Über der deutschen Handelsschifffahrt kreist der Pleitegeier. „Insolvenzen von Schiffen sind mittlerweile an der Tagesordnung", gibt Michael Behrendt, Präsident des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) zu. Mehr als 100 Schiffe seien bereits in die Pleite gefahren. Die deutsche Handelsflotte werde kleiner - zum ersten Mal seit Jahrzehnten. Immer mehr Schiffe würden abgewrackt oder verkauft. Die Schifffahrtsbranche steckt im fünften Jahr in der Krise, weil hohe Überkapazitäten die Fracht- und Charterraten drücken. Viele Reeder sind kaum in der Lage, die hohen Treibstoffkosten zu bezahlen und geraten so mit ihren Kreditzahlungen in Rückstand. Für die Banken ist das Schifffahrtsgeschäft wegen der ständigen Höhen und Tiefen weniger attraktiv geworden. Zudem müssen die großvolumigen Finanzierungen, die über viele Jahre laufen, mit mehr Eigenkapital unterlegt werden. Die deutsche Commerzbank, lange Zeit Nummer zwei bei Schiffsfinanzierungen in Deutschland hinter der HSH Nordbank, entschloss sich daher zum Rückzug aus diesem Geschäft. Nicht viel erwarten kann sich die Branche von der Regierung in Berlin. Kanzerlin Angela Merkel hatte den Wünschen der Reeder nach einem staatlichen Hilfsprogramm eine klare Abfuhr erteilt. „Wir werden die bestehenden Instrumente beibehalten und flexibel nutzen", sagte sie. Daneben soll im Dialog mit den Reedern weiter nach Möglichkeiten gesucht werden, um die Finanzierung „auch in schwierigen Zeiten" zu sichern. Wie diese aussehen könnten, ließ die Kanzlerin allerdings offen.