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Historisches Transportprojekt

In den kommenden Jahren wird Felbermayr einige 1.000 Transporte für eine etwa 800 Kilometer lange Stromtrasse durchführen. Damit sollen künftig die großen Windstrommengen vom Norden in den Süden Deutschlands geliefert werden.
Für die Transporte sind brandneue Achslinien des Herstellers Goldhofer sowie die leistungsstarken 4-Achs-Zugmaschinen der Marke MAN TGX 41.640 im Einsatz.
Aufgrund des Gewichtes von bis zu 100 Tonnen kommt der Ladegutsicherung der Spulen besondere Bedeutung zu. Dafür entwickelte der Felbermayr-Bereich Engineered Solutions eine spezielle Vorrichtung. Diese wurde auch im Hause Felbermayr gefertigt.
Fotos: Felbermayr Holding GmbH
An mehreren Abspulplätzen in Deutschland hat der Abspulvorgang bereits begonnen. Ein effizienter Einsatz von Personal und Technik ermöglicht den reibungslosen Ablauf an mehreren Baustellen gleichzeitig.
Fotos: Felbermayr Holding GmbH

Mit Schwertransporten für die größten Kabeltrommeln der Welt hat Anfang vergangenen Jahres ein historisches Transportprojekt für Felbermayr begonnen. Für den Bau der bedeutenden Energie-Infrastrukturprojekte „SuedLink“ sowie „SuedOstLink“ wird Felbermayr in den kommenden Jahren rund 3.000 Transporte mit bis zu 43 Metern Länge und 180 Tonnen durchführen. Neben Transporten zu strategischen Lagerstätten hat im Sommer dieses Jahres auch die Auslieferung an die Abspulplätze begonnen.

„Was wir hier leisten, übertrifft alles, was ich in meiner Karriere bisher gesehen habe“, zeigt sich Holger Kunz beeindruckt. Dabei ist der erfahrene Logistiker seit fast zwei Jahrzehnten in der Schwertransportbranche tätig. Seit über drei Jahren ist er Leiter der Felbermayr-Niederlassung in Memmingen. „Wir sprechen hier nicht nur über eine immense Anzahl von Transporten, sondern auch über die komplexe Abstimmung mit verschiedensten Partnern – vom Vorhabenträger bis hin zu den Kabelherstellern und schließlich über eine nie dagewesene Dichte an Transportgenehmigungen“, fasst Kunz das Megaprojekt zusammen.

Rund 3.000 Transporte insgesamt
Konkret werden bereits seit Anfang vergangenen Jahres für das Projekt SuedLink die Kabeltrommeln zu strategischen Lagerstätten entlang der Trasse gefahren. Für das Projekt SuedOstLink können diese direkt zu den Abspulplätzen transportiert werden. Bis zur Fertigstellung der Trassen werde das Felbermayr-Team samt Rücktransport der leeren Kabeltrommeln rund 3.000 Transporte durchgeführt haben.

Aufwendige Genehmigungsverfahren
„Eine unserer Kernaufgaben ist es, über die gesamte Dauer des Projekts hinweg eine konstante Lieferkette aufrechtzuerhalten“, so Kunz. Die Transporte an sich sind dabei jedoch nicht die größte Herausforderung, sondern deren Vorbereitung. Denn: Für jede Straße und jede Brücke, die befahren werden soll, muss eine eigene Genehmigung eingeholt werden. Ein Unterfangen, das in Deutschland aufgrund maroder Infrastruktur und überlasteter Ämter oftmals zum Spießrutenlauf wird. „In Hessen konnten wir beispielsweise über zehn Monate hinweg immer die gleiche Strecke fahren, bis eine Brücke – unabhängig von unseren Transporten – abgelastet wurde. Somit mussten wir wieder eine neue Strecke finden und zugehörige Genehmigungen beim Amt beantragen“, gibt Kunz ein Beispiel aus dem schwierigen Arbeitsalltag. Insgesamt habe man im Vorfeld bereits unzählige Genehmigungen eingeholt. Diese gelte es über die kommenden Jahre aufrechtzuerhalten.

Streckenverhältnisse entscheidend
Die Kabeltrommeln werden per Binnenschiff aus Frankreich nach Deutschland geliefert. „Ab da übernehmen wir“, so Kunz. Dafür habe sich das Transport-Team aus Memmingen mit drei verschiedenen Transport-Konfigurationen vorbereitet. „Entscheidend für die Auswahl unserer Transportmittel ist vor allem die Raumgeometrie der Strecke“, meint Kunz. Um die bis zu 100 Tonnen schweren Kabeltrommeln zu transportieren, habe das Team je nach Streckengegebenheit unterschiedliche modulare Achslinien im Einsatz. „Wenn wir genügend Platz haben, fahren wir mit einem Plateausattel. Höhenproblemen entgegnen wir mit einer Kesselbrücke und bei besonders engen Straßenverhältnissen können wir mithilfe von Selbstfahrern unsere Transportlänge auf ein absolutes Minimum reduzieren“, verrät Kunz. Gezogen werden die Achslinien des Herstellers Goldhofer von den eigenen 4-Achs-Zugmaschinen der Marke MAN TGX 41.640.

Abspulvorrichtung in Eigenanfertigung
Um die Kabel von den Trommeln in die Trassen abspulen zu können, hat sich das Felbermayr-Team mit dem Lieferanten zusammengetan und eine eigene Abspulvorrichtung angefertigt. „Wir haben die Vorrichtung so konzipiert, dass sie auf alle Fahrzeugtypen passt, das bietet uns ein Maximum an Flexibilität“, so Kunz. Aber nicht nur das: Eine weitere Besonderheit befindet sich bereits am Fahrzeug selbst: „Bisher wurden solche Vorrichtungen immer auf einem Hilfsrahmen montiert. Diesen konnten wir weglassen, da unsere Modulachsen bereits damit ausgestattet sind“, sagt Kunz. Unter der Aufsicht eines Supervisors von Felbermayr werden dann jeweils die Rollen abgespult und in den Kabelgraben verlegt.

Hubgerüst von Engineered Solutions
Eine weitere Besonderheit für dieses Projekt entstand in Zusammenarbeit mit den Kollegen von Engineered Solutions aus Krefeld. Beim Austausch der leeren Kabeltrommeln stand man vor zweierlei Herausforderungen: Zum einen sei man aufgrund der Transportgesamtlängen oftmals nicht bis zu den Abspulplätzen gekommen, zum anderen war nach einer Transportnacht auch die maximale Lenkerzeit der Fahrer erreicht. „Im Fokus aller unserer Arbeiten steht, das Zusammenspiel zwischen Personal und Technik so effizient wie möglich zu gestalten“, erklärt Kunz. Deshalb habe man eigens für die Projekte ein Hubgerüst mit 200 Tonnen Hubkraft und vier Hydraulikzylindern in die Logistikkette integriert. „Damit können wir die leeren Kabeltrommeln austauschen, ohne die Fahrzeuge rangieren zu müssen“, so Kunz. Trotz der enormen Anforderungen, die es in dieser Form „sicher kein zweites Mal geben wird“, so Kunz, habe das Felbermayr-Team bereits einige der Transporte erfolgreich absolvieren können. Dieser Erfolg stützt sich für Kunz vor allem auf die enorme Bandbreite an Dienstleistungen, die im eigenen Hause abgewickelt werden können. „Egal ob Transporte, Equipment, Fachpersonal oder beim Engineering – wir sind nicht auf externe Dienstleister angewiesen. Das macht uns sehr flexibel“, so Kunz abschließend.


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