Verkehr: Herr Ban, wie hat sich das Geschäft des Hafens Koper in den letzten Jahren entwickelt? Welche Trends haben Sie in dieser Zeit beobachtet?
Gordan Ban: Die letzten Jahre waren definitiv erfolgreich, was das Umschlagvolumen, neue Investitionen und finanzielle Ergebnisse anbelangt. Wir haben mehrere historische Meilensteine erreicht, wie zum Beispiel 1 Million umgeschlagene TEU und 800.000 umgeschlagene Fahrzeuge. Es war auch eine intensive Investitionsperiode, in der wir verschiedene Infrastrukturprojekte abgeschlossen haben. In den letzten drei Jahren haben wir 172 Millionen Euro für den Bau neuer Hafenanlagen ausgegeben – für Liegeplätze, Stapelplätze für Container, Lkw-Tore oder Garagen für Autos. Natürlich erlebten wir während und nach der Pandemie turbulente Zeiten – so wie der gesamte Logistiksektor. Und als Hafenbetreiber mussten wir wie alle anderen Unternehmen, die Teil internationaler Lieferketten sind, einiges an Herausforderungen meistern.
Verkehr: Welche denn?
Ban: Die letzten Jahre waren durch die instabile Lage der globalen Logistik mit ständigen Änderungen bei den Schifffahrtsdiensten, den Schließungen der chinesischen Häfen oder Störungen in den Produktionsanlagen gekennzeichnet. Als Hafen erlebten wir das vor allem am Containerterminal mit Verspätungen oder konzentrierten Ankünften von Containerschiffen und einem langsameren Containerumschlag. Dadurch sahen wir uns mit einer erhöhten Auslastung der Anlagen konfrontiert und mussten bestimmte Maßnahmen ergreifen, um die volle Funktionsfähigkeit des Terminals und einen zuverlässigen Service sicherzustellen.
Verkehr: Welche Ziele hat der Hafen Koper für 2023?
Ban: Generell wollen wir unsere Position als führender Container- und Autoterminal in der Region und darüber hinaus halten. Dies geschieht durch kontinuierliche Investitionen in Infrastruktur, Ausrüstung und Personal. Aber auch durch Investitionen in IT-Projekte, die darauf abzielen, die Leistung der Terminals, die Sicherheit, die Planung und das Kundenerlebnis zu verbessern. 2023 nehmen wir insgesamt 58 Millionen Euro für verschiedene Investitionen in die Hand.
Verkehr: Welche neuen Entwicklungen plant der Hafen?
Ban: Wir haben derzeit zwei aktive Baustellen. Die erste ist das neue Lkw-Terminal, das in der Nähe des östlichen Lkw-Tors gebaut wird. Die Investition soll Ende 2023 abgeschlossen sein und wird die interne Logistik verbessern – aber auch die Straßen rund um Koper entlasten.
In der zweiten Hälfte des Jahres 2023 planen wir die Eröffnung eines neuen Autolagers mit einer Kapazität von 3.500 Fahrzeugen und die Verlegung unseres internen Lkw-Terminals für den Automobilsektor näher an das Tor des Ausgangshafens. Was das Automobilsegment betrifft, so haben wir im östlichen Teil des Hafens noch Platz für eine Erweiterung. In der nächsten Phase, nach 2023, wird Platz für weitere 8.000 Einheiten zur Verfügung stehen. Wir planen auch einen zweiten Ro-Ro-Liegeplatz im Becken 3, der die Abfertigung von drei Autotransportern ermöglichen wird.
Was das Containersegment anbelangt, so haben wir im vergangenen Jahr die Erweiterung des südlichen Teils von Pier I abgeschlossen. Der nächste Schritt wird die Erweiterung des nördlichen Teils sein. Wir investieren auch, um im Bereich Energieversorgung unabhängiger zu werden. Bis zum Jahr 2030 wollen wir insgesamt 10 MW an Photovoltaikanlagen errichten. Die sollen uns dabei helfen, ausreichend Strom für die immer größer werdenden elektrisch betriebenen Hafenmaschinen bereitzustellen.
Verkehr: Wo sehen Sie die Position von Koper im Vergleich zu anderen europäischen Häfen?
Ban: Der Hafen von Koper hat einen großen geografischen Vorteil durch die unmittelbare Nähe zur CEE-Region. Als Hafenbetreiber sind wir uns bewusst, dass es notwendig ist, für ein weiteres Mengenwachstum eine angemessene Infrastruktur zu schaffen. Das Hinterland, insbesondere die Eisenbahninfrastruktur, ist dabei von entscheidender Bedeutung, wenn wir als zuverlässiger und effektiver Transportweg anerkannt werden wollen. Wir freuen uns, dass der Bau der zweiten Eisenbahnlinie zwischen Koper und Divača planmäßig voranschreitet und bis 2026 abgeschlossen sein soll. In der Zwischenzeit bereiten wir uns darauf vor, zusätzliche Hafenkapazitäten für die Zeit nach der Fertigstellung zu schaffen. Wir sehen, dass sich auch andere Häfen an der Adria nachhaltig entwickeln, und das trägt zur Attraktivität der gesamten adriatischen Transportroute bei. Das kommt letztendlich dem gesamten Logistiksektor dieser Region zugute.
Verkehr: Wohin wird sich der internationale Güterverkehr Ihrer Meinung nach entwickeln?
Ban: Generell wird das wirschaftliche Umfeld immer unvorhersehbarer: technologischer Fortschritt und sich verändernde Geschäftsmodelle, „Reshoring“-Trends, komplexe geopolitische Situationen, ökologische und soziale Fragen. Was auch immer an Herausforderungen auf uns zukommt, es wird entscheidend sein, dass wir unsere Abläufe und Prozesse rechtzeitig darauf vorbereiten. Aber ein Risiko für unerwartete Bedrohungen bleibt immer. Wir leben einfach in einer Zeit, in der wir es alle paar Jahre mit einem „neuen Normalzustand“ zu tun bekommen.
Vielen Dank für das Gespräch!