News

Wie Logistiker den aktuellen Herausforderungen trotzen können

Foto: BVL Österreich
Foto: BVL Österreich

Der 20. Steirische Logistik Tag + Automotive Day 2024 der BVL Österreich stand im Zeichen der Sensibilisierung für die großen Themen der logistischen Gegenwart, wie KI und Überregulierung.

von: Josef Müller

Die Logistik-Branche muss sich heute beinahe täglich auf neue Veränderungen in den Supply Chains einstellen, nicht zuletzt geschuldet den politischen Krisenherden an zahlreichen Orten dieser Welt, die Transportwege völlig durcheinanderwirbeln können, wie zahlreiche Beispiele zeigen. „Die Logistik steht vor wirklich großen Herausforderungen und wir alle warten auf eine handlungsfähige neue EU-Kommission, die voraussichtlich ab Anfang Dezember ihre operative Tätigkeit aufnehmen wird“, stellte Roman Stiftner, Präsident der Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL), beim gut besuchten 20. Steirischen Logistik-Tag + Automotive Day 2024 in der Firmenzentrale der Energie Steiermark fest. Zu den großen Herausforderungen zählen seiner Einschätzung nach die hohen Standortkosten in Österreich, der Standortwettbewerb unserer Heimat gegenüber anderen Ländern sowie die Entbürokratisierung. Es braucht Wertschöpfung in Österreich, damit man nachhaltig agieren könne, und die häufig prognostizierte Transformation leidet unter den gerade nicht rosigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die am besten mit dem nüchternen Wort Rezession beschrieben werden können.

Energiewende
Am Logistik-Tag nahmen Vertreter der regionalen Logistik-Branche als auch Verlader, Bankenvertreter sowie Wissenschaftler und Forscher teil. Damit wurde ein breiter Bogen gespannt. Martin Graf, Chef der Energie Steiermark, erklärte, wie sich sein Unternehmen auf die Transformation einstellt. Im Rahmen einer Umfrage bei 22 potenten steirischen Industrieunternehmen wurde herausgearbeitet, welcher Energiebedarf sich in naher Zukunft abzeichnen wird. Nahezu alle befragten Unternehmen wollen den Gasverbrauch um 90 Prozent senken und zeigen sich empfänglich für alternative Energien, wie beispielsweise Photovoltaik. „Wir stellen uns darauf ein und investieren heuer 400 Millionen Euro in den Ausbau alternativer erneuerbarer Energie-Systeme“, so Graf. Dass dabei das Thema E-Mobilität und Bereitstellung der passenden Ladestationen landesweit ganz oben steht auf der Agenda, versteht sich von selbst.

KI dominiert
Die Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Transformations-Prozesse. „Sie ist das Beste, was uns passieren kann“, schwärmte Bernhard Hadatsch, Projektleiter bei Toyota Material Handling Austria. KI ist in der Intralogistik nicht mehr wegzudenken. Selbstlernende Roboter und schwarmintelligente Flurförderfahrzeuge dominieren mittlerweile viele Intralogistik-Zentren. Dazu kommen Drohnen, die koordinierende Funktionen übernehmen, während die Roboter in die Regale greifen und Produkte völlig autonom in die Kommissionierbox transferieren.
Aus Sicht von Toyota Material Handling sind in Europa KI-gesteuerte Lagerprozesse und intelligente Lagerhäuser die Zukunft. In Asien hingegen setzt man auf autonome Roboter, Drohnen, IoT und KI für die Supply-Chain-Optimierung.

Paketlawine meistern
Viel zu kommissionieren hat die Österreichische Post in ihren zahlreichen Logistik-Zen­tren. Allein im relativ neuen Logistik-Hub in Kalsdorf bei Graz werden täglich 300.000 Pakete umgeschlagen und den Empfängern mittels E-Fahrzeugen zugestellt. „Wir sind mehr als nur Post“, betonte Martin Kohlmayer, Leiter des Kalsdorfer Logistik-Zentrums. 200 Millionen Pakete hat die Post im Vorjahr in Summe befördert und der Trend zeigt weiter nach oben. Im ersten Halbjahr 2024 hat das Post-KEP-Geschäft um 13 Prozent zugelegt, und unterm Strich macht sich das auch in der Post-Bilanz bemerkbar. 1,4 Milliarden Euro Umsatz erzielte die Post im Vorjahr mit dem Paketgeschäft.
Ein enger Logistik-Partner ist die Post für das traditionsreiche Grazer Kaufhaus Kaster & Öhler, das neben stationären Geschäften auch mit Webshops in der DACH-Region kräftig Flagge zeigt und alle online eingekauften Produkte mit der Post auf der B2C-Schiene zustellen lässt. „Die Post macht es gut“, bescheinigt Eustachius Kreimer, Bereichsleiter Logistik bei Kastner & Öhler. Wichtig ist für ihn hierbei der interaktive Datentausch mit der Post.

