Die Welt hat viele Krisen erlebt, die sich drastisch auf die Automobilbranche ausgewirkt haben. Wie erging es Hödlmayr als Fertigfahrzeuglogistiker hierbei?
Sundl: Aufgrund der vielen Krisen der letzten Jahre (Corona, Chip-Versorgung, Ukraine-Krieg) wurde unsere Branche sehr schwer getroffen, weil die Automobilproduzenten einen ziemlich radikalen Kurs gefahren sind. Sie haben ihre Werke mehr oder weniger abgedreht – das ist die Kurzfassung. Damals war das vielleicht aus ihrer Sicht die richtige Strategie. Sie haben aber mittlerweile erkannt, wie wichtig wir in der Logistikkette sind, und betrachten uns im Vergleich zu damals mehr als Partner im Netzwerk. Die Krisen haben aber auch dazu geführt, dass sich manche Mitbewerber aus dem Markt zurückgezogen haben. Die Folge: Der Verband der Europäischen Fahrzeuglogistik (ECG) geht davon aus, dass die Kapazitäten um ungefähr 30 Prozent gesunken sind. Und natürlich kommt hier auch noch dazu, dass die Fahrer fehlen, wodurch einsatzbereite Lkw teilweise nicht fahren können.
Das sind schwierige Rahmenbedingungen.
Sundl: Auf jeden Fall. Es ist viel passiert und es hat sich viel geändert. Wir müssen uns seit kurzer Zeit mit einem neuen Logistikzugang unserer OEM auseinandersetzen. Sie laden uns nämlich mittlerweile zu strategischen Gesprächen ein. Vor 2019 wäre es undenkbar gewesen, dass uns ein großer Hersteller fragt, was wir denn für eine Meinung zum Thema Logistik haben. Früher wurden Verkehre ausgeschrieben und wir haben angeboten. Und heute werden wir von namhaften, auch europäischen, Herstellern eingeladen, Logistikkonzepte zu besprechen. In Deutschland gibt es schon zwei sehr große Hersteller, die keine Relationen mehr, sondern Netzwerke ausschreiben wollen. Das heißt, sie schreiben zum Beispiel die komplette Logistik für Südosteuropa aus und erwarten dann von uns Fahrzeuglogistikern Konzepte, die diese komplette Region abdecken. Damit wollen sie die Komplexität in ihrem Netzwerk reduzieren.