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„Wir wollen in Richtung Südosteuropa expandieren“

Fotos: LTE / Peter Strobl
„Zu unserer Kompetenz gehört nicht nur die Traktion, sondern auch die Erstellung von effizienten Verkehrskonzepten“, sagt Juritsch.
Fotos: LTE / Peter Strobl
„Wir wollen für unsere Kunden ein kompetenter und verlässlicher Partner in der Konzeption und Ausführung sein“, sagt Körbler.

Verkehr lud Heinrich Juritsch (Geschäftsführer der LTE Austria) und Daniel Körbler (Head of Operations bei LTE Austria) zu einem Doppel-Interview ein und sprach mit ihnen über Ziele, Performance und problematische Infrastrukturprojekte.

Die aktuelle Lage auf dem Markt beschreiben mehrere Unternehmen als gedämpft. Sehen Sie das auch so?
Juritsch:
Es gibt genug zu tun, sodass man sich nicht beschweren kann, aber gleichzeitig zu wenig, um laut jubeln zu können. Wir sind zufrieden – das auf jeden Fall. Es ist ja nicht nur der Markt aktuell schwierig, sondern wir hatten auch andere Themen, die sich auf die Branche ausgewirkt haben, wie die Lokführer-Streiks in Deutschland Anfang des Jahres. Jetzt, mit Ende des Winters und großteils auch der Schneefälle, beginnen nun wieder die Infrastruktur-Baustellen und diese bringen eigene Herausforderungen mit sich.

Körbler: Es gibt Sachen, die unsere Stimmung verbessern, darunter neue Projekte, über die ich noch nicht reden kann, aber auch auch Themen, die die Stimmung wieder drücken, wie Herr Juritsch aufgezählt hat.

LTE ist sehr diversifiziert. Welche Segmente performen gut?
Juritsch: Auf jeden Fall Automotive. Das ist ein Segment, in dem wir über die Jahre hinweg entsprechende Kompetenzen aufbauen konnten und der nach wie vor gut läuft, obwohl wir ein Transitland sind. Für unsere Kunden bieten wir End-to-end-Lösungen an und sind froh, dass es in diesem Sektor eine nach wie vor stabile Nachfrage gibt und die Exporte dementsprechend hoch sind. Hier geht es um Autos aus der Mittelklasse, der gehobenen Mittelklasse und der Oberklasse.

Das zweite gut performende Segment sind die Intermodal-Verkehre, bei denen Österreich wieder „nur“ als Transit dient. Zu unserer Kompetenz gehört hier neben der Traktion auch die Erstellung von effizienten Verkehrskonzepten. Hier schauen wir dann genau darauf, das sicherste, stabilste, kostengünstigste Konzept zu finden.

Die Bereiche Agrar und Baustoff haben sich ebenfalls gut entwickelt. Das sind die Schwerpunkte, die wir haben. Mit dieser Diversifizierung versuchen wir, nicht nur Markt-, sondern auch Kunden-technisch breit aufgestellt zu sein, um etwaige Ausfälle ausgleichen zu können.

Körbler: Ich möchte hier noch auf die Herausforderungen bei der Erfüllung der Kundenbedürfnisse eingehen. Bei vielen Projekten geht es um die Länge und die Frage, wie man beim Gewicht das Maximum herausholen und bewegen kann. Ein Verkehrskonzept für einen 700-Meter-Zug zu erstellen, bringt wenig, wenn die Anschlussbahnen nicht für diese Länge ausgelegt sind. Wir sind also gefordert, schlaue und effiziente Konzepte zu entwickeln – dafür müssen wir die Strecke ganz genau kennen. Wir wollen also für unsere Kunden ein kompetenter und verlässlicher Partner in der Konzeption und Ausführung sein.

Was wir auch seit einiger Zeit tun, ist, den Fuhrpark umzustellen – auch aufgrund von Kundenwünschen. Wir sind mittlerweile sehr stark elektrisch unterwegs, haben aber auch Eurodual- und Euro-9000-Lokomotiven im Einsatz. Das ist vor allem für grenzüberschreitende Verkehre ein großer Benefit.