Den „Regelwald“ erkunden
Nicht gerade zuträglich sind die vielen Regulierungen, mit denen Unternehmen heute konfrontiert und die gefälligst zu beachten sie „verdammt“ sind, weil sonst Konsequenzen drohen. UNO, WTO, OECD, EU oder nationale Gesetze – alle diese (und weitere) Institutionen produzieren Regeln für den Wirtschaftsverkehr. Sie alle zu überblicken, fällt gerade mittelständischen bis kleinen Unternehmen schwer, so Wolfgang Posch, Universitätsprofessor und Departmentleiter an der Montanuniversität Leoben: „Nur 30 Prozent der Unternehmen kennen heute die für sie aktuell geltenden Vorschriften.“ Und das sind meist Großunternehmen, die über das entsprechende Personal im Haus verfügen, um Licht ins Dunkel der „Regelwälder“ zu bringen. Dabei sind viele kleine Unternehmen genauso betroffen, auch wenn für sie ob ihrer betrieblichen Größe und Rahmenbedingungen diese Regeln nicht zutreffen würden. Aber: „Wenn ein solches Unternehmen Komponenten an Volkswagen in Deutschland liefert, ist es von den Regeln genauso betroffen“, erklärt Posch.


Das könnte Sie auch noch interessieren

Hämmerle Spezialtransporte aus Hard bei Bregenz in Vorarlberg steht seit über 20 Jahren für Qualität, Präzision und Zuverlässigkeit bei…

Weiterlesen
Foto: HHLA / Thies Rätzke

Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) hebt basierend auf den vorläufigen und ungeprüften Geschäftszahlen der ersten neun Monate ihre…

Weiterlesen
Foto: RCG / David Payr

Die ÖBB Rail Cargo Group (RCG) erweitert ihr Netzwerk um eine neue Direktverbindung zwischen Serbien und Kroatien. Damit werden zwei wichtige…

Weiterlesen
Foto: BARIG e.V.

SriLankan Airlines, der nationale Carrier Sri Lankas, ist neues Mitglied des Board of Airline Representatives in Germany (BARIG), der gemeinsamen…

Weiterlesen
Foto: MAGNIFIER / Adobe Stock

Forschende der TU Graz haben unterschiedliche CO2-Abscheidetechnologien für den Einsatz in der Schifffahrt bewertet. Zum Erreichen der Klimaziele…

Weiterlesen

Das sechste „Made in Austria IndustriePANEL“ zeigt, dass Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungszahlen sinken, technologische Innovationen aber…

Weiterlesen

Ende Oktober traf sich in Berlin der Bundesverband Schwertransporte und Kranarbeiten (BSK) zu seiner Jahreshauptversammlung, welche die Experten der…

Weiterlesen
Foto: ÖBB / RCG / Castillo

Die Gewinner der Supply Chain Excellence Awards (SCEA) stehen fest. In der Kategorie „The Digital Transformation Award“ geht der Preis im Jahr 2024 an…

Weiterlesen

cargo-partner wird für die österreichische Vertretung auf der EXPO 2025 in Osaka ein breites Spektrum an Logistikdienstleistungen erbringen. Ein…

Weiterlesen
Foto: Messe München

Die Nachfrage ist bereits jetzt höher als zur Vorveranstaltung im Jahr 2023. Insgesamt wird die transport logistic 2025 eine Gesamtfläche von 150.000…

Weiterlesen

Schon gehört?

Der Podcast der Internationalen Wochenzeitung Verkehr in Kooperation mit Julia Schütze.

Hören Sie hier das Interview mit Andreas Matthä, CEO der ÖBB Holding.

Wenn Sie externe Inhalte von w.soundcloud.com aktivieren, werden Daten automatisiert an diesen Anbieter übertragen.

Termine

Logistik-Wahl 2024

Datum: 06.11.2024
Ort: ÖAMTC-Zentrale, Baumgasse 129, 1030 Wien

CombiNet-Jahrestagung

Datum: 07.11.2024
Ort: Wolke 19 im Arestower, Donau-City-Straße 11, 1220 Wien

Intermodal Europe

Datum: 12.11.2024 bis 14.11.2024
Ort: Rotterdam Ahoy Centre

14. Niederösterreichischer Logistik Tag

Datum: 14.11.2024
Ort: Flughafen Wien / Vienna Airport

Mehr Termine

Verkehr im Austria Kiosk

Aktuelle ePaper-Ausgaben der Wochenzeitung Verkehr können Sie direkt im Austria Kiosk kaufen.

Anmeldung zum Newsletter

Herr / Mr  Frau / Mrs