Das nächste große Vorhaben ist die weitere Landgewinnung von 35.000 m2 durch eine weitere Zuschüttung des Hafenbeckens direkt am Terminal 2. Mehr Kapazität, Erhöhung der Umschlagsleistung, Zentralisierung der Umschlagsanlagen, mehr Ladegleise und Installation von drei weiteren Portalkranen seien die Gründe für diesen Ausbauschritt, betonen die beiden Geschäftsführer Karin Zipperer und Herbert Groiß gegenüber Verkehr.
Neu gewonnene Landfläche
Auf der neu gewonnenen Landfläche entsteht dann der Terminal 3 neu in unmittelbarer Nachbarschaft zum jetzigen Teminal 2. Die Machbarkeitsstudie für diesen markanten Ausbauschritt liegt auf dem Tisch, die weiteren Schritte müssen mit dem Wiener Hafen abgesprochen werden, zumal das Projekt in der „Luxus“-Variante (Terminal 2 und Terminal 3) ein Investment mit mehr als 92 Mio. Euro darstellt. Wird der Terminal 3 neu als Kopfbahnhof konzipiert, kommt es billiger. Mit Luxus ist die Schwungeinfahrt in den Terminal gemeint, wie sie im Terminal 1 bereits funktioniert und welche die Durchfahrt der Züge ohne Stürzen möglich macht.
„Wir sind der europaweit einzige Terminal, in dem schon jetzt Züge nicht gestürzt werden müssen“, merkt Groiß nicht ohne Stolz an. Das bringt eine Zeit- und Kostenersparnis und kommt den Kombi-Operateuren bei deren Dispositionen durchaus entgegen. Über die Wiencont-Terminals in Freudenau werden wöchentlich rund 120 Ganzzüge im Kombi-Verkehr abgefertigt. Das Gros davon rollt von und zu Europas Nordhäfen. Kommt die Expansion wie geplant, so können in Freudenau pro Jahr bis zu 1,5 Mio. TEU umgeschlagen werden, derzeit liegt die Kapazität bei Vollauslastung bei 600.000 TEU.
Im vergangenen Jahr brachte es Wiencont auf ein Umschlagsvolumen von 478.000 TEU, was einem leichten Knick gegenüber dem Jahr 2011 entspricht. Im Terminal Freudenau lag das Minus bei vier Prozent (425.000 TEU); es müsse im Zusammenhang mit dem Konjunkturabschwung gesehen werden, erklären die beiden Manager. Stellt man die 2012er-Zahlen in einen Vergleich zu 2010, so lag das Vorjahr um 33 Prozent über dem Ergebnis von 2010.
Containerhandel floriert
Wiencont zählt zu den großen Akteuren im heimischen Containerhandel. Von Bürocontainern über Lagercontainer bis zu Wohncontainern oder gar Containeranlagen gibt es ein vielfältiges Angebot, das der heimische Kombi-Terminalbetreiber Wiencont offeriert. „Unser Vorteil ist, dass wir alles aus einer Hand anbieten können“, betont Herbert Groiß, Geschäftsführer von Wiencont. Je nach Kundenwunsch können die Container individuell beispielsweise mit Küche, Schlafplätzen, Sanitäreinrichtungen ausgestattet werden oder ganz herkömmlich als Lagercontainer genutzt werden.
Gehandelt wird mit neuen und gebrauchten Boxen, wobei das Gros Standardcontainer sind. Bahn-Kombi-Kunden sollen in Zukunft in einem One-Stop-Shop eine gesamte Trasse für ihre Züge einkaufen können und sich nicht mehr von Hafen zu Bahn, zu Operateur und zu Terminal durchhandeln müssen.
One-Stop-Shopping und Baltischer Korridor
Dieses One-Stop-Shopping soll auf den großen Bahnkorridoren installiert werden. Der Korridor Rotterdam–Genua gilt als Pilotprojekt für dieses zentrale Einkaufen von Infrastrukturkapazitäten.
Wiencont ist in den Korridor Prag–Wien–Bukarest–Konstanza involviert. Vom Baltisch-Adriatischen Korridor von Danzig bis nach Ravenna in Italien gehen schon jetzt erfreuliche Impulse aus. Der Schienenoperator Baltic Rail ist auf dieser Route schon sehr aktiv und fährt einen Ganzzug von Polen bis nach Koper. Der Zug stoppt bei Wiencont, und „das ist phantastisch, weil wir von hier Container nach Moskau schicken können“, zeigt sich Groiß erfreut. Das deshalb, weil in Katowice ein Anschluss zum russischen Breitspurnetz besteht und dort die Sendungen mit Bestimmung Russland umgeladen werden. Der Zug Polen–Koper fährt zwei Mal pro Woche.
Autor: Josef Müller