Vergangene Woche lud der rumänische Schwarzmeerhafen zum achten Konstanza-Hafentag ins Stift Göttweig. Er wird jedes Jahr gemeinsam mit dem Mierka Donauhafen Krems veranstaltet und lockte diesmal 200 Gäste aus 16 Ländern in das Stift. Kapitän Ambroziu Duma, Operations Manager des Hafens, und Alexandru Capatu, Vertreter des Hafens in Österreich, gaben die aktuellen Wirtschaftszahlen des Jahres 2012 bekannt. Konstanza hat im vergangenen Jahr mehr Cargo umgeschlagen als 2011.
Mit 50 Mio. Tonnen legte das Volumen um vier Mio. Tonnen oder zehn Prozent zu. Beim binnenschiffseitigen Güterhandling erhöhte sich das Volumen um 34 Prozent auf rund 11 Mio. Tonnen. Beim Containerhandling hat der Hafen mit 684.000 TEU (6,6 Mio. t) gegenüber 2011 um 22.000 TEU mehr geschafft. Das Containergeschäft wird in dem von DP World gemanagten Containerterminal erbracht.
Österreich-Geschäft im Plus
Nach den von Capatu präsentierten Zahlen legte das Österreich-Aufkommen um knapp mehr als zwei Prozent auf 1,5 Mio. t zu. Davon entfielen rund eine starke Million Tonnen auf den maritimen Verkehr und 462.000 t (+120 %) auf den Binnenschiffverkehr über die Donau von und nach Österreich. Es sind vor allem Massengüter wie Kohle und Koks, die via Konstanza nach Österreich kommen. Diese Zahlen beflügeln die Hafenverantwortlichen, sie wurden nicht müde, auf die geografischen Vorteile des Hafens im Fernosttrade hinzuweisen. Vom Suez-Kanal nach Konstanza sei es näher nach Österreich als über das Mittelmeer bis zu Europas Nordhäfen.
Hub zwischen Europa und dem Nahen Osten
Duma warb um österreichische Verlader und präsentierte den Hafen als Hub zwischen Europa und dem Nahen und Mittleren Osten. Der Hafen profitiert von den Direct Calls großer Reedereien, die mit ihren Schiffen durch den Bosporus nach Konstanza fahren. Zu den Direktverkehren kommen zahlreiche Feeder-Services von kleineren Reedereien und die Ro/Ro-Verbindungen in die Türkei und zu Häfen in der Levante.
Derzeit in Entwicklung ist eine neue Ro/Ro-Verbindung für Bulk, konventionelle Ladung und Container von Konstanza zum georgischen Hafen Batumi.Demnächst wird ein entsprechendes Abkommen zwischen Georgien und Konstanza unterzeichnet; wann der Verkehr tatsächlich startet, steht allerdings noch nicht fest. Ilia Tsivadze, Marketing Manager des Hafens Batumi, präsentierte das Leistungsportfolio des Hafens, der neben Poti als wichtiger Seeumschlagsplatz für Georgien und die anderen kaukasischen Länder gilt. 1,5 Mio. t werden hier pro Jahr umgeschlagen. Beinahe 600.000 t gehen als Transit durch den Hafen, wovon rund 93 Prozent für Aserbeidschan bestimmt ist.
Aus Brasilien kommt beispielsweise in großen Mengen Rohzucker in Big Bags nach Aserbaidschan, wo er verarbeitet wird. Konstanza forciert die starke Vernetzung mit den Ländern entlang des TRACECA-Korridors von Europa Richtung China über den Kaukasus. Mit den Häfen Aktau in Kasachstan, Turkmenbashi in Turkmenistan oder Jebel Ali auf der arabischen Halbinsel werden intensive Kontakte gepflegt. Auf der anderen Seite gibt es traditionell enge Kontakte zum Hafen Rotterdam.
Neuer Masterplan
Der Hafen investiert kräftig in den weiteren infrastrukturellen Ausbau. Im Masterplan 2014 bis 2030 scheinen viele Projekte auf, die in Summe mit mehreren Hundert Mio. Euro veranschlagt sind, um den Hafen in seiner Rolle als zentraler Hub für den See- und Hinterlandverkehr zu festigen. Um den Norden mit dem Süden des Hafens besser zu verbinden, werden für 43 Mio. Euro eine neue Straßenbrücke gebaut und bahnseitige Infrastrukturausbauten realisiert. Bei den Firmenpräsentationen stellten Unternehmen wie CHS, Chimpex oder Comvex ihre Geschäftsmodelle vor.
Donau braucht politische Unterstützung
Manfred Seitz stellte die 2011 gegründete Plattform Pro Danube International (PDI) vor, als deren Generalsekretär er fungiert. PDI ist eine Vereinigung von 120 privaten Firmen, Organisationen und Institutionen, die im Güterverkehr auf der Donau etwas weiterbringen wollen. "Die Akteure wollen eine starke Stimme sein für die Entwicklung der In-frastruktur und Innovationen auf der Donau", betonte Seitz. So warnt PDI politische Entscheidungsträger davor, die Finanzmittel für die Instandhaltung der Donau als Verkehrsträger zu beschneiden.
Ungarn und Bulgarien sind aktuelle Beispiele dafür, wo aus politischen und finanziellen Gründen die Instandhaltung der Donau vernachlässigt wird. Rumänien hat 30 Donauhäfen, für die einen Masterplan zu entwickeln dringend notwendig wäre, um sie fit zu machen für den Güterverkehr. Von PDI initiiert wurde ein Masterplan LNG (Flüssigerdgas für den Schiffsantrieb) für Rhein-Main-Donau. "LNG hat großes Potenzial für die Binnenschifffahrt", ist Seitz überzeugt.
Autor: Josef Müller