Der in Schwechat bei Wien ansässige Container-Operator Roland Spedition feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Ein so rundes Jubiläum bietet einen guten Anlass für eine Rückschau und Standortbestimmung sowie einen Ausblick in die Zukunft.
Begonnen hat alles im Jahr 1982, als Heinz Gutjahr, Vater vom jetzigen Geschäftsführer und Miteigentümer Christian Gutjahr, den richtigen „Riecher“ hatte und die Spedition Roland gründete und so in das beginnende Container-Operating-Geschäft einstieg. Anfänglich wurden Speditions- und Projektgeschäfte abgewickelt, das später in den Container-Bereich ausgeweitet wurde. In den vergangenen 40 Jahren entwickelte sich Roland Spedition zu dem, was es heute ist: Österreichs größter privater Container-Operator.
Als Geschäftsführer und Eigentümer stehen Christian Gutjahr und Nikolaus Hirnschall an der Spitze des Unternehmens, das 50 Mitarbeitern in Schwechat und Wals bei Salzburg beschäftigt und einen Jahresumsatz von 65 Millionen Euro erwirtschaftet. Beide Herren haben im Jahr 2005 von Renate Gutjahr die Verantwortung übernommen und entwickelten die Roland Spedition seither kontinuierlich als neutralen Operator – was Hirnschall wichtig ist ausdrücklich zu betonen – mit Fokus auf die Speditions- und Reederei-Kunden zu einem Fixstern in der Logistik-Branche weiter.
Solide Werte als Erfolgskonzept
Was schon am Beginn ihrer Tätigkeit galt, gilt auch heute noch unumstößlich, wie Hirnschall im Gespräch mit Verkehr hervorstreicht: „Wir erliegen keinem Expansionswahnsinn, sondern wollen uns solide weiterentwickeln und dem Kunden das an Leistung und Qualität bieten, was er verlangt.“ Eine passable Qualität zu bie-ten, war in den vergangenen Monaten in Zeiten der Corona-Pandemie nicht gerade ein leichtes Unterfangen – zu oft mussten Fahrpläne für die Züge geändert werden, wurden Lieferketten notleidend und „mussten wir unsere Fähigkeit, flexibel zu sein, ordentlich unter Beweis stellen“, so Hirnschall weiter.
Das Jahr 2021 war sehr herausfordernd, erinnert sich der Geschäftsführer. „Wir hatten wegen der Corona-Krise doppelt so viel Arbeit, weil Züge immer wieder neu disponiert werden mussten und wir mit allen Kräften versucht haben, unsere Kunden trotzdem zufriedenzustellen.“
160.000 TEU brachten Gutjahr und Hirnschall und ihr Team im Vorjahr auf die Kombi-Schiene. Täglich bringen die im Auftrag von Roland fahrenden Züge die Container von den für Österreich wichtigen Seehäfen Hamburg und Bremische Häfen nach Österreich oder umgekehrt die Exportcontainer in diese Häfen. Zwischen diesen beiden Häfen und österreichischen Kombi-Terminals produziert Roland die Züge in Eigenregie, sprich man ist selbst für die Auslastung der Züge verantwortlich. Als Traktionspartner hat Roland Spedition das Eisenbahnverkehrsunternehmen WLC (Wiener Lokalbahnen Cargo) mit im Boot, und diese Kooperation läuft seit Jahren ausgezeichnet.
Eine Frage der Auslastung
Die betriebswirtschaftlich bestmögliche Auslastung der Züge zu erreichen, ist eine große Herausforderung, zumal die Paarigkeit bei diesen Verkehren nicht immer kalkulierbar ist, aber gerade konkurrenzfähige Preise auf dem Prinzip der Paarigkeit basieren. Einmal kommen mehr Importcontainer nach Österreich, mal geht wieder ein großer Schwung an österreichischen Exportcontainern in Richtung Seehäfen ab. In beiden Fällen gilt es, die Boxen möglichst rasch zu transportieren, um Schiffsabfahrten zu erreichen bzw. bei den Empfängern zeitnah auszuliefern. Roland bietet Spediteuren und Reedern das Container-Operating aber auch zu allen anderen europäischen Häfen an – hierfür wird auf verlässliche Partner zurückgegriffen.
Vielseitiges Portfolio
Roland ist nicht nur Container-Operator, sondern offeriert auch zusätzliche Dienstleistungen wie den straßenseitigen Vor- und Nachlauf sowie Verzollung etc. Für das Trucking in der Fläche beschäftigt Roland zahlreiche Subpartner, die die Boxen zustellen bzw. abholen. Die Fahrer der Subpartner nutzen TRUDI, eine unabhängige Dispo-App, die Terminals, Speditionen und Frächter auf der letzten Meile verbindet. Über eine sichere Schnittstelle angebunden, können die Kunden Route und Position ihrer Container verfolgen und verfügen digital über sämtliche relevante Informationen. Die digitale Dokumentenablage sorgt dafür, dass wichtige Papiere immer bei der Hand sind. Die elektronische Voranmeldung am Terminal spart zudem Zeit beim Anliefern und Abholen der Container.
Diese App sieht Hirnschall als gutes Beispiel, wie man im Wettbewerb im gleichen Geschäftsfeld mit anderen Akteuren kooperieren könne. Auf IT-Ebenen über Unternehmensgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten, würde viel bringen, weil so Insellösungen vermieden und per saldo deutlich mehr Effizienz in den Transportketten erreicht würde. Hirnschall erinnert sich: „Es war eine mutige Entscheidung, als wir 2011 mit der Eigenproduktion begonnen haben.“ Selbst zu produzieren, hat den Vorteil, jederzeit auf die Ressourcen zugreifen und flexibel agieren zu können, wenn Änderungen in der Lieferkette notwendig sind. „Ich denke, wir machen das in guter Qualität und mit Professionalität.“ Dass Mitarbeiter professionell arbeiten, ist beiden Eigentümern, die von starren Hierarchien wenig halten und für alle Mitarbeiter jederzeit und direkt ansprechbar sind, sehr wichtig. Daher liegt der Fokus auch darauf, gute Mitarbeiter im eigenen Haus auszubilden. Aktuell gibt es im Unternehmen drei Lehrlinge, und im Sommer 2021 haben drei Lehrlinge ihre Ausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen, worüber man sehr stolz sei.
Oberste Prämisse: Qualität
Nicht TEU-Mengen und Expansion um jeden Preis sind für die beiden entspannt wirkenden Manager in der Zukunft das Maß aller Dinge, sondern die Qualität der zu erbringenden Leistung. Hirnschall betont: „Wir wollen in der Champions League spielen, wollen der Beste sein in unserer Klasse in Europa.“ Konkret soll das heißen: als Organisator und Ansprechpartner entlang der gesamten Container-Transportkette Projekt-orientiert arbeiten.