Seit vier Jahren wird in Wien evaluiert, wie sich Paketboxen auf die Ökologisierung der urbanen KEP-Logistik auswirken. In solchen Systemen werden derzeit rund 13 Prozent aller in Wien zugestellten Pakete abgelegt und von den Empfängern entgegengenommen – das sind 65.000 der 500.000 täglich in Wien zugestellten Pakete. Diese Zahlen wurden kürzlich bei einem Webinar der Wirtschaftskammer Wien präsentiert.
2019 gab es 250 Paketboxen im Wiener Stadtgebiet. Heute sind es bereits 688, die über eine Gesamtkapazität von 66.000 Fächern verfügen – 49.000 davon gehören der Österreichischen Post. Derzeit bieten in Wien zehn Akteure Paketboxen an, wobei die Post und Amazon die Platzhirsche sind und sich ein Drittel der vorhandenen Fächer teilen. Doch auch Anbieter wie Tamburi oder Myflexbox erleben ein starkes Wachstum und expandieren im gesamten Stadtgebiet, wie der Logistik-Unternehmensberater Gerald Gregori bei diesem Webinar berichtete.
Offene Systeme gewinnen an Fläche
Gregori, der die Evaluierungen für die Paketboxen für die WK Wien durchführte, stellt bei den offenen Paketbox-Systemen ein stärkeres Wachstum fest als bei den geschlossenen Systemen von der Post und Amazon, die nur Pakete im eigenen Regime in ihre Boxen einbringen. Amazon stellt derzeit 4.500 Fächer zur Verfügung, Myflexbox rund 9.500 und A1 2.100 Boxen, um nur drei Beispiele zu nennen. Gregori: „Diese Entwicklung zeigt, dass Paketboxen in der städtischen Logistik einen Mehrwert darstellen.“ Derzeit laufen verschiedene Pilotprojekte, die erforschen, wie das System weiter optimiert werden kann. So engagieren sich beispielsweise auch die Wiener Lokalbahnen in diesem Bereich mit ihrem Konzept WienBox.
Grüne Zustellkonzepte
Steigende Paketzahlen provozieren auch steigenden Verpackungsabfall. 181 Millionen Pakete hat alleine die Österreichische Post im Vorjahr in Österreich ausgeliefert, alle KEP-Dienstleister zusammen brachten es auf 350 Millionen. Das lässt erahnen, wie viel Abfall bzw. Verpackungsmüll anfällt. Dem will die Österreichische Post mit einer Mehrweg-Verpackung entgegenwirken. Im Juli dieses Jahres wird das Konzept der Mehrweg-Verpackung auf dem Markt eingeführt, nachdem ein sechsmonatiger Pilot-Versuch mit fünf Handelsunternehmen erfolgversprechend verlaufen ist.
Wer Pakete verschickt, kann die Ware in einer von der Post angebotenen Mehrweg-Verpackung aus Karton oder Kunststoff versenden. Der Empfänger entnimmt den Inhalt, faltet dann den Karton zusammen und wirft ihn in den nächsten Postkasten. So gelangt er dann zurück zum Absender, der ihn prüft, reinigt und wieder für den nächsten Versand verwendet. Der Pilotversuch mit 10.000 verschickten Paketen hat gezeigt, dass sich der Karton, je nach Ware, durchaus fünfmal im Rundlauf verwenden lässt, wie Marc Sarmiento, Leiter Forschung und Entwicklung bei der Post, berichtete.
Fazit: Eine Mehrweg-Verpackung ist umsetzbar. 85 Prozent der Empfänger wären bereit, Pfand für eine solche Lieferung zu bezahlen. Allerdings sind nur wenige einverstanden, dafür höhere Kosten in Kauf zu nehmen, so Sarmiento beim Webinar.