Bereits zum siebten Mal fand gestern auf Einladung des Hafen Hamburg in der Hafenlounge des Hafen Wien der Jahresempfang statt. Nach der Begrüßung durch die Geschäftsführerin des Hafen Wiens, Doris Pulker-Rohrhofer präsentierten Alexander Till (Repräsentant des Hafen Hamburg in Österreich) und Axel Mattern (Vorstand Hafen Hamburg Marketing) die aktuellen Entwicklungen des Hafen Hamburg, gefolgt von zwei Keynotes von Nicola Lelli (Director - MSC Mediterranean Shipping Company Austria) über die aktuellen Entwicklungen in der Schifffahrt gefolgt von Andreas Breinbauer (Rektor und Leiter der FH-Studiengänge Logistik und Transportmanagement an der FH des BFI Wien). Er berichtete über die Neue Seidenstraße.
Rekordwerte am Hafen Hamburg
Alexander Till präsentierte, wie jedes Jahr an dieser Stelle, die neuesten Zahlen des Hafen Hamburg, die 2019 mit österreichischem Bezug umgeschlagen wurden. Im letzten Jahr waren dies 312.000 TEU, und damit eine mengemäßige Steigerung gegenüber 2018 von 17 Prozent. Gründe für diesen Zuwachs waren vor allem die Umstellung der Dienste von Hapag-Lloyd von Bremerhaven nach Hamburg und die gute Schienenanbindung von der Hansestadt nach Österreich. Bei den konventionellen Gütern waren laut Alexander Till ebenfalls Steigerungen im letzten Jahr erkennbar. So konnte ein Teilbereich der Rohstoffimporte in der Höhe von rund 1 Mio. Tonnen von voestalpine übernommen werden (für heuer werden 1,4 Mio. Tonnen erwartet). Bei einer Gesamtbetrachtung der Leistungen des Hafen Hamburgs (vom Containervolumen, den konventionellen Gütern und Stückgütern und der Tonnage der voestalpine im Import) konnte 2019 ein Plus von über 50 Prozent erreicht werden. Axel Mattern ergänzte dazu, "2019 war ein sehr erfolgreiches Jahr für den Hafen Hamburg. Wir konnten in allen Bereichen Zuwächse erwirtschaften, hier vor allem beim Seehafenhinterlandverkehr bzw. beim Bahnverkehr." Darüber hinaus betonte er, dass (wie auch schon zuletzt) in den kommenden Jahren die Digitalisierung im Fokus des Hafen Hamburg stehen wird. Hier wies er auch auf den kommende ITS Weltkongress 2021 in Hamburg hin, der in der Vorbereitung eine Reihe von Digitalisierungsprojekte initiiert hat.
MSC setzt auf Nachhaltigkeit
Nicola Lelli betonte zu Beginn seines Vortrags die enge Verbindung von MSC zum Hafen Hamburg, wird dieser doch 300 Mal pro Jahr von MSC Schiffen angefahren. 2019 wurden mit 550 Containerschiffen, 500 Häfen mit insgesamt 200 Routen weltweit angefahren. Im letzten Jahren wurden dabei 21 Millionen TEU transportiert. Die Größenentwicklung der Containerschiffe setzt sich seit Jahren fort; wurden noch 2003 durchschnittlich 2500 TEU pro Containerschiff bei MSC transportiert, erhöhte sich dieser Wert bis 2018 auf 6500 TEU. Der Trend zu größeren Schiffen hält an, auch wenn aufgrund der Effizienz hier Limits gesetzt sind. MSC investiert seit einiger Zeit in die Entwicklung von umweltschonenden Containerschiffen. Auch die Größenentwicklung der Containerschiffe trägt zur CO2-Reduktion pro Container bei. Allein von 2015 bis 2018 konnten laut Lelli die CO2-Emmissionen pro Transport um 13 Prozent gesenkt werden. Die letzte MSC Entwicklung, die MSC Gülsün ist das derzeit größte Containerschiff der Welt mit beeindruckenden Maßen: 400 Meter lang, 61,5 Meter breit und kann bis zu 23.756 Continer transportieren. Damit kann der geringste carbon footprint derzeit von 7,49 Gramm CO2 für den Transport von 1 Tonne pro 1 nautischen Meile erreicht werden, und ist damit um knapp 50 Prozent effizienter und nachhaltiger als die durchschnittlichen Containerschiffe bei MSC. Die weiteren Entwicklungen in Richtung Dekarbonisierung gehen bei MSC vor allem in Richtung dem Einsatz modernerner Motoren und widerstandsoptimierten Schiffsanstrichen, und die Testung von alternativen Kraftstoffen. In den kommenden Jahren soll bis 2023 gemeinsam mit anderen Unternehmen ein 5 Milliarden Fonds für die Entwicklung von modernen und nachhaltigen Schiffen aufgebaut werden. Die Finanzierung dieses Fonds könnte in Richtung gehen, dass die beteiligetn Unternehmen jeweils 2 Dollar pro transportierter Tonne einzahlen, um die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten ausführen zu können.
Die Neue Seidenstraße
Zum Abschluss des Jahresempfangs brachte noch Andreas Breinbauer einen aktuellen Überblick über die Neue Seidenstraße. Er betonte, "Die Neue Seidenstraße ist keinefalls "nur" ein Infrastrukturprojekt, wie es oftmals fälschlicherweise erwähnt wird. Für China ist die Neue Seidenstraße auf den folgenden fünf Säulen aufgebaut: die internationale Zusammenarbeit in den Bereichen Politik, Finanzierung, Infrastruktur, Handel & Investitionen und im Bereich der Völkerverständigung." Diese Zusammenhänge sind für ihn wichtig zu berücksichtigen, will man die langfristige Strategie Chinas erkennen. Die zukünftige Entwicklung der Neue Seidenstraße wird für Breinbauer, vor allem auch durch die teilweisen negativen Meinungen darüber ausserhalb Chinas, in die folgenden Richtungen gehen: China will die Korruption zurückdrängen, die Finanzierungen soll zukünftig multinationaler und nachhaltiger gestaltet werden und es sollen mehr konkrete Projekte initiiert werden, an denen auch internationale Firmen partizipieren sollen. Die Zusammenarbeit mit Europa will China, auch mit Blick auf die Handelskonflikte mit den USA, ausbauen. Hier hat vor allem Europa noch seine Hausaufgaben zu machen, will es möglichst geeint und gestärkt mit China auf Augenhöhe zusammenarbeiten.