Gibt es Verbindungen, die Sie heuer ausbauen, oder Bereiche, die Sie noch stärker bespielen wollen?
Juritsch:
In den Automotive-Bereich wollen wir stärker hinein und uns an den großen Tender beteiligen. Das zweite, sozusagen große, Thema ist die Erweiterung. Wir wollen in Richtung Südosteuropa bis nach Bulgarien und in die Türkei expandieren und bieten diese Strecken bereits aktiv an. Der Mehrwert für uns liegt natürlich darin, dass wir eine längere Transportkette anbieten können. Der Expansionswille unseres CEO Andreas Mandl ist aber noch nicht erschöpft – wir werden sicherlich künftig noch einiges zu berichten haben.

Ein weiteres Thema, das wir aufgreifen wollen, sind Sammelkonzepte für die Abfallwirtschaft. Diese wollen wir über österreichische Hubs abwickeln. Wir brauchen in Österreich ein Netzwerk, wo Kleinstmengen an Abfall gesammelt werden, bis sie eine Größe erreichen, die man sinnvollerweise transportieren kann. Das kann nicht ein Unternehmen in Österreich bewirtschaften, deshalb wird es eben ein Netz an verlässlichen Partnern brauchen.

Es gibt ein schmerzhaftes Thema, über das keiner gerne redet, und das ist die Infrastruktur, konkret jene in Deutschland. Dort gibt es auch abgesehen von Streiks, wie jene zu Anfang des Jahres, regelmäßige Sperren. Wie gehen Sie damit um?
Körbler:
Nur ein Beispiel will ich nennen. 2026 soll die Hochleistungsstrecke zwischen Passau und Nürnberg für mindestens zehn Monate gesperrt werden. Nun müssen jene Verkehre, die vom Ruhrgebiet Richtung Hegyeshalom (und vice versa) fahren, umgeleitet werden – und das sind beachtliche Mengen. Die ersten Modelle, die präsentiert wurden, sehen eine Umleitung über Südpolen vor. Abgesehen davon, dass viele der zu transportierenden Produkte einem strengen Zeitfaktor unterworfen sind, stellt sich hier auch die Frage, wer für die enormen Mehrkosten aufkommen wird.

Juritsch: Aber auch in Österreich soll ja in den kommenden Jahren viel gebaut werden, so sehen es zumindest die Pläne vor. Das ist alles notwendig – keine Frage. Aber es wird auch zu einer Verstopfung führen, weil ja zusätzliche Frequenz für den Personenverkehr generiert wird und da kaum noch Platz für den Güterverkehr bleibt.

Die Politik tut vermeintlich viel, um eine Verlagerung auf die Schiene zu begünstigen; in der Praxis führen diese Schritte aber oft dazu, dass es zu einer Rückverlagerung auf die Schiene kommt.
Körbler:
Das haben die Politiker in Brüssel mittlerweile auch erkannt, das wurde mir zumindest kürzlich von Insidern versichert. Und auch die Erkenntnis, dass es andere Vorgehensweisen braucht, ist angekommen. Aber wir haben ja bald die EU-Wahl und müssen abwarten, wer dann letzten Endes übernimmt.

Hätten Sie konkrete Empfehlungen an die heimische Politik? Denn heuer wird in Österreich ja auch gewählt.
Juritsch:
Also es ist klar, dass die Straßeninfrastruktur instandgehalten werden muss, genauso wie jene für die Schiene. Ich glaube, dass man hier ehrlich genug sein müsste, um eine verursachungsgerechte Zuordnung im Sinne einer Belastung zu machen, die den jeweiligen Verkehrsträger analysiert. Auch die steuerliche Ausgestaltung müsste man sich ansehen, um eine gemeinsame Basis herzustellen. Der Dieselpreis ist zum Beispiel ungefähr gleich hoch wie vor der Krise und jener für Strom steigt nach wie vor. Und man könnte sich natürlich auch Gedanken darüber machen, wie man die Infrastruktur in Österreich smart ausbaut.


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