Österreichische Ladung nimmt verstärkt ihren Weg über die adriatischen Häfen und hier vornehmlich via Koper, aber auch Triest und Rijeka kommen verstärkt auf den Radarschirm der heimischen Verlader. Der Hintergrund für diese Tendenz in Richtung Süden: Die Frachtraten sind ab der Adria günstig und wettbewerbsfähig zu den Nordhäfen, außerdem liegen die Häfen geographisch näher zu Österreich als die Nordhäfen. Wenngleich freilich ab den Nordhäfen wesentlich mehr Abfahrten geboten werden als beispielsweise ab Koper oder Triest, beobachtet Reinhard Widhofner, Line Manager bei der seit dem Jahr 1978 existierenden Wiener Reedereiagentur CargoCompass.
Die taiwanesische Reederei Yang Ming etwa, die von CargoCompass in Österreich vertreten wird, bietet einen Fernost-Service ab den Adria-Häfen an. Einmal pro Woche gibt es eine Abfahrt von Koper nach Fernost, ab Bremerhaven und Hamburg legen die Yang-Ming-Schiffe allerdings sechs Mal pro Woche ab. „Die Frachtraten ab den Südhäfen sind attraktiv“, sagt Widhofner im Gespräch mit Verkehr. Ab Koper können Verlader Plätze bei Yang Ming auch für Indien und Australien buchen.
Die Raten auf der Rennstrecke Europa–Fernost sind derzeit wieder einmal im Keller. Besonders im Verkehr nach Fernost sind die Preise bei weitem nicht so, wie es sich die Reedereien vorstellen. Sie liegen deutlich unter jenen für die Route von Fernost nach Europa. Der österreichische Markt ist sehr stark exportdominiert und es gibt kein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Exporten und Importen, was dazu führt, dass in Österreich Leercontainer Mangelware sind und für Exportladungen aus den östlichen Nachbarländern herangeschafft werden müssen.
Yang Ming setzt seit 32 Jahren auf CargoCompass
Seit 1981 ist CargoCompass als Agent für Yang Ming in Österreich tätig und steht Widhofner mit seinen drei Mitarbeitern als Ansprechpartner und für Buchungen zur Verfügung. Österreich ist ein Speditionsmarkt und das Gros der Kunden, die auf den 81 Yang-Ming-Schiffen Frachtraum buchen, sind daher Spediteure.
Seit Anfang 2012 agiert CargoCompass unter dem Dach der niederländischen Royal-Burger-Gruppe, die neben dem Agentur-Geschäft für rund 30 Reedereien weltweit auch mit ihren 400 Mitarbeitern in 27 Ländern als Logistikdienstleister sowie im Fähr- und Hafenagenturgeschäft tätig ist.
CargoCompass agentiert neben Yang Ming auch die Carrier Fednav, Sermar, OPDR und Borchard Line. Alle diese Carrier haben sich auf einzelne Fahrtgebiete konzentriert, Borchard beispielsweise auf das Fahrtgebiet Ligurien nach Israel und Levante oder OPDR von Europas Nordhäfen nach Spanien, Nordafrika, auf die Azoren und die Kanalinseln.
Sermar fährt mit seinen Kähnen von Koper nach Libyen, Ägypten, in die Türkei, den Libanon und nach Syrien. „Das ist derzeit ein schwieriges Terrain“, so Widhofner. Fednav ist ein kanadischer Bulk-Spezialist mit Abfahrten alle drei Wochen von Bremen und Antwerpen in die USA in den Bereich der großen Seen über den St.-Laurence-Strom. Container sind in diesem Fall kein Thema, auf die Schiffe werden Maschinen oder Projektladung verladen, sie sind gut ausgelastet. Die Fahrt zu den großen Seen ist stark vom Wetter abhängig, weil in den Wintermonaten der St.-Laurence-Strom zufriert und kein Verkehr möglich ist. Yang Ming bedient ebenfalls die Neue Welt, sprich: Häfen an der amerikanischen Ostküste, mit einer wöchentlichen Abfahrt, wobei die Schiffe in Europa in Bremerhaven, Antwerpen, Rotterdam und Le Havre anlegen.
Derzeit hat Yang Ming auf seinen meist 8.000-TEU-Schiffen Platz für 340.000 TEU, ab 2015 gibt es mehr Platz, weil dann 15 neue 14.000-TEU-Schiffe auf das Wasser kommen, die derzeit gerade gebaut werden. Im Jahr 2010 brachte es die Reederei auf ein Ladungsvolumen von mehr als drei Mio. TEU. Widhofner hofft, auf dem österreichischen Markt 5.000 TEU pro Jahr akquirieren zu können. Das setzt allerdings die Verfügbarkeit von ausreichend Leercontainern in Österreich voraus. Yang Ming managt die Containergestellung im Hinterland von den Häfen aus und ist gerade dabei, ein Netzwerk für das Hinterland-Container-Management zu entwickeln.
Die österreichischen Kunden schnell und effizient zu bedienen ist „für uns die halbe Miete“, weiß Widhofner aus Erfahrung. Er ist seit 1982 im Reederei-Geschäft tätig und weiß natürlich, dass die andere Hälfte der Miete ein passender Preis ausmacht. Österreichische Verlader werden von den Reedereien heiß umworben. Rund ein Fünftel des Geschäfts wird auf Basis von Jahreskontrakten abgewickelt, die restlichen vier Fünftel sind hartes „Kampfgeschäft“, also Spot-Order, die je nach Preisangebot kommen und gehen. Für heimische Verlader gut zu wissen: CargoCompass agiert für einige der von der Burger-Gruppe vertretenen Reedereien, die keine Vertretung in Österreich haben, als Ansprechpartner z.B. für BL-Einreichungen oder Buchungen.