiter in Polestar-Gewand zunächst das Auto zum Endkunden fahren und ihm anschließend das Fahrzeug dann auch einrichten und erklären. Das ist eine Neuheit – nicht nur für uns, sondern für die gesamte Branche, weil solche Dienstleistungen früher immer dem Händler vorbehalten waren. Andere, asiatische Neukunden brauchen jemanden, der ein Gesamt-Logistikkonzept für Europa anbieten kann bzw. der ihnen erklärt, wie Europa funktioniert – das kann Hödlmayr aufgrund der jahrezehntelangen Erfahrung anbieten. Diese Entwicklung zeigt, dass in den nächsten Jahren völlig neue Dienstleistungsparameter entstehen werden.


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