Vor etwas mehr als eineinhalb Jahren haben die beiden belgischen Häfen Antwerpen und Zeebrugge ihre Aktivitäten fusioniert. Sie treten seither als Gemeinschaftshafen Antwerpen-Zeebrugge auf und nehmen im Bereich der Seecontainer einen Marktanteil von knapp über 30 Prozent auf der Nordrange in Anspruch. „Der Merger war gut und wichtig und die Zusammenarbeit funktioniert bestens“, bilanziert Walter Holzhammer, Repräsentant für beide Häfen in Österreich und Ungarn, im Gespräch im Verkehr. Mit der Fusion können beide Hafenstandorte ihre Stärken bündeln und ihre Rolle als Universal- und Welthafen festigen.
Rückgänge beim umschlag
In den ersten neun Monaten dieses Jahres spürte die Hafengemeinschaft – wie alle anderen Häfen auch – den Rückgang beim Umschlagvolumen. Mit 204 Millionen Tonnen haben beide Häfen sechs Prozent Volumen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres eingebüßt, beim Container-Handling waren es nahezu sieben Prozent weniger. Auch in den anderen Segmenten wie trockene und flüssige Massengüter waren Rückgänge von 15 und drei Prozent bemerkbar. In diesen Zahlen spiegeln sich die wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa wider, die industrielle Produktion steht unter Druck und die weltpolitischen Ereignisse schüren derzeit nicht wirklich den Optimismus. Jacques Vandermeiren, CEO von Antwerpen-Zeebrugge, sieht kaum Zeichen für eine baldige Erholung im Containerverkehr, zumal der Trade Fernost–Europa nicht so richtig in Schwung kommt. „Wir müssen akzeptieren, dass 2023 kein Spitzenjahr sein wird“, kommentierte der Manager jüngst die aktuelle Hafenentwicklung. 2022 wurden in beiden Häfen 13,5 Millionen TEU umgeschlagen und lag das Gesamt-Umschlagvolumen bei 287 Millionen Tonnen.
Modal split
Holzhammer sieht das ähnlich. „Das Österreich-Volumen wird in diesem Jahr nicht so hoch sein wie im Vorjahr“, wobei er keine konkreten Zahlen nennen will. Antwerpen-Zeebrugge steht im Wettbewerb zu anderen Nord-, aber auch Südhäfen. Die große Entfernung zwischen Österreich und Belgien wirkt sich kostenseitig aus und Faktum ist, dass 56 Prozent aller im Hafen geladenen und gelöschten Container derzeit über die Straße ins Hinterland fahren. Der Bahnanteil liegt zwischen acht bis zehn Prozent, der Rest entfällt auf die Binnenschifffahrt.
Zwischen Österreich und Antwerpen-Zeebrugge fahren derzeit wöchentlich vier Züge mit Endstation Linz (Rail Cargo Operator) und fünf Züge nach Wolfurt (Transfracht). Dazu kommen noch MSC-eigene Züge mit zwei Fahrten nach Wien und einer Fahrt nach Linz. „Das ist weniger als noch vor einem Jahr“, so Holzhammer. Die Gründe dafür seien in den sinkenden Importen aus Fernost, aber auch in der nicht so schwungvollen Exporttätigkeit aus Österreich zu suchen. Zudem hat sich ein EVU selbst aus dem Markt genommen. Um mehr Volumen auf die Schiene zu bringen, werden gemischte Züge gefahren, sprich kontinentale und maritime Ladung auf diese gepackt, um so die Auslastung zu optimieren.