Der Industriepark Würth gilt als eines der modernsten Logistikzentren für Industriebelieferung in ganz Europa. Auf rund 70.000 qm werden rund 20.000 Kunden mit Produktionsmitteln sowie Hilfs- und Betriebsstoffen sicher beliefert, wobei täglich etwa 500 t Ware das Herzstück in Bad Mergentheim verlassen. Dabei kommen moderne, vollautomatisierte Hochregal- und Shuttleläger mit einer Kapazität von über 700.000 Lagerplätzen, eine 34 km lange Fördertechnik, autonom fahrende Behältershuttles, Kameraprüfsysteme sowie selbstlernende Roboter zum Einsatz – und das mit dem Ziel einer optimierten Arbeitsplatzergonomie durch die Übernahme von körperlich belastenden Aufgaben sowie einem erhöhten Automatisierungs- und Digitalisierungsgrad.
235.000 Palettenlagerplätze
Um die Versorgungssicherheit aller Kunden auf europäischer Ebene langfristig zu sichern sowie den Ansprüchen eines stetig wachsenden Produktsortiments von aktuell 1,4 Millionen Artikeln gerecht zu werden, investierte die Würth Industrie Service über 30 Millionen Euro in den Bau eines neuen, automatisierten Hochregallagers: 50 Meter hoch, 34 Meter breit, 121 Meter lang. In Summe erweitert der C-Teile-Spezialist seine Kapazitäten um 59.000 zusätzliche Paletten-Stellplätze. Insgesamt stehen damit am Standort 235.000 Palettenlagerplätze im Hochregallager zur Verfügung.
Energiesparende Regalbediengeräte
Als Herzstück inmitten des Hochregallager-Giganten übernehmen sechs schienengeführte Regalbediengeräte über eine Gassenlänge von 120 m die vollautomatisierte Ein- und Auslagerung von Paletten mit Kleinteilen im Lager. Dabei operieren sie in sechs Gassen mit einer maximalen Fahrgeschwindigkeit von 180 m/min und einer Hubgeschwindigkeit von bis zu 70 m/min. Jedes RBG verfügt über zwei Teleskopgabeln als Lastaufnahmemittel mit einer Gesamttragfähigkeit von ca. 2.400 kg. Die effizienten, 46 m hohen Regalbediengeräte sind durch ihre einsäulige Bauart besonders platzsparend und können mit ihren jeweils zwei Lastaufnahmemitteln bis zu 600 Paletten-Bewegungen pro Stunde ausführen. Und das noch dazu energiesparend: Denn per Zwischenkreiskopplung, welche die Energie zwischen zwei Antrieben sinnvoll umlenken kann, wird der Energiebedarf der Regalbediengeräte optimiert.
Automatisierungsstrategie
Mit Hilfe der direkten Integration der Hochregalerweiterung in die Bestandsanlage setzt das Unternehmen seine konsequente Automatisierungsstrategie fort. Zur nahtlosen Implementierung setzt der C-Teile-Experte auf seine erfahrenen Partner sowie Spezialistinnen und Spezialisten der IT. Durch die doppeltiefe Ausführung der äußeren Gassen konnte neben der Statik auch die Lagerdichte optimiert werden – und das bei einem gleichzeitig deutlich geringeren Flächenbedarf. Aktuell können rund 60 verschiedene Ziele, darunter Kommissionier-Roboter oder Versandabnahmepunkte, aus dem neuen Hochregallager angefahren werden. Durch das automatische Zusammenspiel prozessseitiger Priorisierung und technischer Auslastungssteuerung ermöglichen die Systeme einen sich stetig selbst optimierenden Materialfluss. Außerdem kontrolliert ein eigens neuentwickelter Materialflussrechner jede Paletten-Bewegung. Dank seiner Microservice-Architektur konnten die Gassen schrittweise in Betrieb genommen werden – und das ohne den laufenden Logistikbetrieb zu unterbrechen. Aufgrund der engen Abstimmung zwischen Logistik, Betriebstechnik und IT erfolgte die Inbetriebnahme völlig reibungslos unter stetiger Berücksichtigung von behördlichen Auflagen sowie statischer Vorgaben.
Logistik im ständigen Entwicklungsprozess
„Mit der Inbetriebnahme schließen wir einen der größten Bauabschnitte im Hochregallagerbereich erfolgreich ab. Dabei sichert die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Logistik mittels innovativer Technologien und neuartiger Ansätze nicht nur die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens, sondern insbesondere auch die des Wirtschaftsstandorts Europa“, so Helmut Eisenkolb, Geschäftsführer für den Bereich Logistik der Würth Industrie Service. Mit seinen gigantischen Baudimensionen besticht das Hochregallager als logistischer Neubau.
„Was diese Art des Bauens betrifft, setzt das Projekt mit seiner beeindruckenden Größenordnung nicht nur neue Maßstäbe, sondern für die Kardex Mlog Division einen Europarekord“, so Lars Wagner, Projektleiter, Operations New Business Refurbishment bei MLOG Logistics GmbH.
Weiterer Rekord in Sachen Energie
Mit den aktuell umgesetzten und geplanten Baumaßnahmen stellt die Würth Industrie Service nicht nur bedeutende Weichen für die Kundenversorgung der Zukunft, sondern trägt gleichzeitig dazu bei, einen entscheidenden Beitrag zur autarken Energieversorgung am Standort zu leisten. Hierzu setzt die Würth Industrie Service auf erneuerbare Energien und stattete 2023 die Südfassade des neuen Hochregallagers mit einer zusätzlichen Photovoltaikanlage aus. Mit einer Fläche von rund 4.860 Quadratmetern, über 2.000 Modulen und einer Leistung von über 1.000 kWp – das entspricht einem prognostizierten Ertrag von ca. 800.000 kWh pro Jahr – setzt der C-Teile-Partner neue Maßstäbe: Die Anlage gilt als eines der größten Photovoltaik Fassaden-Systeme im D-A-CH-Raum. Aktuell sind am Standort Drillberg mehrere Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von knapp 2.000 kWp und einer Erzeugungsmenge von rund 1.500.000 kWh installiert. Für sein nachhaltiges Handeln wurde der C-Teile-Partner mit dem Award „Exzellente Nachhaltigkeit 2023“ ausgezeichnet.