Der Zentralverband Spedition & Logistik begrüßt die im präsentierten ÖBB-Rahmenplan 2024-2029 vorgesehenen Maßnahmen für den Güterverkehr, insbesondere die Modernisierung von Güterterminals. Gleichzeitig ruft die Branche zur realistischen Betrachtung der Gesamtsituation auf und fordert verstärkte Maßnahmen zur Förderung eines umweltfreundlichen Straßengüterverkehrs. Das Klimaministerium müsse, ähnlich wie bei der Schiene, die Dekarbonisierung des Straßentransports verstärkt und mit längerem Planungshorizont fördern, um sich dem Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zumindest anzunähern.
Der richtige Ansatz, aber …
Die geplante Aufwertung teilweise überlasteter und veralteter Güterterminals im Rahmen des ÖBB-Rahmenplans ist als Schritt in die richtige Richtung zu begrüßen. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass Österreich als Binnenland im Herzen Europas von seinen Nachbarländern abhängig ist, deren Schieneninfrastruktur, wie zum Beispiel in Deutschland, nicht für eine verstärkte Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene ausreicht.
Güterverkehr auf der Straßen wird zunehmen
Eine aktuelle Studie zur Langzeitverkehrsprognose im Auftrag des deutschen Verkehrsministeriums zeigt, dass die gesamte Güterverkehrsleistung von 2019 bis 2051 um 46 Prozent ansteigen wird (1,2 Prozent pro Jahr). Der Straßengüterverkehr wird dabei – im Verhältnis stärker – um 54 Prozent wachsen. Das bedeutet, dass 4 Prozent mehr Güterverkehr auf der Straße stattfindet, während die Schiene und die Binnenschifffahrt jeweils 2 Prozentpunkte verlieren. Eine Studie von Sebastian Kummer aus dem Jahr 2021 prognostizierte bereits für Österreich einen Anstieg des Straßengütertransport-Volumens um 49 Prozent bis 2040. Allein dieser Anstieg würde zusätzliche 20 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr bedeuten. Angesichts der österreichischen Klimaziele, die eine Emissionsfreiheit des Güterverkehrs bis 2040 vorsehen, wäre das eine Entwicklung in die falsche Richtung.
Stärkere Unterstützung vonnöten
Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik, fordert: „Die Politik muss die Zeichen der Zeit erkennen und den umweltfreundlichen Straßengüterverkehr, so wie sie das bei der Schiene tut, stärker unterstützen. Mit dem zunehmenden Straßengüterverkehr steigen auch die CO2-Emissionen. Österreich hat sich das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 gesetzt. Diesem werden wir uns nur annähern, wenn wir den Straßengüterverkehr dekarbonisieren.“
Logistikbranche für Ökologisierung des Gütertransports
Die heimische Logistikbranche zeigt großes Interesse an der Ökologisierung des Gütertransports. Die hohe Nachfrage nach dem vom Klimaministerium mehrfach verschobenen Förderprogramm ENIN für emissionsfreie Nutzfahrzeuge und deren Infrastruktur unterstreicht die Bereitschaft der Branche. Allerdings stehen die verfügbaren Fördermittel in keinem angemessenen Verhältnis zur Anzahl der mehr als eine halbe Million angemeldeten LKWs in Österreich.
Fördermittel den Anforderungen der Branche anpassen
Friesz betont weiter: „Das Klimaministerium unter der Leitung von Bundesministerin Leonore Gewessler sollte angesichts des starken Interesses an einer Ökologisierung des Straßengüterverkehrs zusätzliche Budgetmittel planen und über das Jahr 2025 hinaus zur Verfügung stellen.“ Für Unternehmen bedeutet die Umstellung auf Elektro- und insbesondere Wasserstoff-Lkw enorme Investitionen in Fahrzeuge, Tank- und Ladeinfrastruktur. Deshalb wäre es an der Zeit, dass die Politik Schritt hält und sicherstellt, dass die Fördermittel den Anforderungen der Branche gerecht werden. Es sei darüber hinaus unverständlich, dass eFuels, die als schnell einsetzbare Übergangslösung genützt werden könnten, in Österreich trotz der EU-Ziele nicht gefördert werden.
Infrastruktur fehlt
Angesichts seiner geografischen Lage als Transitland ist Österreich besonders vom Güterverkehr betroffen. Effektive Lösungen zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs erfordern daher eine enge Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Dies betrifft insbesondere den Aufbau von Lade- und Tankinfrastruktur. Laut EU-Vorgaben sollen bis 2030 bereits 17 Prozent aller neu zugelassenen Lkw mit Brennstoffzellen angetrieben werden. Hierfür ist eine flächendeckende Tankinfrastruktur erforderlich, die bisher auf EU-Ebene noch nicht in Angriff genommen wurde. Die EU plant, bis 2030 auf Autobahnen alle 200 Kilometer Tankstellen einzurichten. In Österreich gibt es aber bisher insgesamt weniger als fünf Tankstellen, die für Lkw geeignet sind.