Verkehr: Herr Hödlmayr, wie laufen die Geschäfte?
Johannes Hödlmayr: 2018 gab es extreme Schwankungen beim Verkauf und bei der Anmeldung von Autos – da mussten wir flexibel sein, um diese Schwankungen zu kompensieren. Die Marge pro transportiertem Fahrzeug ist bei uns relativ gering. Damit will ich signalisieren, dass die Vertriebsmannschaft permanent optimieren muss – und das ist die große Herausforderung. Wir haben es dennoch geschafft, etwa 1,75 Millionen Fahrzeuge zu transportieren. Ich bin besonders stolz darauf, dass es unserer Vertriebsmannschaft heuer gelungen ist, Renault als Kunden zu gewinnen. Für Renault haben wir die Lager- und Distributionslogistik für rund 30.000 Fahrzeuge pro Jahr in Österreich und Ungarn übernommen.
Welche Themen beschäftigen aktuell Ihr Unternehmen?
Hödlmayr: Ein Thema, das für uns wichtig ist, ist natürlich die Nachhaltigkeit. Wir haben eine Verantwortung gegenüber der Umwelt, und das spiegelt sich auch in unserem Fuhrpark wider. 75 Prozent der Fahrzeuge haben Euro-6-Motoren, der Rest gehört zur Klasse Euro 5.
Wie sieht es mit alternativen Antrieben aus – laufen bei Ihnen Tests in diesem Bereich?
Hödlmayr: Wir haben Fahrzeuge mit LNG-Tanks getestet. Wir haben aber ein Problem mit dieser Antriebsform, das nicht nur finanzieller Natur ist, was naheliegend wäre, denn diese Fahrzeuge sind deutlich teurer. Unser Problem ist, dass wir über Dach laden, diese Fahrzeuge aber alle nur über Hochdach-Konstruktionen verfügen. Hinzu kommt noch, dass man aufgrund des größeren Tanks Platz verliert, wodurch wir ein Auto pro Tour weniger transportieren können. Außerdem gibt es noch kein sehr gut ausgebautes LNG-Betankungsnetz. Und hier liegt der springende Punkt: Es braucht eine gescheite Infrastruktur. In Deutschland gibt es zum Beispiel erst 25 Tankstellen, die LNG anbieten. Hier hat die Politik bislang geschlafen. Wir müssen in die Infrastruktur in Österreich und Europa investieren und zwar nicht nur in puncto LNG, sondern auch generell. Man schaue sich nur die Bahn in Deutschland an: Dort müssen allein 150 Brücken saniert werden.
Apropos Bahn: Sie organisieren zwölf Ganzzüge für Transporte.
Hödlmayr: Richtig. Jetzt kommen 230 doppelstöckige Waggons hinzu. Sie werden ab 2021 die Bahnkapazitäten erweitern. Zudem haben wir 30 RoLa-Waggons gekauft. Wir werden damit den Bahn-Anteil im Unternehmen, der bei zehn Prozent liegt, verdoppeln.
Wären 50 Prozent ein Ziel?
Hödlmayr: Dazu kann ich noch nichts sagen, denn ich weiß nicht, wie viel die Politik in die Infrastruktur investieren wird. Man denke nur daran, dass der Zugang zum Hafen Koper, der wichtigste Hafen für Österreich, immer noch nur eingleisig ist. Unsere Politiker müssen Druck aufbauen, um das zu lösen.
Gibt es ausreichend Kapazitäten für eine Verlagerung?
Hödlmayr: Es fehlen hier die Lok-Führer genauso wie Lkw-Fahrer. Was macht die Politik dagegen?
Sie sind auch an dem oberösterreichischen Start-up DigiTrans beteiligt, das sich mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt. Was waren Ihre Beweggründe dafür?
Hödlmayr: Wir wollen herausfinden, was für die Branche sinnvoll ist. Und es ist sinnvoll, dafür zu sorgen, dass der Job-Titel „Berufskraftfahrer“ einen höheren Stellenwert bekommt – über neue Technologien kann dies gelingen.
Wie sollte das Ihrer Meinung nach idealerweise aussehen?
Hödlmayr: Man muss den Beruf für junge Menschen attraktiver machen. Die Initiative der Wirtschaftskammer, einen L17-Führerschein für Lkw einzuführen, ist ein guter Anfang. Mit 18 kann man dann den Führerschein für den Lkw-Anhänger machen, besitzt aber zu dem Zeitpunkt bereits über 30.000 km Kilometer an Fahrpraxis. Mit 19, statt wie aktuell mit 21, sollte man dann aus unserer Sicht mit der Ausbildung zum Berufskraftfahrer beginnen können. Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Der Job „Berufskraftfahrer“ wird erst dann „sexy“, wenn die neuen Technologien (Stichwort Digitalisierung) auch in die Realität umgesetzt werden.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview erschien ursprünglich in der Ausgabe VK 47/2019.